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Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer

Titel: Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
Autoren: Simon Scarrow
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an. In seinen kalten Augen lag nicht die geringste Spur von Freundlichkeit, als er fortfuhr: »Eines Tages wird der junge Marcus vielleicht ein hervorragender Gladiator in der Arena. Bis dahin möchte ich, dass du die Ausbildung fortsetzt, die er in der Gladiatorenschule von Porcino begonnen hat. Doch du sollst ihm auch die Techniken der Straßenkämpfer beibringen, wenn er meine Nichte als ihr Leibwächter wirkungsvoll beschützen soll.«
    »Ja, Herr.« Festus nickte.
    »Jetzt kannst du uns allein lassen. Nimm das Schwert des Jungen mit. Suche meinen Verwalter und sage ihm, er soll für morgen meine schönste Toga reinigen und parfümieren. Das erwartet der Pöbel von einem seiner Konsuln«, sagte er nachdenklich. »Ich möchte gut aussehen, wenn ich neben dem fetten Narren Bibulus stehe.«
    »Ja, Herr.« Festus verneigte sich wieder und eilte dann über den Hof zurück ins Haus. Als er fort war, wandte der Mann seine ganze Aufmerksamkeit Marcus zu.
    »Du weißt, dass ich hier in Rom viele Feinde habe, junger Marcus. Feinde, die genauso gern meiner Familie wie auch mir, Gaius Julius Caesar, Leid zufügen würden. Deswegen brauche ich jemanden, dem ich vertrauen kann und der Portia beschützt.«
    »Ich werde mein Bestes tun, Herr.«
    »Ich will mehr als nur dein Bestes, mein Junge«, antwortete Caesar mit fester Stimme. »Es muss dein Lebensinhalt werden, Portia zu beschützen. In jedem wachen Augenblick musst du deine Augen und Ohren offen halten und alle Einzelheiten deiner Umgebung wahrnehmen, damit du eine Bedrohung erkennen kannst, ehe Schaden entsteht. Und nicht nur deine Augen und Ohren. Du musst auch dein Hirn anstrengen. Ich weiß, dass du einen raschen Verstand hast. Das hast du bereits in Capua bewiesen.«
    Caesar hielt einen Augenblick inne, und beide erinnerten sich an den Kampf, in dem Marcus Ferax besiegt hatte, einen Jungen, der zweimal so groß war wie er. Nachdem Marcus sich geweigert hatte, den unterlegenen Gegner zu töten, bezwang er auch noch zwei Wölfe, die man deswegen auf ihn gehetzt hatte. Aber keine dieser Großtaten hatte Caesar für ihn eingenommen. Vielmehr war es die Tatsache, dass Marcus seiner Nichte Portia das Leben gerettet hatte, die in die Arena gefallen und den gierigen Wölfen schutzlos ausgeliefert gewesen war. Dafür stand Caesar in Marcus’ Schuld. Gleichzeitig hatte Caesar aber auch klug die Gelegenheit erkannt, in einen Jungen zu investieren, der vielleicht eines Tages ein Gladiator sein würde, der bei der breiten Masse beliebt sein würde, und etwas von dieser Beliebtheit würde natürlich auch auf den Besitzer des Gladiators abfärben. Also hatte er Marcus dem Besitzer der Gladiatorenschule abgekauft, und wie ein Stück Vieh hatte man Marcus von einem Herrn zum anderen gebracht.
    Caesar beugte sich vor und tippte Marcus leicht an die Brust. »Ich bin zwar Konsul und somit einer der beiden mächtigsten Männer in Rom, aber ich bin genauso leicht verletzbar wie jeder andere. Ich habe Leute, die mich beschützen, und Leute, die für mich spionieren. Trotzdem habe ich das ungewisse Gefühl, dass du dich als einer meiner wertvollsten Diener erweisen wirst. Im Augenblick sollst du über Portias Leib und Leben wachen, doch später habe ich vielleicht eine andere Verwendung für dich.«
    Caesars Augen verengten sich zu Schlitzen, während er Marcus starr anblickte. Das Schweigen machte Marcus unruhig und er schluckte nervös. Er war sich noch nicht sicher, was er von seinem neuen Herrn halten sollte. Caesar war manchmal großzügig und überaus freundlich. Bei anderen Gelegenheiten schien er skrupellos, hart und sogar grausam. »Eine andere Verwendung, Herr?«
    Ein Lächeln huschte über Caesars Lippen, als er antwortete: »Wo man ausgewachsene Männer verdächtigt, wird ein Junge vielleicht übersehen. Dann werde ich dich brauchen, du musst für mich Augen und Ohren offen halten.« Er hielt inne und fuhr sich übers Kinn.
    Marcus verspürte einen leisen Schauder, weil aus den Worten Lob sprach und auch Vertrauen, das Caesar in ihn setzte. Doch seine Freude verging rasch, als er begriff, was diese Aussage Caesars bedeutete. Marcus sollte als kleiner Spielstein in der Schlacht zwischen Caesar und seinen politischen Feinden eingesetzt werden. Aber es war kein Spiel, das verstand Marcus. Er erinnerte sich daran, was Titus, der Mann, den er einmal für seinen Vater gehalten hatte, ihm über die Welt der Politik in Rom erzählt hatte. Die Einsätze waren hoch – es ging
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