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McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

Titel: McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner
Autoren: Ross Thomas
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bei einer Zwangsversteigerung einbringen würde.
    »Hat Gothar gesagt, daß fr sie nicht kaufen will oder daß wir sie nicht kaufen wollen?«
    Ich versuchte, mich zu erinnern. »Er hat ›wir‹ gesagt.«
    Es gibt Menschen, die niemals die Stirn zu runzeln scheinen, und Padillo war einer von ihnen. Doch diesmal tat er es, und es verlieh seinem Gesicht einen merkwürdig abweisenden Ausdruck. »Hat er noch was gesagt?«
    »Daß er heute um diese Zeit vorbeikommt, um dich zu sehen. Ist er ein alter Freund von dir?«
    Padillo schüttelte den Kopf. »Sein Bruder war einer, sein älterer Bruder. Wir haben ein paarmal zusammen gearbeitet und waren uns gegenseitig Gefälligkeiten schuldig. Ich glaube, ich schuldete ihm noch eine, als er im vergangenen Jahr in Beirut getötet wurde. Man sagte, es sei in Beirut gewesen.«
    »Mir kam die Nachricht etwas offenkundig vor.«
    Padillo seufzte. Das tat er etwa ebensooft wie die Stirn runzeln – ein- oder zweimal im Jahr. »Wenn man versucht, am Leben zu bleiben, kann man sich allzuviel Subtilität nicht leisten. Aber er hat ›wir‹ gesagt, nicht wahr?«
    »Er hat ›wir‹ gesagt.«
    »Sie arbeiten als Team.«
    »Was tun sie beruflich?«
    Padillo zündete sich eine Zigarette an, bevor er antwortete. »Mehr oder weniger das gleiche, was ich mal getan habe. Es liegt ihnen im Blut. Die Gothars treiben das seit den Tagen Napoleons. Karl Schulmeister hat sie Anfang des achtzehnten Jahrhunderts in das Geschäft eingeführt. Sie sind Schweizer und haben immer für den Meistbietenden gearbeitet. ›Nur Verstand und kein Herz‹«, sagte er, als sei es ein Zitat.
    »Wer hat das über sie gesagt?«
    »General Savary hat es über Schulmeister gesagt, als er ihn Napoleon vorstellte. Es paßt aber auch auf die Gothars – auf das, was von ihnen übrig ist. Deshalb erscheine ich vielleicht etwas überrascht. Sie gehören nicht zu der Sorte, die vorbeikommt und um Hilfe bittet.«
    »Wer ist die andere Hälfte des Teams?«
    »Gothars Zwilling.«
    Ich zeigte auf den Haig. »Ich glaube, ich leiste dir doch Gesellschaft. Ein gleichaussehendes Paar von Gothars kommt mir ein bißchen üppig vor.«
    »Sie sehen nicht direkt gleich aus«, sagte Padillo und schenkte mir einen Drink ein.
    »Willst du damit sagen, daß sie keine richtigen Zwillinge sind?«
    »Richtige Zwillinge sind sie schon, aber man hat keine Schwierigkeiten damit, sie auseinanderzuhalten.«
    »Wieso?«
    »Weil Walter Gothars Zwilling Wanda heißt.«

3
    Sie kamen etwa eine halbe Stunde später zusammen, blinzelten in unserem ständigen Zwielicht und sahen sich so ähnlich, wie das bei zwei Personen verschiedenen Geschlechts nur möglich ist – etwa wie zwei vernickelte Kugellager, die »Er« und »Sie« beschriftet sind.
    Obwohl Wanda Gothar die gleichen eisigen Augen wie ihr Bruder hatte, entsprach die Niedertracht in ihrem Lächeln nicht ganz der ihres Bruders, aber andererseits sah ich sie nur zweimal lächeln, und ich glaube, daß sie es beide Male nicht wirklich versucht hatte.
    Padillo drehte sich auf seinem Barhocker herum und sah ihnen entgegen. Auch er lächelte nicht. Statt dessen behielt er sie im Auge, etwa so, wie ein Mungo Zwillingskobras im Auge behalten würde. Ich begann mich zu fragen, ob ich Herrn Horst nicht das gute Silber wegschließen lassen sollte.
    Als er nur noch wenige Fuß entfernt war, blieb Walter Gothar stehen und vollführte sein abruptes teutonisches Nicken, das im Nacken eines normalen Menschen zu einem bösen Schleudertrauma geführt hätte. Dann sagte er: »Padillo.«
    »Wie geht’s, Walter?« sagte Padillo und fügte gleichmütig hinzu: »Und dir, Wanda?«
    Sie lächelte Padillo nicht an, noch nickte sie ihm zu. Statt dessen schien sie mit einem Blick, der seine Existenz leugnete, direkt durch ihn hindurchzusehen. Sie war fast fünfzehn Zentimeter kleiner als ihr Bruder, für eine Frau aber immer noch groß, und während sein Kiefer störrisch wirkte, schien ihrer nur entschlossen, und während sein Mund eine harte Linie strenger Disziplin formte, war ihrer virtuos zu etwas aufgemacht, das voller und weicher wirkte, aber dennoch unter scharfer Kontrolle stand.
    Man hätte Walter Gothar keinen hübschen Burschen nennen können, schon seine Augen hätten das nicht zugelassen, aber mit exquisit wäre man durchgekommen, und ihm wäre es wahrscheinlich ohnehin egal gewesen. »Schön« hätte auf seine Schwester zutreffen können, obwohl sie nicht daran interessiert zu sein schien, wie man sie
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