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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod
Autoren: Peter James
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über die Stirn gekämmt.
    Für eine 32-jährige Mutter siehst du eigentlich gar nicht schlecht aus
.
    Einiges davon hatte sie natürlich Ross zu verdanken.
    Der Schlüssel knackte im Schloss.
    Und nun eilte sie die Treppe hinunter, während die Tür aufging: ein Wirbel von herumspringendem Hund, wirbelndem Burberry-Regenmantel, schwingender schwarzer Tasche – und ein bekümmert dreinblickender Ross.
    Sie nahm ihm die Tasche und den Regenmantel ab, die er ihr reichte, als wäre sie eine Garderobenfrau, und hielt ihm die Wange für einen flüchtigen Kuss hin.
    »Hi. Wie war dein Tag?«
    »Die absolute Hölle. Ich habe jemanden verloren. Ist mir einfach unter den Händen weggestorben.«
    Wut und Schmerz in der Stimme, als er die Tür hinter sich zuschlug.
    Ross – knapp einsneunzig groß, die schwarzen Haare mit Gel zu glänzenden Locken zurückgekämmt, nach Seife riechend – sah aus wie ein attraktiver Gangster: gestärktes weißes Hemd, rot-goldene Krawatte, maßgeschneiderter marineblauer Anzug, die Hose mit messerscharfen Bügelfalten, schwarze Halbschuhe mit Lochornamenten, militärisch perfekt geputzt. Er schien den Tränen nahe.
    Als er seinen Sohn sah, hellte sich sein Gesicht auf.
    »Daddy, Daddy!«
    Alec, dessen Gesicht nach dem Urlaub in Thailand gebräunt war, sprang ihm in die Arme.
    »Hallo, großer Junge!« Ross drückte ihn so fest an seine Brust, als hielte er mit seinem Sohn jede Hoffnung und jeden Traum in der Welt umschlungen.
    »Hey! Was hast du gemacht? Wie war dein Tag?«
    Faith lächelte. Wie niedergedrückt sie auch war – wenn sie die Liebe zwischen Vater und Sohn sah, war sie entschlossen, ihre Ehe am Laufen zu halten.
    Sie hängte Ross’ Mantel auf, stellte die Tasche ab und ging in die Küche. Im Fernsehen wurde Homer Simpson gerade von seinem Boss gescholten. Sie schenkte einen Macallan drei Finger hoch ins Glas und drückte es gegen den Eisspender am Kühlschrank. Vier Würfel fielen klirrend ins Glas.
    Ross folgte ihr in die Küche und setzte Alec ab, der seine Aufmerksamkeit sofort wieder dem Fernseher zuwandte.
    »Wer ist gestorben?«, fragte Faith und reichte ihrem Mann das Glas. »Eine Patientin?«
    Er hielt das Glas ins Gegenlicht, kontrollierte es auf Schmutz, Lippenstift und was auch immer, wonach er die Ränder von Gläsern überprüfte, bevor er sie an seine heiligen Lippen führte.
    Trank einen Fingerbreit. Sie lockerte seine Krawatte, legte halbherzig den Arm um ihn, das Äußerste, was sie sich abringen konnte, und zog den Arm wieder zurück.
    »Ich habe heute zwei Tore geschossen, Daddy!«
    »Hat er wirklich!«, bestätigte Faith stolz.
    »Toll!« Ross stellte sich hinter seinen Sohn und schlang wieder die Arme um ihn. »
Zwei
Tore?«
    Alec nickte, hin und her gerissen zwischen dem Lob und der Fernsehsendung.
    Dann wich das Lächeln aus Ross’ Gesicht. Er rief noch einmal »Zwei Tore!«, aber das Funkeln in seinen Augen war verschwunden. Er tätschelte Alec den Kopf, sagte »Einfach super!«, ging durch die Halle in sein Arbeitszimmer und setzte sich, unüblicherweise immer noch im Jackett, in seinen bequemen Parker-Knoll-Ledersessel. Er kippte ihn in die Position, in der er die Beine hochlegen konnte, und schloss die Augen.
    Faith beobachtete ihn. Er litt, aber sie empfand nichts für ihn. Ein Teil von ihr wollte immer noch, dass zwischen ihnen alles so wäre wie früher, wenn auch eher wegen Alec als um ihretwillen.
    »Gestorben. Nicht zu fassen, dass sie mir das angetan hat.«
    Ruhig fragte sie: »Eine Patientin?«
    »Herrgott, ja. Warum zum Teufel musste sie mir unter den Händen wegsterben?«
    »Was ist denn passiert?«
    »Allergische Reaktion auf das Narkosemittel. Das ist schon der zweite Fall in diesem Jahr. Himmel noch mal!«
    »Derselbe Anästhesist? Tommy?«
    »Nein, Tommy ist in Urlaub. Ich habe keinen eingesetzt. Es war nur eine winzige Korrektur – nur die Nasenflügel. Ich habe ein Lokalanästhetikum benutzt – dafür brauchte ich keinen Anästhesisten. Könntest du mir eine Zigarre holen?«
    Faith ging zum Humidor im Esszimmer, nahm eine Montecristo No. 3 heraus, knipste das Ende so ab, wie Ross es mochte, und ging ins Wohnzimmer zurück. Dann hielt sie ihm die Flamme des Dupont-Feuerzeugs hin, während er mehrere tiefe Züge tat und die Zigarre drehte, bis sie gleichmäßig brannte.
    Er stieß eine lange Rauchfahne zur Decke, dann fragte er, mit geschlossenen Augen: »Und wie war dein Tag?«
    Am liebsten hätte sie erwidert: »Beschissen, so
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