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Mareks Todfeind

Mareks Todfeind

Titel: Mareks Todfeind
Autoren: Jason Dark
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Kälte kroch in seinem Innern hoch. Ob das schon die kalten Klauen des unsichtbaren Sensenmanns sind, die mich streicheln?, dachte Marek.
    Als er saß, nickte der Killer.
    »Hast du eigentlich einen Namen?«, hörte Marek sich fragen und hatte dabei den Eindruck, dass ein Fremder gesprochen hatte.
    »Warum?«
    »Ich will wissen, wer mich tötet.«
    Der Killer grinste. »Ich heiße Simon.«
    »Ein frommer Name. Er passt nicht zu dir.«
    »Sag das meiner Mutter!«
    Plötzlich kam die Angst. Sie schnappte regelrecht zu. Sie war eine Klammer, die ihn von zwei Seiten erwischte. Als er in das Loch der Mündung schaute, wurde ihm bewusst, wie nahe er dem Tod war.
    Das sahen auch die Jurics. Vor allen Dingen Miranda. Sie wusste selbst nicht, woher sie plötzlich die Kraft nahm, sich bewegen und aufrichten zu können. Sie schaffte es jedenfalls. Mit einer Hand hielt sie sich noch an der Kante der Matratze fest.
    »Sie können ihn nicht umbringen, verdammt! Nein, das können Sie nicht tun!«
    »Halt dein Maul!«
    Der Killer fuhr herum. Er sah die Frau neben dem Bett sitzen und drückte eiskalt ab...
    ***
    Genau eine Sekunde zuvor hechtete eine Gestalt in das Schlafzimmer!
    Ich war auf dem Weg gewesen. Ich hatte mich zunächst leise und vorsichtig bewegt, was später nicht mehr nötig gewesen war, denn da hatten mir die Stimmen den Weg gewiesen.
    Außerdem war es im Schlafzimmer hell geworden. Und trotzdem fürchtete ich mich davor, zu spät zu kommen. Im letzten Moment schaffte ich es, mich in den Raum zu werfen. Aus den hektisch geführten Dialogen hatte ich entnommen, dass es höchste Eisenbahn wurde.
    Der Killer schoss auf die Frau.
    Er hätte sie auch getroffen, wäre ich ihm nicht im letzten Augenblick ins Kreuz gesprungen. So schleuderte ihn die Wucht nach vorn. Zugleich verriss er die Waffe. Die Kugel traf nicht ihr Ziel, sondern jagte durch das offene Fenster, als wollte sie das ferne Wetterleuchten erreichen, um dort Unheil anzurichten.
    Der Killer war nach vorn gefallen und mit dem Kinn gegen das Ende der Matratze geschlagen. Das brachte ihn aus dem Konzept. Er fluchte zwar, aber er gab nicht auf, sondern stieß sich ab, flog zur Seite und warf sich dabei herum.
    Er war geschmeidig wie eine Katze. Zudem war er noch immer bewaffnet.
    Ich stand breitbeinig vor der Türschwelle und hielt die Beretta fest.
    Simon fluchte. Er wollte töten. Sein Gesicht war eine Grimasse, die der Teufel persönlich geschnitzt zu haben schien.
    Ich war wieder schneller.
    Vielleicht sah er den Blitz des Mündungsfeuers noch, dann schlug die Kugel in seinen Körper.
    Der Killer schrie. Plötzlich blieb er liegen. Er bewegte sich nicht mehr und wirkte wie an den Boden festgenagelt. Die geweihte Silberkugel war ihm in die rechte Körperseite gedrungen. Die Wunde konnte ich sehen, das Einschussloch auch, aber es sprudelte kein Blut daraus hervor. Eine Arterie schien nicht getroffen zu sein, und Simon wurde auch nicht bewusstlos. Er stand nur unter einem Schock, sodass er sich nicht bewegte.
    Ich ging zu ihm und nahm ihm die Waffe aus der Hand. Endlich konnte sich auch mein Freund Frantisek wieder bewegen. Allerdings hatte er Mühe, sich in die Höhe zu hieven. Seine Waffe nahm er an sich. Als er endlich stand, musste er sich an der Wand abstützen, so stark zitterte er.
    Neben den Betten standen Miranda und Karl Juric ebenfalls auf. Beide waren bleich. Miranda, die Marek durch ihr Eingreifen wohl das Leben gerettet hatte, weinte leise vor sich hin. Eine derartige Szene zu verkraften, ist nicht jedermanns Sache.
    »Bitte, lassen Sie uns allein«, sagte ich. »Wenn möglich, hätte ich gern eine Flasche Wasser.«
    »Die hole ich«, sagte Marek. Zusammen mit dem Ehepaar verließ er das Zimmer.
    Auf dem Flur sprach er mit ihnen. Ich verstand ihn nicht, doch bestimmt bedankte er sich bei den beiden.
    Ich kümmerte mich um Simon. Auch wenn er wie tot auf dem Boden lag, er war es nicht. Meine Kugel hatte ihn verletzt, aber nicht umgebracht. Genau so hatte ich es haben wollen.
    Er schaute zu mir hoch. In seinen Augen las ich kein Bedauern über die Tat. Sein Blick war irgendwie glanzlos oder völlig neutral. Es war auch möglich, dass er sich mit seinem Schicksal vorerst abgefunden hatte.
    Ich war froh, dass ich ihn nur angeschossen hatte, und das löste in mir die Spannung. Im Prinzip wusste ich noch viel zu wenig. Es ging nicht um die beiden Killer, sie spielten gewissermaßen nur eine Nebenrolle. Das Hauptübel war Vargas, und Simon sollte mir dabei
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