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Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Titel: Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman
Autoren: Walter Mosley
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entsprechend gemäßigt hatte.
    »Spreche ich mit dem Roger Brown, der früher B-Brain genannt wurde?«
    »Wer sind Sie, Mann?«
    »Eigentlich heiße ich Ambrose Thurman«, sagte ich. »Ich bin Privatdetektiv und wurde beauftragt, mich mit Ihnen in Verbindung zu setzen.«
    Es piepte drei Mal kurz, Roger hatte aufgelegt. Aber das war egal. Ich hatte ihn am Haken.
    Als Ambrose Thurman zu mir kam, hatte er nur eine Liste mit Spitznamen – Jumper, B-Brain, Big Jim und Toolie – sowie ein paar knappe Personenbeschreibungen. Sein Klient hatte die Gesuchten zuletzt als Jugendliche gesehen, als sie kaum älter waren als Twill heute. Ambrose brauchte ihre echten Namen und ihre aktuellen Adressen. Alle vier waren als jugendliche Straftäter aktenkundig, doch die New Yorker Justiz verweigerte die Einsicht in Akten von Minderjährigen.
    Ambrose fragte mich, ob ich erreichen konnte, was er nicht geschafft hatte.
    An diesem Punkt kam Randolph Peel ins Spiel. Randy war Detective beim NYPD gewesen, bis herauskam, dass er gegen Sex in einem Manhattaner Luxushotel Gefälligkeiten gewährt hatte. Sein ehemaliger Partner hieß Carson Kitteridge. Kitteridge war ein ehrlicher Cop, und es gab Spekulationen, dass er für Peels Sturz verantwortlich gewesen war.
    Randy war zwar seinen Job los, hatte aber immer noch ein paar Freunde beim NYPD. Für dreihundert Dollar pro Kopf brach der Ex-Polizist die Siegel der Justiz und lieferte mir die Identitäten der Jungen, zumindest von dreien. Jumper, Big Jim und Toolie hatten auch volljährig weiter Straftaten begangen, während B-Brain sauber geblieben war. Ich hatte einen Namen, Roger Brown, jedoch keine nützlichen Informationen wie zum Beispiel eine aktuelle Adresse. Sein Vater war unauffindbar, und seine Mutter Myra Brown war, soweit ich wusste, 1993 gestorben.
    Die Möwe schrie drei Mal, bevor ich wieder ans Telefon ging.
    »Wer hat Sie engagiert?«
    »Es ist unhöflich, einen Bruder einfach abzuhängen, Roger.«
    »Ich bin nicht Ihr Bruder.«
    »Sie haben trotzdem aufgelegt.«
    »Entschuldigung«, sagte er und meinte es vielleicht sogar ehrlich. »Ich bin es nicht gewohnt, von Privatdetektiven angerufen zu werden.«
    »Sie haben mich angerufen«, erinnerte ich ihn.
    »Sie sind in mein Büro gekommen.«
    »Es ist nicht schlimm, von einem Privatdetektiv gesucht zu werden«, sagte ich. »Niemand hat gesagt, dass Sie irgendwas verbrochen haben.«
    »Wer hat Sie engagiert?«
    »Sind Sie der Roger Brown, der früher als B-Brain bekannt war?«, fragte ich noch einmal.
    Das Schweigen war lang und quälend. Roger wolltenicht ein zweites Mal auflegen. Meine Frage wollte er aber auch nicht beantworten. Dort, wo er sich aufhielt, lief Musik, aggressiver Hiphop mit einem drängenden Beat.
    »Wie viel zahlen die Ihnen, Mann?«, fragte ein etwas anderer Roger Brown. Dieser junge Mann trug weder Anzug noch Krawatte und hatte auch kein steuerpflichtiges Einkommen.
    »Mein übliches Honorar.«
    »Ich verdoppel es.«
    »Sie wissen doch gar nicht, wie viel es ist.«
    »Ich zahl Ihnen tausend dafür, dass Sie mich vergessen.«
    »Haben Sie Probleme, Roger?«
    »Nee, Mann, ich hab kein Problem.« Sein Abstieg von der Madison Avenue zur Lower East Side ging weiter.
    »Denn ich berechne immer nur mein Standardhonorar«, sagte ich. »Ich nehme nie mehr. Auf diese Weise bleibe ich sauber.«
    »Warum schnüffeln Sie in meinem Leben rum, Mann?«
    »Ich muss nur von Ihnen wissen, ob Sie der Roger Brown sind, der als B-Brain bekannt war.«
    »Warum?«
    »Ich sag Ihnen was, Roger«, bot ich an. »Ich komme jetzt gleich zu Ihnen rüber und treffe Sie in dem kleinen Espressoladen gegenüber von Ihrem Büro oder wo immer Sie wollen. Dann können wir reden.«
    »Hm-hm. Kommt nicht in Frage, Mann. Ich treff Sie nirgendwo. Absolut keine Chance.«
    Ich war schon in seinem Büro gewesen. Er wusste nicht, wie ich aussah. Selbst wenn Juliet mich beschrieben hatte, hatte er kein Bild von mir im Kopf. Aber Roger reagierte nicht rational. Er hatte vor irgendwas Angst, und ich wollte wissen, wovor.
    Ich gab ein paar drucksende Laute von mir.
    »Es ist nicht meine Art, Informationen über meine Klienten preiszugeben«, sagte ich dann. »Ein solcher Vertrauensbruch wird in meiner Branche nicht gern gesehen. Aber wenn wir uns zusammensetzen, könnten Sie mich vielleicht überzeugen.«
    »Ich hab Ihnen doch schon gesagt, Mann: Nein.«
    Roger war nicht bereit, mir zu vertrauen, obwohl ich die Wahrheit sagte. Ich wollte ihn von Angesicht zu
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