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Mareks Todfeind

Mareks Todfeind

Titel: Mareks Todfeind
Autoren: Jason Dark
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veränderte.
    Von einem Augenblick zum anderen brach das Unwetter los. Noch ein Donnerschlag, begleitet von einem immensen Blitz, der regelrechte Zacken und Kurven schlug, bevor er irgendwo im Ort einschlug, was ebenfalls von einem Krachen begleitet war.
    Die Umgebung war zu einer fremden Welt aus flackerndem Licht und Schatten geworden, als wäre eine gewaltige Hand damit beschäftigt, einen großen Schalter immer vor- und zurückzudrehen.
    Das alles passierte innerhalb kürzester Zeit, aber es geschah noch mehr, denn aus den Wolken stürzte der Hagel hervor wie das Wasser eines Stausees, dessen Mauer geöffnet worden war.
    Da gab es kein Halten mehr. Die Natur schlug zu. Marek und ich vergaßen Vargas. Die Hagelkörner prasselten so dicht und schwer nieder, dass wir nicht mehr im Freien bleiben konnten. Wir schützten unsere Köpfe so gut wie möglich mit hochgerissenen Händen gegen die Taubenei großen Hagelbälle und rannten auf die Gaststätte zu.
    Im Vorbeigehen hörte ich noch, wie das harte Eis gegen die Autos schlug und auf deren Karosserie einen wilden Trommelwirbel verursachte.
    Marek drückte die Tür als Erster auf. Er fiel förmlich in den Gastraum hinein, wobei ein starker Windstoß den Hagel noch durch die Öffnung schaufelte.
    Auch ich wurde getroffen. Am Kopf, am Körper, überall. Als würde jemand mit Eisenkugeln nach mir werfen.
    Ich warf mich in den Raum hinein, und Marek drückte die Tür hinter mir wieder zu.
    Karl Juric stand neben dem Tisch und hatte die Arme in die Höhe gereckt. Sein Gesicht war durch den Ausdruck der Angst verzerrt. »Die Hölle!«, schrie er. »Die Hölle hat ihre Pforten geöffnet, um uns zu bestrafen...!«
    ***
    Juric hatte so schreien müssen, denn es war wahnsinnig laut. Die Eisbälle prallten mit einer unheimlichen Wucht auf das Dach und gegen die Wände. Aber auch gegen die Fenster tanzten sie immer wieder von harten Windstößen getrieben, wobei ich mich wunderte, dass die Scheiben dem gewaltigen Druck standhielten.
    Durch das Öffnen der Tür waren einige von ihnen in den Raum hineingetanzt und bis zur Theke gesprungen, wo sie gestoppt worden waren.
    Ich drehte mich um, weil ich einen Blick aus dem Fenster werfen wollte. Schauen konnte ich. Nur sah ich nichts. Die Welt war zu einer völlig anderen geworden. Es war einfach nichts mehr zu sehen. Vom Himmel war ein heller rauschender Vorhang gefallen, der wirklich alles umhüllte. Ich sah nur den Hagel fallen, und zwischen den einzelnen Eiern oder langen Fäden gab es keine Lücken.
    Der Wirt sprach vom Weltuntergang. Er hatte nicht mal so Unrecht. So konnte auch ich mir den Beginn des Weltuntergangs vorstellen. Um uns herum war das Krachen und Donnern zu hören, und dann ein anderes Geräusch aus der oberen Etage.
    Wir sahen es nicht, aber wir konnten uns gut vorstellen, was dort passiert war. Da hatte die Hagelmasse die Scheiben zerschlagen und bekam nun freie Bahn.
    Es dauerte nicht lange, da rollten die ersten Hagelkörner in einem langen Fluss die Treppe hinab und landeten im Gastraum. Aus dem Hintergrund lief Miranda Juric herbei. Es war ihr jetzt egal, ob ein Toter in der Nähe lag oder nicht. Sie suchte Schutz und fand ihn bei ihrem Mann, in dessen Arme sie sich warf.
    Der Hagel war schlimm. Aber als noch schlimmer empfand ich unsere Hilflosigkeit. Wir konnten nichts gegen dieses Unwetter tun. Wir konnten es nicht stoppen, nicht zurückhalten. Hier wurde uns wieder vor Augen geführt, wie hilflos ein Mensch ist, wenn die Natur es will. Vieles hatte der Mensch zerstört, er hatte sich lachend und arrogant über Warnungen hinweggesetzt und wunderte sich dann darüber, wie klein und hässlich er wurde, wenn die Natur wieder mal zeigte, wer der wahre Herrscher war.
    Ein Hagelsturm wie dieser würde vieles zerschlagen. Nicht nur Scheiben oder Dächer, sondern auch Tiere, die nicht schnell genug vor ihm hatten flüchten können.
    Er strömte auch weiterhin die Treppe hinab. Es war durchaus möglich, dass er das Dach des Hauses durchschlagen hatte. Die Fenster jedenfalls waren hin.
    Keiner von uns hatte auf die Uhr geschaut, wie lange dieser Schauer schon andauerte. Er würde nicht die ganze Nacht über andauern, das stand für mich fest. Diese Unwetter kamen sehr schnell und zogen zum Glück auch ziemlich rasch vorüber.
    Noch immer war es nicht möglich, dass wir uns in normaler Lautstärke verständigten. Aber mein Gehör sagte mir, dass das Unwetter nachgelassen hatte.
    Wir hatten uns ja an das wilde Trommeln
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