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Mareks Todfeind

Mareks Todfeind

Titel: Mareks Todfeind
Autoren: Jason Dark
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Blick dort hingeworfen und erst mal alles vergessen. So gab er sich mit seinem Waschbecken zufrieden, dessen Hahn ebenfalls undicht war, an dem er sich aber zumindest waschen konnte.
    Im Spiegel schaute er sich sein Gesicht an. Fast wäre er vor dem Anblick zurückgezuckt. Er wunderte sich jetzt noch, dass man ihn mit diesem Aussehen überhaupt in diesen Gasthof gelassen hatte. Zwar hatte er auf seinem Weg hierher versucht, das Blut so gut wie möglich aus dem Gesicht zu entfernen, das allerdings war ihm nicht gelungen. Er hatte es mehr verschmiert, und es klebte jetzt wie rote Farbe auf seiner Haut.
    Der alte Kämpe fing sich schnell. Ein paar Schrammen brachten ihn nicht um. Er war jemand, der schon alles Mögliche hinter sich hatte und noch immer lebte. Das würde auch weiterhin so bleiben, hoffte er. Aus der Flucht schöpfte er die Hoffnung, denn der Kampf gegen die Fledermäuse hätte für ihn auch anders enden können.
    Ein Handtuch fand er auch. Überraschenderweise war es sauber. Das Wasser ließ er zunächst mal laufen, bis er sicher sein konnte, dass der größte Rost aus der Leitung gespült worden war, feuchtete das Handtuch dann an und säuberte sein Gesicht so gut wie möglich.
    Als er das meiste Blut weggewischt hatte, sah er die Wunden deutlicher und erkannte, dass ihn verdammt viele Zähne gebissen hatten. Die Wunden brannten noch nach. An einigen Stellen fehlten sogar kleine Hautfetzen. Da hatten die Fledermäuse kein Pardon gekannt.
    Er sah sie als Wächter an. Bodyguards einer Person, die er bis zum heutigen Tag als Mensch angesehen hatte, was nun nicht mehr stimmte. Die böse Überraschung hatte ihn grausam erwischt. Vargas war kein Mensch gewesen. Ein Vampir. Aber nicht immer. In seiner Schulzeit hatte er ihn als ganz normalen Menschen erlebt. Erst später hatte es ihn erwischt, und jetzt war er zu seinem Todfeind geworden, der unbedingt gepfählt werden musste.
    Marek wollte und musste seinem Kampfnamen alle Ehre machen. Aber für ihn stand auch fest, dass eine verflucht schwere Aufgabe vor ihm lag. Der Augenblick der Überraschung war vorbei. Er würde auch nicht mehr zurückkehren, das stand auch fest.
    Jetzt konnte sich Vargas darauf einstellen. Dass Frantisek ein Zeuge war, wusste er ebenfalls, und sicherlich würde er alles tun, um ihn aus dem Weg zu schaffen oder zu versuchen, ihn in sein dunkles Reich einer unheilvollen Existenz zu ziehen.
    Einen letzten Blick in den Spiegel. Zufrieden konnte er nicht sein, aber es war auch unmöglich, die Wunden verschwinden zu lassen. Sie würden irgendwann zuheilen. So lange musste er eben mit einem Streuselkuchen als Gesicht herumlaufen.
    Über dem Spiegel hing eine nach unten gebogene alte Leuchtstoffröhre. Das Licht war zwar nicht besonders hell, hatte aber ausgereicht. So hatte er darauf verzichten können, die Lampe an der Decke einzuschalten.
    Auch jetzt ließ er sie aus, als die Lampe über dem Spiegel erlosch. Im Dunkeln ging er durch das Zimmer und suchte sich das Fenster als nächstes Ziel aus.
    Mareks Zimmer lag in der ersten Etage. Der Blick von dort nach draußen war entsprechend gut. Er konnte über den Boden hinwegschauen und auch über die Dächer der meisten Häuser, die recht weit auseinander standen, damit zwischen ihnen Gärten genügend Platz hatten, um sich auszubreiten. Tagsüber konnte es eine Idylle sein, besonders im Frühling. Nicht jedoch in einem so heißen Sommer wie diesem. Da war die Erde ausgetrocknet und rissig geworden. Da starb das Getreide auf den Feldern ab, und die Luft schmeckte permanent nach Staub.
    Die Menschen warteten auf Regen. Einige wünschten sich einen Zauberer oder Schamanen herbei. Andere wiederum gingen in die kleinen Kirchen und beteten, damit ihnen der Herrgott endlich das ersehnte Nass schickte.
    Geholfen hatte bisher noch nichts. Nur in anderen romanischen Ländern. In Italien und Spanien hatte es Unwetter mit furchtbaren Überschwemmungen gegeben. Ob die Regenwolken bis nach Rumänien zogen, stand noch in den Sternen.
    Die einzige Hoffnung waren die lokalen Gewitter, die sich in den Bergen entladen hatten. Sie waren für Marek nicht sichtbar, denn die Dunkelheit hielt das Land längst in ihrem Griff.
    Der Pfähler lehnte sich aus dem Fenster. Die Dunkelheit und die Nacht war ihre Zeit. Da stiegen sie aus dunklen Gräbern und Grüften, um nach Opfern zu suchen. Da wurden sie zu Schatten in der Nacht, und genau das konnte sich Marek auch von seinem Todfeind Vargas vorstellen.
    Was soll ich tun?,
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