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Mareks Todfeind

Mareks Todfeind

Titel: Mareks Todfeind
Autoren: Jason Dark
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»Schulfreund« gealtert war.
    Okay, er war kein Kind mehr und schon ein erwachsener Mann, aber wenn er das Gesicht recht betrachtete, kam es ihm vor, als wäre Vargas nicht älter als 50 Jahre.
    Das brachte Probleme mit sich. Konnte es sein, dass ein Mensch so wenig alterte? Normalerweise nicht, aber was war bei Vargas schon alles normal gewesen?
    Seine Kindheit bestimmt nicht. Da hatte er versucht, andere Kinder zu unterdrücken, und war der große Tierquäler gewesen. Die Gedanken daran waren bei ihm wie Momentaufnahmen, die aufzuckten und dann wieder verschwanden.
    Ja, das Gesicht...
    Marek konnte es noch immer nicht richtig fassen! Seiner Ansicht nach war da etwas schief gelaufen, aber er wollte auch nicht den Teufel an die Wand malen.
    Sehr gründlich schaute er es sich an. Eine dicke Nase, ein breiter Mund. Ziemlich helle Brauen. Als hätte man sie mit Asche gepudert. Ebenso hell wie manche Strähnen, die sich durch ansonsten dunkle Haare zogen.
    Marek ließ den Lichtkegel höher wandern. Da die Haare zurückgekämmt worden waren, sah die Stirn noch breiter und höher aus, als sie es tatsächlich war.
    Darunter lagen die Augen.
    Die Augen? Marek dachte nach. Das Licht hatte sie schon gestreift, doch erst jetzt kam ihm der Gedanke, dass da etwas nicht stimmte. Ihm war etwas aufgefallen, worüber er allerdings hinweggegangen war.
    Noch mal zurück das Licht!
    Es strahlte jetzt direkt in die Augen hinein. Und nun wusste der Pfähler, was ihm aufgefallen war und was dieses Gesicht von dem eines normalen Toten unterschied.
    Die Augen standen offen!
    Und Marek hatte den Eindruck, dass sie ihn direkt anschauten!
    ***
    Auch er war ein Mensch, der sich erschrecken konnte. Er bewegte sich einen Schritt zurück und hörte ein scharfes Zischen, das der eigene Atem hinterlassen hatte. Seine rechte Hand hielt er nicht mehr ruhig. Das Licht begann zu tanzen und huschte über die Wand hinter dem Sarg hinweg, als sollte das Gemäuer angestrichen werden.
    Offene Augen! War das normal? Nein, sicherlich nicht. Den Boden verlor Marek zwar nicht unter den Füßen, doch er musste erst mal versuchen, seine wirbelnden Gedanken zu ordnen. Er dachte auch daran, dass ihn das unbestimmte Gefühl hierher getrieben hatte. In diesem Augenblick hätte er sich am liebsten selbst auf die Schulter geklopft, denn was er von Vargas sah, war nicht normal.
    Warum hatte man ihm die Augen nicht geschlossen?
    Auf die Fragen fand er keine Antwort, aber das Misstrauen war in ihm so stark geworden, dass es sich sogar zu einem bestimmten Verdacht erhärtete.
    War dieser Vargas etwa kein normaler Mensch mehr?
    Er musste einige Male schlucken und merkte auch, dass ihm Schweiß ausgebrochen war. Das hatte nichts mit der stickigen Wärme in der Leichenhalle zu tun.
    Es gab einen anderen Grund. Einen schrecklichen Verdacht, den der Pfähler einfach nicht loswurde. Diese Person, die dort im Sarg lag, hatte sich einen falschen Platz ausgesucht. Sie war nicht tot, sie lebte. Aber sie lebte auf eine besondere Art und Weise.
    Wenn Marek näher darüber nachdachte, rann ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Die Gefühle trafen ihn wie Peitschenschläge, und plötzlich wusste er, dass er so etwas wie eine hellseherische Gabe besaß. Das Schicksal hatte ihn hergetrieben, weil er der Pfähler war. Er war der Mann, dem es in die Wiege gelegt worden war, die Blutsauger zu jagen und zu vernichten.
    Die Lösung war für ihn ganz einfach.
    Vargas war ein Vampir!
    Er brauchte nicht zu atmen. Im Gegensatz zu Marek, dessen Atem zischend aus dem Mund drang und auch von einem leisen Stöhnen begleitet wurde. Einen konkreten Beweis hatte er noch nicht bekommen, den musste er sich noch holen, bevor seine Waffe in Aktion trat.
    Noch streichelte er den Pfahl nur. Er spürte das Holz, das für ihn eine besondere Wärme ausstrahlte. Manchmal hatte er den Eindruck, dass dieses Holz lebte oder all das Blut in sich aufgesaugt hatte, das die Gepfählten vergossen hatten.
    Er schaute wieder in das Gesicht, weil er sicher sein wollte, sich nicht geirrt zu haben.
    Ja, die Augen waren nicht geschlossen!
    Mareks Lippen verzogen sich zu einem kalten Lächeln. Er wurde in diesem Augenblick zu der Person, die sein bisheriges Leben fast all die Jahre bestimmt hatte.
    Er war der Pfähler und würde wieder zuschlagen.
    Mit der rechten Hand umfasste er das Ende des Pfahls. Dort hätte er das Holz leicht eingeschnitten, damit es seine Glätte verlor und er den Pfahl besser halten konnte.
    Er zog
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