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Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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spitzte die Ohren. Sie hörte eine entschuldigende Männerstimme, eine trotzige Jungmädchenstimme und Mrs. Coles’ verärgerte Stimme, und wenn nicht alles täuschte, trat das Trio in das große Zimmer am unteren Ende des Ganges ein. Fünf Minuten später wurde die Tür wieder geöffnet, und man hörte Mrs. Coles und den Mann nach unten gehen. Die dritte Bewohnerin des Stockwerks hatten sie offenbar zurückgelassen.
    Liz war schon immer großzügig gewesen, und seit Peter sie auf gegeben hatte, war es ihr vollends gleichgültig geworden, was die Leute von ihr dachten. Sie verließ ihr unaufgeräumtes Zimmer und klopfte energisch an die Tür von 3B.
    Es wurde geöffnet, und Liz grüßte entschlossen: „Guten Tag! Ich bin Liz Gordon.“
    Die eben Angekommene musterte ein paar Augenblicke lang schweigend Liz’ Gesicht und ihre Kleidung. Dann rief sie eifrig: „Komm herein! Ich heiße Melanie Prill.“
    Sie war kaum mittelgroß und dabei außergewöhnlich attraktiv. Ihre Wimpern lagen in einem dichten, geschwungenen Bogen über den Augen. Die Spitzen waren kunstvoll mit Tusche bepinselt, und über den Lidern lag ein Hauch von grünlichem Schatten. Ihre Lippen waren vorsichtig nachgezogen. Sie trug ein dunkelgrünes Wollkleid, das geradewegs aus der eleganten Modezeitschrift „ Harper’s Bazaar “ oder „Vogue“ zu kommen schien. Toll, dachte Liz, als sie in ihr Zimmer folgte und sich auf einen Wink Melanies auf die Couch fallen ließ.
    „Ich bin restlos k.o .“, meldete Melanie und sank aufs Bett. „Ich glaube, ich habe dich vorhin schon kurz auf dem Gang gesehen. Du bist mit einem andern Mädchen zum Abendessen gegangen.“
    „Dann bist du also nicht gerade erst angekommen?“ fragte Liz.
    „Nein, wir waren schon vor dem Essen hier, aber Papa hat mich ins Restaurant Bookbinder eingeladen. Ich muß sagen, es ist geradezu eine Wohltat, dich zu treffen. Das Mädchen gegenüber von mir sieht aus wie ‘n Stallhase und ist auch entsprechend ängstlich.
    „Ich hatte nicht gewußt, daß schon jemand dort eingezogen ist“, wunderte sich Liz.
    „O doch!“ Melanie schwenkte fröhlich ihre Zigarette, wobei die Armreifen an ihrem Handgelenk leise klirrten. „Sie traf zusammen mit mir ein, und zwar ohne Begleitung, huschte in ihr Zimmer, schloß die Tür ab, und seitdem habe ich nichts mehr von ihr gesehen. Offensichtlich eine Einzelgängerin. Wie ist denn die, mit der du dich vorhin unterhalten hast?“
    „Cara? Ach, eigentlich recht nett. Sehr still allerdings.“ Melanie nickte. „Sie sah langweilig aus.“ Damit war das Thema Cara für Melanie erledigt, und sie strahlte Liz befriedigt an, als wollte sie sagen: Da bleiben also nur wir beide übrig.
    „Was hältst du von dem Heim? Warst du nicht auch hingerissen beim ersten Anblick?“ fragte sie spöttisch. Sie tätschelte die Kissen hinter ihrem Rücken und lehnte sich graziös dagegen.
    „Ich finde es ganz reizend“, meinte Liz, „man kommt sich vor wie in Paris. Einige Zimmer sehen wie Wolkenstübchen aus.“
    Melanie blickte leicht erstaunt auf. „Findest du? Von dieser Warte habe ich es allerdings noch nicht betrachtet. Vielleicht hast du recht. Ich habe eine regelrechte Szene gemacht, als ich das Ding zum erstenmal sah. Ich hätte auch wie alle meine Freundinnen ein gutes College an der Ostküste beziehen können. Alle haben gemeint, es sei eine aparte Idee von mir, eine Kunstschule zu besuchen, doch als ich dann das Heim sah, fürchtete ich, meine Idee sei vielleicht zu apart gewesen.“ Während sie sprach, blickte sie unter ihren geschwungenen Augenwimpern hervor Liz erwartungsvoll an, um die Wirkung ihrer Worte zu ermessen. „Wo bist du her, Liz?“
    „Aus Bridgedale, Massachusetts.“
    „Nein! Wahrhaftig? Kennst du die Hugos?“
    „Oh, gewiß“, bestätigte Liz erstaunt, „du auch?“
    „Aber klar!“ Sie lächelte stolz. „Diane teilte mit meiner Mutter das Zimmer, als sie zusammen das Vassar-College besuchten, und sie ist noch immer eine ihrer liebsten Freundinnen. Die haben Geld wie Heu, das weißt du ja wohl.“
    „Nein, das wußte ich bisher nicht. Prissy ging mit mir in die Sonntagsschule.“
    „Nun, sie haben’s dicke, das kann ich dir sagen. Sie züchten Pferde und Hunde für Ausstellungen. Ich hatte angenommen, daß dir bekannt ist, wie reich sie sind. Das Haus ist der reinste Palast!“
    Liz zuckte die Schultern. „Ich habe keine Ahnung, wo Prissy wohnt.“
    Melanie lächelte. „Nun, natürlich hast du deinen eigenen
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