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Mein Geliebter aus den Highlands

Mein Geliebter aus den Highlands

Titel: Mein Geliebter aus den Highlands
Autoren: Hannah Howell
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die Tore ritten, ging gerade der Mond auf. Jetzt ist es Nacht. Ihr habt also drei Tage im Dunkeln verbracht, in einem Erdloch«, murmelte sie und erbebte bei dem Gedanken an ein ähnliches Schicksal. »Was habt Ihr die ganze Zeit gemacht?«
    »Nachgedacht.«
    »Ach du meine Güte. Ich fürchte, das würde mich bald in den Wahnsinn treiben.«
    »Es ist kein angenehmer Aufenthalt.«
    »Wahrhaftig nicht. Ich schätze die Dunkelheit nicht besonders«, fügte sie leise hinzu. Sie zuckte zusammen, als sich plötzlich ein langer Arm um ihre Schultern legte.
    »Das tut niemand. Vor allem, wenn sie kein Ende nimmt. Du warst also ganz allein, als sie dich erwischten. Haben sie dir etwas angetan?«
    An dem sanften, freundlichen Ton, mit dem er diese Frage stellte, erkannte Alana sogleich, was er damit meinte. Es war zwar seltsam, aber sie hatte tatsächlich keine Angst vor einer Vergewaltigung gehabt, obgleich ihre Verkleidung als Kind eigentlich nicht ausreichte, um sie davor zu bewahren. »Nay. Sie haben mich nur gepackt und über meine Frechheit geschimpft, und dann haben sie mich quer über einen Sattel geworfen.«
    Gregor lächelte. »Du warst also frech?«
    »So kann man es auch nennen. Ich sitze friedlich am Feuer und brate ein Kaninchen, das ich glücklicherweise erwischt habe. Plötzlich reiten fünf Kerle heran und sagen mir, dass ich ab sofort ihre Gefangene bin. Ich soll ihnen lieber gleich sagen, wie ich heiße, damit sie meinen Verwandten die Lösegeldforderung nennen können. Ich wiederum erkläre ihnen, dass ich einen anstrengenden Tag hinter mir habe und mich jetzt wahrhaftig nicht mit stinkenden, haarigen Männern herumschlagen möchte, die mir vorschreiben wollen, was ich zu tun habe. Sie sollten lieber zu der Höhle zurückreiten, aus der sie hervorgekrochen sind. Sinngemäß habe ich es so formuliert«, fügte sie leise hinzu.
    In Wahrheit war sie völlig außer sich geraten. So etwas passierte ihr nicht oft, und ihre Verwandten hätten sich bestimmt darüber gewundert. Die Gowans jedenfalls wunderten sich sehr. Die fünf hatten sie angestarrt, als wäre ihnen plötzlich eine Haselmaus an die Gurgel gesprungen. Es war sehr erheiternd, bis die Burschen merkten, dass sie von Schmähungen einer Person in Schach gehalten wurden, der sie mit einem Handgriff das Genick hätten brechen können.
    Alana fragte sich immer noch, warum sie es nicht geschafft hatte, ihren Häschern zu entkommen. Sie konnte lange rennen, ohne zu ermüden, und sich in den schmalsten Schatten verbergen. Doch auf ihrer Flucht war ihr ein Missgeschick nach dem anderen passiert, und die Burschen hatten sie mühelos erwischt. Wäre sie abergläubisch gewesen, hätte sie gedacht, eine unsichtbare Hand des Schicksals habe dafür gesorgt, dass sie ihnen nicht entkam.
    »Haben sie dir gesagt, warum sie so viele Geiseln nehmen?«, fragte Gregor.
    »Aye, das haben sie.« Allerdings erst, als Alana ihnen an den Kopf geworfen hatte, dass sie dieses Geld sicher für völlig nutzlose Dinge ausgeben wollten und nicht für etwas, was sie dringend bräuchten – Seife zum Beispiel. »Sie wollen ihre Wehranlagen verbessern.«
    »Wozu das denn?«
    »Die Gowans haben beschlossen, dass diese Bruchbude stärkere Wehranlagen benötigt. Dafür brauchen sie Geld oder Dinge, mit denen sie handeln können, und an beidem fehlt es ihnen. Vermutlich gibt es Ärger in ihrer Nachbarschaft, und sie haben festgestellt, dass sie im Ernstfall zu verwundbar sind. Ich konnte nicht viel sehen, weil ich auf Clydes Sattel hing. Aber mir ist aufgefallen, dass sie in einem uralten Wohnturm hausen, der entweder vernachlässigt oder schwer beschädigt wurde oder beides. Er ist notdürftig instand gesetzt worden, doch vieles fehlt oder müsste repariert werden. Clydes Frau hat gesagt, dieses Anwesen sei ihre Mitgift.«
    »Du hast mit seiner Frau gesprochen?«
    »Nicht direkt. Sobald er einen Fuß über die Schwelle setzte, fing sie an zu zetern und hat bis zur Kellertür nicht mehr damit aufgehört. Sie ist mit seinen Geschäften nicht einverstanden. Aber offensichtlich will er von dieser törichten Idee nicht ablassen, und so meinte sie, er solle lieber rasch ein stattliches Vermögen anhäufen; denn zum Schutz vor all den Feinden, die er sich macht, bräuchten sie überragende Wehranlagen.«
    Alana war klar, dass sie sich lieber von diesem Mann fernhalten sollte. Als er den Arm um sie gelegt hatte, hatte sie noch gedacht, er wolle sie trösten oder ihr die Angst vor der Dunkelheit
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