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Marzipaneier (Junge Liebe)

Marzipaneier (Junge Liebe)

Titel: Marzipaneier (Junge Liebe)
Autoren: Manuel Maier
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bei Insidern als DAS Singleviertel schlechthin. Bens Vorgänger an der Deutschen Bank hat ihm seine alte Wohnung hinterlassen. Ansonsten wäre er da niemals rangekommen. Endlich, ich bin da! Hektisch suche ich nach dem Eingang. Dieses Gebäude hat sogar einen Aufzug, endgeil!
    Wenn ich ehrlich sein soll, fühle ich mich fehl am Platz und bin mir auf einmal gar nicht mehr sicher, ob das alles eine gute Idee war. Hier wirkt alles so penibel sauber und reinlich. Ben wird wohl kein albernes Zeug mit mir machen oder mir ordinäre Sprüche an den Kopf werfen, sondern ähnlich wie alle Mathegenies ihr Können ganz schön unter Beweis stellen. Leider. Ich sollte mich, anstatt in der Gegend herumzuträumen, besser mal sputen. Dabei fällt mir ein, dass Ben fast auf den Tag genau zwölf Jahre älter ist als ich. Was diesen katastrophalen Tag fast zur Ironie macht. Ich befürchte, dass dies kein gutes Omen sein kann. Die zwölf scheint mich zu verfolgen. Ich sollte auf der Stelle wieder umkehren. Aber, da ich schon einmal da bin … Vielleicht ist mir das Schicksal behilflich, alles halbwegs zu überstehen.
    Bens Wohnung ist der absolute Oberhammer. Drei Zimmer, Küche, Bad. Alles wirkt hell und freundlich. Es riecht nach Sommer. Die Fenster sind geöffnet, so dass stets ein laues Lüftchen durch die Räume weht. Im Arbeitszimmer stapelt sich rund um den Computer eine Unmenge von Papier, in der offenen Küche könnte mal wieder ein Abwasch getätigt werden und lediglich das Wohnzimmer scheint aufgeräumt. Inmitten des Raums steht eine dunkelblaue Couch, auf dem Tisch ein Laptop und in der Ecke ein LCD Fernseher, der ungefähr die halbe Größe einer Kinoleinwand einnimmt. Extraklasse! Ich beschließe für den Rest meines Lebens hier zu bleiben. Ansonsten steht da nichts mehr. Wen wundert’s?! Der Fernseher allein muss schon ein Vermögen gekostet haben. Die Tür, die zum anderen Zimmer führt, ist geschlossen. Ich vermute, dass dort das Schlafzimmer sein muss. Daneben steht ein alter Gummibaum, der einmal Oma gehörte.
    Womöglich räkeln sich schon einige willige Frauen im Bett und streiten sich, welche Ben als nächstes abbekommt. Er ist ein sehr attraktiver Mann. Gar keine Frage! Oder es wartet ein Kerl auf ihn. Und ich kann die beiden dann durchs Schlüsselloch beobachten, wie sie sich gegenseitig einen blasen und sich kurz vorm Höhepunkt vereinigen; vielleicht würde ich sogar mitmachen und auf einen der beiden abspritzen. Ach was habe ich in letzter Zeit für schmutzige Gedanken von Männern? Ben rennen die Frauen sicher scharenweise hinterher. Aber mich geilt dieser Gedanke an nackte Männer immer wieder auf. Ich setze mich schnurstracks auf die Couch, ehe er noch meinen Ständer bemerkt. Diese Fantasien sind schrecklich, das weiß ich selbst, aber es überkommt mich einfach immer wieder. Ich kann es nicht ändern und schiebe es auf meinen erhöhten Hormonspiegel. Möchte wissen, von wem ich das geerbt habe.
    Die Vogelscheuche, die eben aus dem vermeintlichen Schlafzimmer kommt, zerstört meine Illusion leider jäh. War wohl nichts mit anderen Männern oder leicht bekleideten Frauen. Dabei würde Ben jede bekommen. Der müsste nicht einmal mit dem Finger schnipsen und schon hätte er bei seiner Ausstrahlung an jeder Hand eine wunderbare Schönheit. Mir wird’s richtig warm. Das muss am frühsommerlichen Hochdruckgebiet liegen. Um seine Freundin kurz mit den Worten eines Mannes zu beschreiben, würde ich sagen, dass sie sehr eingebildet ist und so wenig Oberweite hat, dass es sich nicht lohnt, weiter darüber nachzudenken. Natürlich kommt es nicht nur darauf an, aber auf was hat Ben bei der bitte geschaut? Das Gesicht jedenfalls würde ich nicht einmal meinem Mülleimer zumuten. Was soll’s, sie verzieht sich glücklicherweise schleunigst.
    „Durst?“
    „Martini, geschüttelt, nicht gerührt.“
    „Das ist Den, wie ich ihn kenne. Immer zu Späßen aufgelegt. Wirkst sehr beunruhigt! Aber mach langsam und lass es uns ruhig angehen.“
    Ich erkläre ihm, dass ich hauptsächlich Probleme mit Wahrscheinlichkeitsaufgaben habe. Kaum zu glauben, als es sich herausstellt, dass Ben auch keine Ahnung davon hat. So relaxt habe ich mir meine erste Nachhilfestunde höchstens erträumt. Vielleicht kann ich diesem Tag doch noch etwas Positives abgewinnen.
    „Ich werd mir die Aufgaben mal in Ruhe anschauen und dir dann die Lösungen aufschreiben und versuchen es zu erklären. Das kann ich mir jetzt nicht so mir nichts dir nichts
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