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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition)
Autoren: Susanna Kearsley
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versicherte ich ihm. Ehrlich gesagt erschienen mir solche Formalitäten überflüssig. Schließlich war es mein Haus. Mein Haus. Ich war immer noch ganz erfüllt von diesem Wissen, das ich hütete, wie ein Kind ein Geschenk hütet, als ich an diesem Abend an die Tür des Pfarrhauses von St. Stephen in Elderwel, Hampshire, klopfte.
    »Gratulieren Sie mir, Herr Pfarrer.« Ich grinste in das verblüffte Gesicht meines Bruders. »Wir sind jetzt praktisch Nachbarn. Ich habe gerade ein Haus in Wiltshire gekauft.«

Kapitel zwei
     
    »Wo kommt der hin, Miss?«
    Der blonde junge Möbelpacker hievte einen Sessel hoch, als sei er ein Spielzeug, und wartete im Flur auf Anweisungen.
    Ich wühlte gerade in einer der ordentlich gepackten Kisten, um meine treue alte Teekanne ausfindig zu machen, bevor das Teewasser im Kessel auf dem Küchenherd zum Kochen kam. Zerstreut warf ich einen Blick über die Schulter.
    »In mein Schlafzimmer«, antwortete ich. »Die Treppe rauf, erstes Zimmer auf der rechten Seite. Aha!«
    Meine Hand legte sich in dem Moment um die vertraute Form des Teekannenhenkels, als das sprudelnd kochende Wasser den Kessel in ein durchdringendes Pfeifen ausbrechen ließ. Ich schaltete das Gas ab, tat einige Löffel Teeblätter in die Kanne, goß Wasser auf und stellte den Tee zum Ziehen hinten auf den Herd.
    »Miss Beckett?« Das war Mr. Owen, der Chef des kleinen Umzugsunternehmens, der mit einem weiteren Gehilfen im Schlepptau an der Hintertür stand. Sein fröhliches, rundes Gesicht war rosig vor Anstrengung. »Wir haben hier Ihren Küchentisch. Dachte, es ist am besten, ihn durch die Hintertür reinzubringen – ich will auf keinen Fall eine Schramme in die Holztäfelung der Diele schlagen.«
    Ich machte ihnen zuvorkommend Platz und zog noch die eine öder ändere Kiste mit aus dem Weg.
    »Ich habe gerade Tee gemacht«, sagte ich, »falls Sie und Ihre Männer welchen möchten. Oh.« Ich sah mich um, denn mir war etwas eingefallen. »Ich habe noch gar keine Tassen ausgepackt.«
    »Darüber machen Sie sich mal keine Gedanken, Miss.« Mr. Owen zwinkerte mir gutmütig zu. »Ich habe immer eine Stange Pappbecher im Lastwagen. Für alle Fälle.«
    Der blonde junge Gehilfe war wieder heruntergekommen und sah mich verwirrt an. »Sind Sie sicher, daß Sie die erste Tür auf der rechten Seite meinen, Miss? Der Raum sieht überhaupt nicht wie ein Schlafzimmer aus – er ist ziemlich klein, und es steht eine Staffelei oder so etwas darin.«
    Ich schlug mir mit der Hand an die Stirn und lächelte ihn entschuldigend an.
    »Tut mir leid, ich meinte die dritte Tür rechts. Das große Zimmer an der Nordseite des Hauses.«
    »Alles klar, Miss.« Sein Gesicht hellte sich auf, und er verschwand wieder nach oben.
    »So ein Umzug macht einen immer ein bißchen nervös, stimmt’s?« Mr. Owen rückte meinen Tisch an der Wand zwischen Küche und Speisekammer in Position. »Sie werden schon bald wieder den Überblick haben. So, ich glaube das wäre jetzt alles an Möbeln. Nur noch die Kisten. Ich gehe dann schnell zum Wagen und hole die Becher für unseren Tee.«
    Er war ein kleines Phänomen, jedenfalls der bestorganisierte Mann, dem ich je begegnet war, und den Preis, den ich für seine Dienste bezahlte, unbedingt wert. Als ich das Haus vor drei Wochen gekauft hatte, hatte ich mir nicht viele Gedanken darüber gemacht, wie ich meine Habseligkeiten von London nach Exbury schaffen sollte. Aber als ich in meine Wohnung in Bloomsbury zurückgekommen war und angefangen hatte zu packen, hatte ich schnell gemerkt, daß professionelle Hilfe nötig sein würde. Neben meiner hochgeschätzten viktorianischen Schlafzimmergarnitur – eine weitere Erbschaft von Tante fielen – waren da meine Wohnzimmer- und Küchenmöbel, meine ganze Atelierausrüstung, mein Zeichentisch und ein paar hundert Bücher, die ich während meiner Jahre in London in Antiquariaten und bei Auktionen erstanden hatte. Auf Empfehlung einer guten Freundin hatte ich Mr. Owen angerufen, und er war wie ein Ritter zu meiner Rettung herbeigeeilt.
    In der Wohnung hatten die säuberlich mit Klebeband verschlossenen und beschrifteten Umzugskisten riesig und einschüchternd gewirkt. Doch hier im Haus fielen sie kaum auf, da die großzügige Architektur und die geräumigen, sonnigen Zimmer sie kleiner erscheinen ließen. Mit Freuden hatte ich festgestellt, daß das Innere des Hauses mir genausogut gefiel wie sein Äußeres und meiner Vorliebe für alte Dinge und traditionelle
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