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Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim

Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim

Titel: Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim
Autoren: Christian Ditfurth
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überhörte das wütende Gehupe, erwischte zwei Ampeln bei Hell- und eine bei Dunkelrot, sah im Rückspiegel schemenhaft, wie ein Radfahrer trudelte, und legte die Vorfahrtsregeln eigensinniger aus denn je. Er raste Am Friedrichshain entlang, vorbei am Kino bis zum Sträßchen, das in den Park hineinführte. Die rot-weiße Schranke war oben, und er fuhr in Richtung Café Schoenbrunn. Davor stellte er das Taxi ab mit quietschender Bremse, sprang aus dem Wagen, knallte die Tür zu und rannte zum Teich. Es war menschenleer. Schwarze Wolken verdunkelten die Morgendämmerung. Anja saß neben einem Busch am Ufer auf dem Boden, das Gesicht in den Händen vergraben. Etwa zwei Meter neben ihr lag ein Mann. Auf dem Rücken. Zwischen ihr und dem Mann auf dem Boden stand ein Typ im Jogginganzug, das Handy am Ohr. Er wies Matti mit der Hand ab. Und dem kroch der blöde Gedanke ins Hirn, dass alte Männer nicht in Laufklamotten passten. »Polizei? Hier liegt eine Leiche. Am Großen Teich, Volkspark Friedrichshain … nein, ich achte drauf, dass niemand etwas anfasst.« Als Matti neben ihr stand, sah er, dass der Mann auf dem Boden ein Loch im Kopf hatte. Blut sickerte aus dem Loch über das bleiche Gesicht unter kurzen, leuchtend roten Haaren. Er hatte nicht zugenommen, hatte immer noch das kantige Gesicht, wenn auch mit Falten. Das Kinn ragte zum Himmel.
    Er starrte auf das Loch. Sie schluchzte. Als sie den Kopf hob, sah er ihre rot geweinten Augen. Ihre Unterlippe zitterte. Sie blickte zur Leiche, als müsste sie sich vergewissern, dass der Mann tot war. Er kniete sich zu ihr und nahm ihre Hand.
    »Das ist er. Mein Vater. Er hat es gesagt.«
    »Hast du die Polizei gerufen?«
    Sie schüttelte den Kopf und wies auf den Mann im Jogginganzug.
    Matti holte sein Handy aus der Hosentasche und wählte Hauptkommissar Schmelzers Privatnummer.
    »Ja?«, sagte Schmelzer, nachdem es lang geklingelt hatte. Er klang unwirsch. Matti befriedigte es, dass er ihn wecken konnte.
    »Jelonek. Kommen Sie zum Volkspark Friedrichshain. Am Großen Teich, da liegt eine Leiche. Erschossen. Ein Passant hat das schon gemeldet, aber man weiß ja nicht …«
    Schmelzer schnaufte. »Lassen Sie alles, wie es ist. Verändern Sie bloß nichts. Wir sind gleich vor Ort.«
    Matti trennte das Gespräch und nahm Anjas Hand. »Komm.« Und zum Jogger sagte er: »Achten Sie auf die Leiche, ja?«
    Der Jogger nickte. Er war hier der Chef.
    Sie ließ sich führen wie eine Puppe. Ihre Hände zitterten. Sie gingen zum Café. Es hatte noch geschlossen.
    Matti stellte zwei Stühle auf.
    »Was ist passiert?«, fragte er, als sie sich gesetzt hatten.
    »Wir haben uns … hier getroffen …«
    »Um diese Zeit?«
    »Ja.« Sie guckte auf die Armbanduhr. »Um sechs Uhr.«
    Sie zog ein Taschentuch aus ihrer Hängetasche und trocknete sich die Augen.
    »Er hat dich angerufen?«
    »Ja, heute früh.«
    »Und sich mit dir hier verabredet?«
    Sie nickte.
    Ein Turboradler raste vorbei auf einem Gerät, das fast unsichtbar war, so dünn waren Rahmen und Reifen.
    Ihm fiel ein, dass es unklug sein könnte, dem Jogger das Aufpassen allein zu überlassen. Der Typ war nicht mehr ganz frisch. Vielleicht kippte er um vor Schreck. Und wenn dann ein Hund oder die Krähen, Berlins heimliche Herrscher … Aber der Laufgreis schien noch halbwegs fit zu sein. Den würde nicht gerade jetzt der Infarkt einholen, vor dem er weglief. Der würde die Leiche bewachen, bis die Staatsmacht anrollte. Die Bullen waren sowieso gleich da, und die sollten sich um den Toten kümmern. Matti spürte in sich ein ungeheures Erschrecken. Das war nicht sein erster Toter, aber er würde sich nie an den Anblick gewöhnen. Nicht an das Loch im Kopf und das Blut.
    Ein Motor heulte irgendwo auf, dann war es wieder still.
    Ein Pärchen in Supersportklamotten hüpfte mehr auf dem Asphaltweg, als dass es lief. Er trug einen mächtigen Sportcomputer am Handgelenk und hatte sich Hörer in die Ohren gestopft. Sie sah genauso aus, ließ man außer acht, dass sie kleiner war und zur Magersucht neigte. Sie merkten gar nicht, dass hier ein Mord geschehen war.
    »Seid ihr dann zum Teich gegangen?«
    »Nein.« Anja schüttelte heftig den Kopf.
    »Aber er liegt da.«
    »Ja.«
    »Wie kommt er zum Teich?«
    » Wir sind umhergelaufen, weiß gar nicht mehr, wo. Sein Handy klingelte …«
    »Hat ihn jemand dorthin bestellt?«
    »Ja … offenbar.«
    »Was hat er gesagt, als er angerufen wurde?«
    »Er war erst überrascht. Und dann hat er
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