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Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein
Autoren: Margaret Allan
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Mutter, denn die meisten Mitglieder ihrer Herde waren einmal ihren gewaltigen Lenden entsprungen.
    Immer noch in der Blütezeit ihrer Jahre, weniger als fünfzig Sommer alt, hatte sie eine Schulterhöhe von fast vier Metern, über die sich der hohe, gigantische Kopf und starke, gebogene Stoßzähne von zwei Metern Länge erhoben. Um die Last ihres Gewichts tragen zu können, waren ihre Füße breit und großflächig mit Zehen, die sie spreizen konnte. Unter gewöhnlichen Umständen war es überaus schwierig, sie in den Marschen oder im Sumpf in die Falle zu locken. Doch dies hier waren keine gewöhnlichen Umstände.
    Plötzlich war ihr in ihrem benebelten Bewußtsein, als verspüre sie eine plötzliche Bewegung, als sei sie von einem hohen Standort aus in die Tiefe gestürzt, und dann schien es, als werde ihr ein dunkles Tuch von den Augen genommen.
    Sie hob den Kopf und sah mit wieder geschärftem Blick das tödliche Unheil, das über ihre Herde gekommen war. Hinter ihr zur Linken erstreckte sich eine lange, blutige Spur: die riesigen, aufgeschlitzten Kadaver, die einmal ihre Herde gewesen waren. Ein Teil von ihr verstand das alles nicht; Gedanken wie >Tod< und >Sterben< gehörten nicht zu den Instinkten, mit denen sie ausgestattet war. Schliefen sie? Aber sie bewegten sich nicht, und seltsame kleine Tiere wimmelten auf ihnen herum, hackten und schnitten an ihrem Fleisch.
    Ein plötzlicher Schmerz ließ sie herumfahren. Es schmerzte, sich zu bewegen - da steckten Dinge in ihr und zerrten an ihrem Fleisch, wenn sie sich regte. Selbst ihr gewaltiges Haupt schmerzte, und ein roter Strom floß durch das dichte Fell herunter und verschleierte ihre ohnehin schon begrenzte Sicht.
    In der Luft hingen fremde Gerüche. Der Gestank nach Blut und Innereien war schon furchterregend genug, doch über all dem lag der Pesthauch des Menschen und wob eine Weise des Schreckens. Mehr als alles andere machte dies sie verrückt vor Angst.
    Sie wandte den traurigen Überresten, die einmal ihre Herde gewesen waren, den Rücken und stürzte vorwärts; ihr wilder Ansturm wurde durch die glatten Wände der Schlucht geleitet und vorangetrieben. Ihre großen, breiten Füße fanden selbst auf dem weichen Boden noch guten Halt, und schließlich brachte sie den Spießrutenlauf unter herabprasselnden Fels -
    brocken hinter sich. Seit sie die Herde in die Klamm geführt hatte, war sie den meisten Speerstößen entgangen, und die wenigen geschleuderten Waffen, die den dichten Pelz und die Fettschicht ihrer Haut durchdrungen hatten, hatten ihr keine tödlichen Wunden zugefügt. Als die Mammutmutter aus der engsten Stelle der Kluft hinaustrat und zu dem von Felswänden eingeschlossenen Fluß hinunterstieg, war sie immer noch ein mächtiges Werkzeug der Zerstörung.
    Ko-Bak wußte das, als er seinen Jagdtrupp über die immer noch dampfenden Leiber der toten Mammuts zum Fluß führte. Er näherte sich vorsichtig, suchte Schutz hinter den herabgeschleuderten Steinen und ließ den Fleischkoloß der Mammutmutter vor ihnen nie aus den Augen.
    Seine Erfahrung sagte ihm, daß die Wunden, die ihr beigebracht worden waren, an keiner Stelle auch nur annähernd tödlich waren; falls überhaupt, hatten diese Wunden sie nur noch gereizter gemacht, hatten an ihrer furchteinflößenden Kraft wenig, wenn überhaupt gezehrt. Ihm war klar, daß es anderer Mittel als der sonst bereits erfolgreich erprobten bedurfte, um sie zu erlegen.
    Rasch versammelte er den Rest der kleinen Gruppe um sich und erklärte, was zu tun sei. Die anderen Jäger, alle in der Blüte ihrer Manneskraft, keiner jünger als sechzehn, keiner älter als achtundzwanzig Sommer, nickten.
    Bis zu diesem Punkt der Jagd hatten sie die Mammuts durch lautes Rufen und das Schwenken von Armen und Speeren vorwärtsgetrieben. In der Enge zwischen den Felswänden hatten sie die Tiere mit gezielten, kräftigen Hieben getötet, hatten sich nahe an bereits sterbende Tiere herangewagt, um ihnen den Gnadenstoß zu versetzen. Nun griffen sie in ihre Rucksäcke und holten seltsame Gegenstände hervor; Schäfte aus geschnitztem und bemaltem Holz, beinahe einen Meter lang, die an einem Ende breiter wurden; am anderen in einen flachen Haken ausliefen. Diese Werkzeuge waren eine Gabe der Großen Mutter gewesen, von Ga -Ya aus der Traumzeit geholt und an das Volk weitergereicht. Speerschleudern waren es, und sie befähigten die Jäger, ihr Ziel aus größerer Entfernung anzugreifen.
    Ko-Bak schickte einen der Jäger zurück,
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