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McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

Titel: McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner
Autoren: Ross Thomas
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bezeichnete, falls nicht die ganze Gelassenheit in Gang und Haltung und Bewegung eine vorsätzliche Pose war, was durchaus der Fall sein mochte.
    »Du hast meine Nachricht erhalten«, sagte Gothar und ließ den Blick von Padillo zu mir schweifen, um anzudeuten, daß ihm meine Existenz zwar bewußt sei, er es aber nicht für erforderlich hielt, sie formell anzuerkennen.
    »Das habe ich«, sagte Padillo, bevor er mich Wanda Gothar vorstellte: »Miss Gothar, Mr. McCorkle, mein Partner.«
    Sie nickte ungefähr in meine Richtung, sagte aber immer noch nichts.
    »Wir möchten mit dir darüber sprechen«, sagte Gothar. »Privat.«
    Padillo schüttelte den Kopf. »Du kennst mich doch, Walter. Ich würde mit dir nicht über den Preis eines Drinks sprechen, wenn nicht ein Zeuge dabei wäre.«
    »Es ist eine vertrauliche Angelegenheit«, sagte Gothar.
    »McCorkle ist ein vertrauenswürdiger Mann.«
    Gothar sah seine Schwester an, und wieder nickte sie, wenn man das Heben und Senken des Kinns um knapp einen Zentimeter ein Nicken nennen kann. Gothar sah sich in der noch leeren Bar um und machte eine knappe, geringschätzige Handbewegung. »Gibt es hier nicht einen anderen Ort, wo wir reden können?«
    »Wir haben ein Büro«, antwortete Padillo. »Genügt das?«
    Gothar stimmte zu, und sie folgten Padillo durch den Bereich mit den Eßtischen; ich trabte hinterher und kam mir unerwünscht, wenn nicht überflüssig vor, und war nur geringfügig daran interessiert, worum es bei Walter Gothars vertraulicher Angelegenheit ging. Viel mehr interessierten mich die langen schlanken Beine seiner Schwester, die unter dem blaßgrauen Rock ihres Strickkostüms herausragten, das sich nicht bemühte, ihre anderen Reize zu verbergen, die beträchtlich waren. Ich bin kein Sachverständiger für Damengarderobe, aber ich hätte Wanda Gothars Strickkostüm mit einem Preisschild von dreihundert Dollar versehen und weitere hundert daraufgesetzt, daß ich damit um nicht mehr als zehn Dollar vom wahren Preis abwich. Walter Gothar trug einen anderen Anzug als gestern, einen grauen Zweireiher mit zahllosen Knöpfen, aber bei ihm konnte ich kein Interesse dafür aufbringen, was er gekostet haben mochte.
    Unser Büro stellte nicht viel dar, abgesehen von einem antiken Doppelschreibtisch, den Fredl uns letzte Weihnachten geschenkt hatte und den wir beide selten benutzten, weil wir fürchteten, einer von uns könne aus Gedankenlosigkeit ein nasses Glas auf seine hochglanzpolierte Eichenplatte setzen. Es waren noch ein weiterer Schreibtisch und eine recht bequeme Couch vorhanden, zwei einfache Stühle, drei grüne Aktenschränke, zwei Telefone, ein knallbunter Kalender und ein Fenster, durch das man auf eine Seitengasse hinaus sah.
    Padillo und ich setzten uns an den Schreibtisch. Walter Gothar suchte sich die Couch aus, und seine Schwester nahm auf einem der Stühle Platz, mit geschlossenen Knien und gekreuzten Knöcheln.
    Padillo lehnte sich in seinem Sessel zurück, legte beinahe die Füße auf den Schreibtisch, zog sie aber noch rechtzeitig zurück und fragte: »Um was geht es bei deinem Auftrag, Walter?«
    »Um persönlichen Schutz.«
    »Jemand, den ich kenne?«
    »Meinst du unseren Klienten?«
    »Nein.«
    »Dann mußt du unseren Widersacher meinen.«
    »Das ist hübsch formuliert.«
    »Es ist Kragstein.«
    Padillo schwieg, als ob er die Akte über Kragstein in seinem Gedächtnis durchginge. Nach ein oder zwei Augenblicken sagte er: »So gut ist er nicht mehr.«
    »Er hat Gitner bei sich.«
    Padillo brauchte seine Akte über Gitner nicht durchzugehen. Er sagte: »Dann habt ihr ein Problem.«
    »Das ist ja der Grund, weshalb wir einen – äh – Backup-Mann brauchen«, sagte Gothar und wirkte ein bißchen stolz auf seine geschickte Verwendung des umgangssprachlichen Ausdrucks.
    Padillo schüttelte den Kopf – nachdrücklich. »Ich bin raus aus dem Geschäft«, sagte er. »Schon seit zwei Jahren.«
    Wanda Gothar sah ihn an, zum erstenmal nicht durch ihn hindurch, und lächelte, bevor sie sprach; aber die Kälte in ihrem Ton löschte jede Bedeutung aus, die ihr Lächeln haben mochte. »Du wirst nie raus aus dem Geschäft sein, Michael. Das habe ich dir schon vor sieben Jahren in Bukarest gesagt.«
    »Du hast mir in Bukarest eine Menge gesagt, Wanda, aber nichts davon war wahr.«
    »Seit wann bist du eine Autorität auf dem Gebiet der Wahrheit?«
    »Bin ich nicht«, sagte er. »Aber ich bin verdammt gut, wenn es sich um Lügen handelt.«
    Walter Gothar
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