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Marschfeuer - Kriminalroman

Marschfeuer - Kriminalroman

Titel: Marschfeuer - Kriminalroman
Autoren: Heike Denzau
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den
Fahrstuhl am Morgen zu ignorieren, aber heute hatte sie es bereut. Die seit
Monaten andauernden Sanierungsarbeiten im Itzehoer Polizeigebäude schienen kein
Ende nehmen zu wollen. Die letzten Treppen in den zehnten Stock hatte sie im
Sprint zurücklegen müssen,
weil sie es hasste, die Frühbesprechung zu verpassen.
    »Keine Panik. Wir sind
noch am smalltalken«, klärte Karin Schäfer, neben Lyn die einzige Frau bei der
Mordkommission der Itzehoer Kriminalpolizei, sie auf. »Wilfried nimmt gerade
die Anwärterin in Empfang.«
    »Umso besser«, sagte
Lyn, während ihr Blick Hendriks suchte. Er lächelte nur leicht, aber sie
wusste, dass das Leuchten in seinen Augen ihr galt.
    Als sie sich auf ihren
Stuhl neben ihm fallen ließ, griff er nach einem Becher in der Mitte des
Tisches und schenkte ihr einen Kaffee ein. »Bitte sehr, Frau Kollegin! Ich
vermute, du hattest noch keine Zeit für einen Kaffee?«
    »Danke.« Lyn versuchte,
keinerlei Gefühl in das eine Wort zu legen. Sie war sich sicher, dass es nicht
gelungen war. Unwillkürlich musterte Lyn die Gesichter ihrer Kollegen.
    Merkte denn keiner von
ihnen, dass ihre Gefühle für diesen Mann alles andere als kollegial waren? Dass
er in ihr brannte? Lyn nahm einen Schluck Kaffee. Anscheinend nicht. Alle
unterhielten sich über das Wetter.
    »Die Kälte hat den
Wewelsflether Feuerteufel nicht abgehalten«, warf Lyn in die Runde. »Heute
Nacht hat’s wieder mal geheult. Der Richtung nach zu schließen, aus der der
Qualm aufstieg, war es wieder auf dem Kleingartengelände. Die Kollegen vom
Sachgebiet 1 waren bestimmt schon da. Ich werde mich nachher mal schlaumachen.
Der Typ bringt mich immer um meinen Schlaf.«
    »Guten Morgen, alle
zusammen«, erklang es von der Tür. Der Chef der Mordkommission, Hauptkommissar
Wilfried Knebel, trat aber noch nicht ein, sondern ließ eine junge Frau an sich
vorbeigehen.
    »Meine Nichte, Barbara
Ludowig«, stellte er die schlanke Blondine vor. »Barbara kommt von der
Polizeischule Eutin und wird ihr Praktikum bei uns in Itzehoe absolvieren.«
    Lyn registrierte, wie
die Männer sich unmerklich in ihren Stühlen aufrichteten. Sogar der
phlegmatische Jochen Berthold versuchte, seine Brust über seinen leichten
Bauchansatz zu erheben. Nun denn, dachte Lyn, willkommen Schulmädchen-Barbie!
    Denn genau so sah
Barbara Ludowig aus. Sie hatte ihr langes Blondhaar zu einem Pferdeschwanz
gebunden und trug zu einem kurzen grau karierten Rock einen grauen Pulli. Der
saß allerdings hauteng und betonte einen großen, perfekten Busen und eine schmale
Taille.
    »Neben Lurchi … äh, ich
meine, neben Lukas ist noch ein Platz frei, Barbara.« Wilfried deutete auf den
Stuhl neben dem rothaarigen Lukas Salamand.
    »Lurchi ist schon okay«,
lachte Lukas, sprang auf und schob Barbara den Stuhl zurecht, »hier nennt mich
niemand Lukas.«
    »Mit Spitznamen habe
ich’s nicht so, Lukas«, klärte die angehende Polizistin ihn lächelnd auf. »Es
gibt immer wieder Menschen, die mich Barbie nennen. Ich hasse es, mit diesem
Plastikpüppchen verglichen zu werden. Also, bitte, nennt mich Barbara.«
    Lyns Wangen färbten sich
leicht rosa. Aber ein Grinsen konnte sie sich nicht verkneifen. Mit dieser
Ankündigung hatte Wilfrieds Nichte mit Sicherheit das genaue Gegenteil
erreicht.
    Lyn sah, dass Thilo
Steenbuck augenzwinkernd einen Blick zu Hendrik warf. Arme Barbie!
    »So, Leute. Schluss mit
lustig.« Wilfried Knebel zog seine Brille aus der Hemdtasche und setzte sie
auf. Er griff nach einem Zettel, der auf seiner Ledermappe lag und sagte: »Es
scheint Arbeit für uns zu geben. Das SG 1 hat eben durchgeklingelt. Die haben eine
Brandleiche.«
    Er starrte auf den
Zettel. »In Wewelsfleth«, fügte er hinzu und sah Lyn über seine Brille hinweg
an. »In deinem Dorf geht’s ja munter zur Sache.«
    Lyn starrte ihn verwirrt
an. »Da ist jemand verbrannt? Die Sirenen haben mich heute Nacht geweckt. Ich
dachte, das wäre wieder eine Hütte in der Kleingartenkolonie.«
    »Das stimmt auch«,
klärte Wilfried sie auf und blickte wieder auf seinen Zettel, »nur war die
Hütte nicht leer. Es gibt einen Toten.«
    »Und wieso rufen die vom
Sachgebiet 1 uns an?«, fragte Thilo. »Gibt es Anzeichen, dass es Mord war?«
    Wilfried nickte.
»Rechtsmediziner Helbing ist schon vor Ort. Er scheint diesbezügliche
Äußerungen gemacht zu haben.« Er sah zu Lyn. »Möchtest du rausfahren, Lyn?«
    Lyn nickte, immer noch
betroffen. Ein Einwohner Wewelsfleths. Vielleicht kannte sie ihn
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