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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition)
Autoren: Susanna Kearsley
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Einrichtung sehr entsprach.
    Durch die Vordertür des Hauses gelangte man in eine große Diele, die mit glänzend poliertem Eichenholz getäfelt war. »Siebzehntes Jahrhundert«, hatte Mr. Owen mit einem Blick festgestellt, »und von hervorragender Qualität.« Direkt von der Mitte des Raumes aus führte eine schwere Eichentreppe mehrere Stufen weit nach oben, schöpfte dann in einem viereckigen Absatz Atem und erklomm nach einer exakten Neunzig-Grad-Wendung das erste Stockwerk. Rechts und links von der Diele aus öffneten sich zwei Türen zum Wohnzimmer und zum Studierzimmer, während rechts hinter der Treppe ein schmaler Flur zur Küche führte. Eßzimmer, Küche und die altmodische Speisekammer füllten den hinteren Teil des Erdgeschosses aus, und durch ihre großen, viel Licht hereinlassenden Fenster blickte man auf eine wellige grüne Ebene, die hier und da frische Tupfer der ersten wilden Frühlingsblumen aufwies.
    Im oberen Stockwerk gab es weitere vier Zimmer. Das größte davon, welches die gesamte Nordseite des Hauses über dem Studierzimmer und der Speisekammer einnahm, war die naheliegendste Wahl für mein Schlafzimmer. Es hatte sogar einen funktionierenden Kamin und einen geräumigen Schrank, der sich genau in den Winkel unter der Treppe zum Dachboden einfügte. Das kleine, nach hinten hinausgehende Zimmer hatte ich mir zum Atelier bestimmt, und was die beiden auf der Vorderseite liegenden Räume betraf, so gab ich mich vorerst damit zufrieden, sie Leerstehen zu lassen und als Abstellraum zu nutzen, bis ich mich vollständig etabliert hatte. Zwischen meinem Atelier und dem Schlafzimmer ging von dem breiten Flur aus eine Tür zu einem modernen Bad mit Badewanne ab – ein seltener Luxus in älteren Häusern.
    Natürlich knarrte und knackte es im Gebälk, die Rohre und Leitungen ließen hin und wieder protestierende Laute hören, und die Feuchtigkeit hatte den Putz über den Fenstern im Obergeschoß krümelig gemacht, aber es gab nichts, was nicht nach und nach instand gesetzt werden konnte.
    »Das ist ein wunderbares altes Haus, das Sie da haben«, bestätigte Mr. Owen meine eigenen Gedanken, als er sich auf einer der Umzugskisten neben mir niederließ und mir einen Styroporbecher reichte. »Um 1580 gebaut, sagten Sie?«
    »Das hat der Makler mir gesagt«, nickte ich. Ich goß ihm und seinen beiden schwitzenden Gehilfen starken Tee ein und machte es mir dann auf meinem eigenen improvisierten Sitz mit meinem dampfenden Becher bequem. »Ich weiß leider nichts über seine Geschichte, fürchte ich.«
    »Oh, dem werden die Dorfbewohner schnell Abhilfe schaffen, da bin ich mir sicher«, sagte Mr. Owen weise. »Alte Häuser wie dieses haben immer eine Vergangenheit. Die meisten Geschichten sind sehr interessant. Und bei einem Bierchen in der Dorfkneipe können Sie mehr erfahren als aus jedem Geschichtsbuch.«
    Die beiden jüngeren Männer tranken ihren Tee in respektvollem Schweigen, geduldig darauf wartend, daß Mr. Owen sein Schwätzchen beendete und das Signal zur Wiederaufnahme der Arbeit gab. Nach der zweiten Tasse Tee schließlich erhob er sich. Genau in diesem Augenblick hallte ein lauter Schlag durch die Diele, und ich fuhr erschrocken zusammen.
    »Das war nur die Haustür, Miss«, erklärte einer der jüngeren Packer. »Sie geht nach innen auf, wissen Sie, und das Schloß ist nicht sehr robust. Ein starker Windstoß genügt, um die Tür aufzudrücken.«
    Mr. Owen sah sich die Tür sofort an, versah den Griff der Innenseite mit einem Schutz, um weitere Schäden an der getäfelten Wand zu vermeiden, und riet mir, sobald wie möglich ein neues Schloß zu kaufen. »Man kann nicht vorsichtig genug sein«, war sein väterlicher Kommentar.
    Die drei Männer brauchten weniger als eine Stunde, um den Rest meiner Besitztümer auszuladen und auf die Räume zu verteilen, und um halb drei Uhr nachmittags stand ich im Hauseingang, winkte dem davonfahrenden Möbelwagen noch einmal nach und fühlte mich mit einemmal äußerst unsicher. Und sehr allein.
    Die Erkenntnis der Ungeheuerlichkeit dessen, was ich gerade getan hatte, traf mich plötzlich mit einer Wirkung, die weder die unverhohlene Skepsis meines Bruders noch die vorsichtigeren Belehrungen meiner Eltern am Telefon erzielt hatten.
    Ich konnte meine Arbeit genausogut in Exbury wie in London tun, hatte ich allen erklärt. Ich würde in Exbury ohne die Ablenkungen der Großstadt wahrscheinlich sogar produktiver sein. Und Haus und Grundstück waren schließlich
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