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Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal

Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal

Titel: Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal
Autoren: Krappweis Tommy
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nachvollziehen, woher das kam. Ihre Mutter hatte zum ersten Mal etwas tatsächlich Unglaubliches erleb t – nicht nur, dass es warm wurde, wenn man jemandem die Hand auflegte, oder das Schwindelgefühl, nachdem man sich eine Stunde zum »Dönggg« einer Klangschale hin und her gewogen hatt e – nein, das war nichts gewesen, was man sich hinterher schönreden musste. Das war ein reales Erlebnis, das man sehen, fühlen, riechen und schmecken konnte. Und dazu kam noch, dass Mama nicht allein gewesen war. Sie hatte eine Zeugin: Mara. Und die sollte jetzt gefälligst aussagen und ihre Mutter freisprechen von jeglichem Blabla-Verdacht.
    Dem Professor hingegen war immer noch die Überraschung ins Gesicht geschrieben wie eine Schlagzeile. Aber er blieb still.
    Was hatte Mara für eine Wahl? Eben. Also sagte sie leise: »Ja, ich hab’s auch gesehen. War wirklich schön. Und der Hirsch war auch echt komisch.«
    Mama grinste zufrieden und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Sehen Sie? Das ist der Beweis für mein starkes Band zu den arkanen Urkräften: Ich habe eine transzendentale Reise gemacht und sogar meine Tochter mit in diese Erfahrung eingeschlossen.«
    » Sie habe n … ?« Professor Weissinger schaute zwischen Mama und Mara hin und her.
    Letztere konnte nur gequält lächeln und dazu leise nicken. Ja, genau: Mama war der festen Überzeugung, sie habe sich selbst und Mara für fünf Minuten in einen Märchenwald versetzt. Und für die Tatsache, dass sie weder an einen Wald gedacht noch sich sonst wie konzentriert hatte, gab es folgende Erklärung: »Der Schlüssel ist, dass ich mich bisher wohl zu sehr verkrampft habe und es einfach zu sehr wollte. Doch die Erdmutter lässt sich nicht gerne drängen, sondern entscheidet selbst, wem sie die Türe der Erkenntnis öffnet. Was denken Sie denn, was es wohl mit dem Hirsch auf sich hatte, Herr Weissinger?«
    »Mit dem Hirsch«, wiederholte der Professor langsam und Mara vermutete, dass er seine Festplatte nun nach irgendwelchen passenden Infos über Hirsche durchforstete.
    Mara beneidete Professor Weissinger für sein umfassendes Wissen. Es ermöglichte ihm, zu jedem Thema irgendetwas halbwegs Passendes vorzutrage n – eine Fähigkeit, die Mara so gar nicht besaß.
    »Nun, der Hirsch ist in jedem Fall ein äußerst symbolträchtiges Tier«, dozierte der Professor nun los, um von seiner Überraschung abzulenken. »Er steht in verschiedenen Mythen und Religionen für die Wiedergeburt. Ansonsten finden wir ihn zum Beispiel im griechischen Aktaios -Mythos über einen Halbgott in Hirschgestalt, in der Sage von König Artus, und in der germanischen Mythologie gibt es unter anderem Eikthyrnir , den Hirsch auf dem Dach der Valhöll .«
    »Sie meinen Walhalla?«, fragte Maras Mutter dazwischen.
    »Nein, mit Verlaub, ich meine Valhöll . Zur Walhalla wurde die ›Halle der in der Schlacht Gefallenen‹ erst vor zweihundertfünfzig Jahren grundlos eingedeutscht und somi t … «
    »Ähm«, räusperte sich Mara und hob kaum merklich ihre beiden Zeigefinger Richtung Schläfe.
    »… ä h … somit zurück zum Hirsch«, fuhr der Professor mit seinem Vortrag fort. »In seiner alten, gemeingermanischen Form ›Herut‹ ist er aller Wahrscheinlichkeit nach sogar der Namenspatron eines ganzen germanischen Stammes: der Cherusker. Ach ja, und Siegfried der Drachentöter wurde verschiedenen Versionen der Sage nach von einer Hirschkuh aufgezogen. Aber Siegfried hat mit der ganzen Sache ja wohl eher gar nichts zu tun, nicht wahr? Hahah a … hm.«
    Einen Moment lang war es still am Tisch. Dann erinnerte sich der Professor wieder an die Frage von vorhin. »Also, um auf Ihre Frage zurückzukommen, Frau Lorbeer, was der Hirsch wohl zu bedeuten hat: Ich habe keine Ahnung. Vielleicht war es einfach nur ein Hirsch?«
    Da lachte Mama ihr Mag-ja-sein-aber-ich-weiß-es-besser-Lachen, das Mara so gar nicht an ihr mochte, und schüttelte den Kopf. »Nein, nein, Herr Weissinger, wenn Sie dieses erhabene Tier auch gesehen hätten, dann würden Sie so nicht sprechen.«
    Wie gerne hätte Mara ihr jetzt serviert, dass der Professor den Hirsch in der Tat gesehen hatte, und das sogar ein paar Stunden vor ihr … Oh Mann.
    Der Rest des Abendessens verlief erstaunlich entspannt, denn Professor Weissinger schaffte es letztlich doch recht elegant, zu seinem Herzensprojekt überzuleiten: dem originalgetreuen Nachbau eines Wikingerschiffs am Tegernsee. Ihm und seinen Mitstreitern war zwar im vorigen Jahr das Geld
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