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Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim

Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim

Titel: Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim
Autoren: Christian Ditfurth
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Mutter verschwunden?«
    »Ein paar Wochen nach meiner Geburt.«
    »Die Mutter verschwunden, der Vater offenbar auch«, sagte Matti versonnen.
    »Vielleicht.«
    »Und der Mann, der all die Jahre dein Vater war, weiß nichts?«
    »Ich glaube nicht. Er war mit meiner Mutter zusammen, als ich gezeugt wurde. Im Prinzip jedenfalls. Wäre nicht das erste Mal, dass eine Frau ein Kind von einem Mann kriegt, während sie eine Beziehung mit einem anderen hat.«
    »Das sagt nichts.«
    »Stimmt.«
    Sie gingen ein paar Schritte.
    »Aber bewiesen ist gar nichts. Kann trotzdem sein, dass dein Vater … also, dass der Mann, der dich aufgezogen hat, dein richtiger Vater ist. Am Telefon kann man viel behaupten.«
    »Michael alias Georg hat gesagt, ich sei gezeugt worden, als meine Mutter und Kurt … so heißt mein Vater … eine Krise hatten. Angeblich. Und da hat meine Mutter was mit diesem Georg angefangen. Kurz nur, aber für mich hat es gereicht.«
    »Man könnte es leicht überprüfen. Gentest, und alles ist klar«, sagte Matti. Und fragte sich, wie eine Frau wie Ingeborg etwas mit Georg anfangen konnte.
    »Kurt ist mein Vater, da brauche ich keinen Gentest. Ich bin vierzig, mir könnte das alles egal sein. Was zählt schon die Blutsverwandtschaft, wenn man so einen Vater hat wie Kurt?«
    »Aber es beschäftigt dich doch«, sagte Matti.
    »Ja, das ist komisch, nicht wahr?«
    Ein Haufen Kinder lärmte vorbei. Das Geschrei einer Kindergärtnerin übertönte alles. Sie brüllte Anweisungen über den Park, aber die Horde scherte sich nicht darum.
    »Wer ist dieser Georg?«, fragte sie.
    Sie querten die Brücke über das Görlitzer Ufer. Ein Ausflugsschiff fuhr auf dem Landwehrkanal unter ihnen. Die Stimme des Reiseführers hallte.
    »Eines Tages war er weg. Ich hatte eine Verabredung mit ihm, aber er kam nicht. Weil ich mir Sorgen machte – er war sonst pünktlich –, ging ich zu seiner WG , aber die hatte ihn auch nicht mehr gesehen. Einfach verschwunden. Bis er auf Fahndungsplakaten auftauchte. Als Terrorist.«
    »Was hat er getan?«
    »Banküberfälle, Bombenanschläge auf US -Kasernen. Sie haben ihm auch einen Mord angehängt. Westreich und Genossen wollten einen Richter entführen, aber der wehrte sich, und irgendeiner verlor die Nerven und schoss.«
    »Mord würde erklären, warum er sich nicht mehr gemeldet hat«, sagte sie. »Insofern bestätigt er den Vorwurf durch sein Verhalten.«
    »Sieht so aus auf den ersten Blick. Aber vielleicht wollte er sich nicht für einen Mord einsperren lassen, den er nicht begangen hat. Stell dir vor: Die schnappen sich den Richter, und einer erschießt ihn, obwohl sie vorher abgesprochen hatten, dass auf keinen Fall geschossen wird. Wenn ich mich an die Stammheimer Urteile erinnere, würde ich auch Angst kriegen.«
    »Er will mich treffen.«
    »Wo?«
    »Hier, in Berlin. Deshalb hat er angerufen.«
    »Aber nach ihm wird doch bestimmt noch gefahndet.«
    »Ja, kann man auf der BKA -Website lesen.«
    »Warum kommt er dann?«
    »Er sagt, er habe was zu erledigen. Und vorher wolle er mich sehen.«
    »Was hat er vor?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Er will dich sehen, und dann will er irgendwas erledigen?«
    »Ja. So habe ich es verstanden.«
    Links lag der Gebäudekomplex des Bundeskriminalamts und des Antiterrorzentrums. Matti deutete hin. »Vielleicht weil er dort auspacken will?«
    »Was ist dort?«
    »Das Reichssicherheitshauptamt 2.0«, sagte Matti.
    »Wie bitte?«
    »Wir nennen das in der WG so. Hier haben sich VS und BKA gemeinsam verbunkert.«
    »Ach so.« Sie lachte kurz.
    »Will er aussagen, was meinst du?«, fragte Matti.
    »Hab ich mir auch schon überlegt.«
    »Oder er will etwas Gefährliches tun und weiß nicht, ob er dich danach noch treffen kann.«
    »Weil er vielleicht tot ist?«
    »Könnte doch sein, er plant einen Banküberfall, weil ihm die Knete ausgeht. Und will dann schnell wieder abtauchen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Dazu muss er nicht nach Berlin kommen. Banken gibt es überall. Ich glaube, er geht zum Staatsanwalt. Kronzeuge, so was.«
    »Es sei denn, er hat nur in Berlin Genossen gefunden, die mitmachen«, warf Matti ein.
    »Er war seit Jahrzehnten nicht mehr in Berlin«, sagte sie.
    »Vielleicht, vielleicht nicht.«
    Sie gingen schweigend ein paar Schritte.
    »Ist schon seltsam, du hättest am Telefon ja sagen können: Lass mich in Ruhe!«, sagte Matti.
    »Ja, hätte ich vielleicht tun sollen. Aber ich konnte nicht.«
    »Scheiß Gene«, sagte Matti.
    Sie lachte
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