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Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Titel: Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)
Autoren: Jenna Miscavige Hill , Lisa Pulitzer
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männlich oder weiblich waren. Er wählte sogar eine Gruppe persönlicher Stewards innerhalb der Sea Org aus, die seine Programme leiteten, seine Befehle überbrachten und dafür sorgten, dass sie auch ausgeführt wurden. Diese wichtige Gruppe nannte er die Commodore’s Messenger Organization, die CMO . 1975 zog die Sea Org nach Clearwater auf die Flag Land Base, wo die Mitglieder in Räumlichkeiten, die man ihnen zur Verfügung stellte, zusammen lebten und aßen. Obwohl die Organisation nicht länger auf Schiffen stationiert war, behielt sie doch ihre Marineterminologie – Wohnhäuser waren Quartiere, die Mitglieder trugen Marineuniformen, und L. Ron Hubbard blieb der Commodore.
    Zehn Jahre später geriet mein Vater mitten in eine umfassende Rekrutierungsmaßnahme. Später erzählte er mir, an verschiedenen Orten rund um die Base hätten Anwerber der Sea Org nach jungen, erfolgreichen, fähigen und moralisch einwandfreien Scientologen gesucht. Jeder, der der Sea Org beitrat, musste einen eine Milliarde Jahre währenden Vertrag unterschreiben, der den unsterblichen Thetan-Geist Leben um Leben für den Dienst in der Organisation verpflichtete. Die Mitglieder mussten auch sieben Tage die Woche endlose Stunden arbeiten, durften ihre Familien nur selten sehen und bekamen dafür oft gerade mal zwischen fünfzehn und fünfundvierzig Dollar pro Woche. Wer aufgenommen werden wollte, durfte weder jemals harte Drogen genommen noch jemals einen Selbstmordversuch verübt haben. Ebenso durfte man keine nahen Angehörigen haben, die Scientology-Gegner waren.
    Mein Vater war früher ein Mitglied gewesen und meinte, immer noch den Qualifikationen zu entsprechen. Er war ein überzeugter Scientologe, er war bereit, sein Leben in den Dienst der Organisation zu stellen, und er war der ältere Bruder von David Miscavige, einem von L. Ron Hubbards wichtigsten Führungskräften, der als der kommende Mann in der Kirche galt. Schon mit fünfundzwanzig wurde mein Onkel Dave Vorsitzender des Aufsichtsrats von Author Services Inc. und kümmerte sich um alle finanziellen Aspekte von L. Ron Hubbards Texten, um die Urheber- und Verwertungsrechte seines geistigen Schaffens. Wie mein Vater war auch Onkel Dave Scientologe, seit mein Großvater die Familie in die Kirche eingeführt hatte. Von Anfang an war Dave so begeistert gewesen, dass er mit sechzehn – und der Erlaubnis seines Vaters – die Highschool verließ und der Sea Org beitrat.
    Als mein Vater heimkehrte, teilte er meiner Mutter mit, er habe beschlossen, sich von der Sea Org erneut anwerben zu lassen. Obwohl meine Eltern eigentlich ihren Lebensmittelpunkt in New Hampshire hatten, fühlte er sich erneut berufen und wollte, dass unsere Familie zur Base der Church in Los Angeles zog, wo wir ein neues Leben beginnen würden. Mom würde ebenfalls wieder der Sea Org beitreten, weil Mitglieder dieser Organisation nicht mit Nichtmitgliedern verheiratet sein durften. Ohne zu zögern, stimmte meine Mutter zu.
    So spontan das auch war, meinen Eltern war dennoch bewusst, worauf sie sich einließen. Sie waren nicht nur beide bereits in der Sea Org gewesen, sondern hatten sich mit gerade mal neunzehn Jahren in der Flag Land Base kennengelernt. Damals allerdings waren beide mit jemand anderem aus der Sea Org verheiratet gewesen. Mein Vater hatte einen Stiefsohn, Nathan, und meine Mutter damals bereits die zweijährigen Zwillinge, Justin und Sterling. Meine Eltern verliebten sich ineinander, bekamen dadurch allerdings Schwierigkeiten, da sie gegen den Kodex der Church verstießen, und mussten hart arbeiten, um ihr Fehlverhalten wiedergutzumachen. Schließlich erhielten sie die Erlaubnis zu heiraten, Moms Exmann heiratete ebenfalls wieder. Sterling lebte bei seinem Vater und seiner neuen Frau, während Justin bei uns wohnte. Die Zwillinge durften ihre Zeit in beiden Familien verbringen, und damit waren alle zufrieden.
    Meine Eltern waren ein schönes Paar. Mein Vater war eins siebzig groß und schlank, aber stark. Er hatte sandfarbenes Haar, einen Schnurrbart, blaue Augen, ein herzliches Lächeln und war immer freundlich und gut gelaunt. Meine Mom, Elizabeth Blythe, von allen ›Bitty‹ genannt, war wunderschön, einen Meter fünfundsechzig groß und ziemlich dünn. Sie hatte braungrüne Augen und braunes Haar, das ihr bis zur Taille reichte. Ihre elfenbeinfarbene Haut hatte ein paar Sommersprossen. Im Gegensatz zu meinem Vater rauchte sie, und zwar schon, seit sie ein Teenager war. Fremden gegenüber
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