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Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 01. Das Geheimnis ihrer Liebe
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nach. Sie war zwanzig, so gräßlich es auch war, sich das klarzumachen. Ihre dritte Ballsaison brach gerade an, und es stand ihr trotzdem noch bevor, einen Ehemann zu finden oder sich wenigstens zu verloben. Sie hatte ein paar Anträge bekommen, das schon, aber von niemandem, den sie ernsthaft in Erwägung gezogen hätte. Eigentlich war sie recht hübsch, ein ganz heller Typ - mit heller Haut und hellen Haaren. Genau darin lag das Problem. Sie war - nun ja, eben hübsch und nichts weiter, nicht einmal annä-
    hernd eine so auffallende Erscheinung wie ihre Kusine Regina, und sie neigte dazu, in Gegenwart des jüngeren Mädchens zu verblassen. Und was ihr Los noch ver-schlimmerte - sie mußte auch diese zweite Ballsaison gemeinsam mit Regina verbringen.
    Clare schäumte vor Wut. Ihre Kusine hätte längst heiraten sollen. Sie hatte Dutzende von Anträgen bekommen.
    Und es war auch nicht so, als hätte sie es nicht gewollt. Sie schien nur allzu gewillt zu sein, sich zu verheiraten, und sich noch sehnlicher als Clare zu wünschen, eine Familie zu gründen. Aber auf die eine oder andere Weise waren alle diese Anträge im Sand verlaufen. Selbst eine Europareise im letzten Jahr hatte keine Eheschließung nach sich gezogen. Regina war vor einer Woche nach London zu-rückgekehrt und immer noch auf der Suche.
    Dieses Jahr würde als Konkurrenz auch noch Clares Schwester Diana hinzukommen. Da sie noch nicht ganz achtzehn war, wäre es möglich gewesen, sie dazu zu bringen, daß sie noch ein Jahr wartete, ehe sie Bälle besuchte.
    Aber ihre Eltern fanden, Diana sei alt genug, um ihren Spaß zu haben. Es war ihr jedoch ausdrücklich verboten worden, sich ernsthafte Gedanken über irgendwelche jungen Männer zu machen. Sie war noch zu jung, um zu heiraten, aber sie durfte sich amüsieren, soviel sie Lust hatte.
    Als nächstes werden meine Eltern die fünfzehnjährige Amy für erwachsen erklären, wenn sie sechzehn ist, dachte Clare mit zunehmendem Mißmut. Sie sah es schon auf sich zukommen! Wenn sie bis dahin noch keinen Mann gefunden hatte, würde sie sich im nächsten Jahr gegen Diana und Amy behaupten müssen. Amy war eine ebenso auffallende und ausdrucksstarke Erscheinung wie Regina, der gleiche dunkle Typ, der bei den Malorys so selten vorkam. Clare mußte in dieser Saison einen Mann finden, koste es, was es wolle.
    Sie ahnte wenig davon, aber mit denselben Gefühlen ging ihre schöne Kusine an die Ballsaison heran. Regina Ashton starrte ihr Spiegelbild an, während ihre Zofe Meg ihr langes schwarzes Haar hochrollte, um seine wahre Länge zu verbergen und es modischer zu frisieren. Regina sah nicht das verblüffende Kobaltblau ihrer leicht schräg geschnittenen Augen oder ihre vollen Lippen, die beinah geschürzt waren, auch nicht ihre fast eine Spur zu weiße Haut, zu der ihr dunkles Haar und ihre langen, kohlra-benschwarzen Wimpern einen so dramatischen Kontrast bildeten. Sie sah Männer, ganze Heerscharen von Männern, Legionen von Männern vor ihren Augen vorbeimar-schieren - Franzosen, Schweizer, Österreicher, Italiener, Engländer - und sie fragte sich, warum sie immer noch nicht verheiratet war. Mit Sicherheit lag es nicht daran, daß sie sich zu wenig bemühte.
    Reggie, wie sie allenthalben genannt wurde, hatte die Auswahl unter so vielen Männern gehabt, daß es wirklich schon peinlich war. Es hatte mindestens ein Dutzend gegeben, bei denen sie sicher gewesen war, daß sie glücklich mit ihnen werden konnte, mindestens zwei Dutzend, bei denen sie geglaubt hatte, sie wäre dabei, sich in sie zu verlieben, und unzählige, die einfach aus dem einen oder anderen Grund nicht in Frage kamen. Und die, bei denen Reggie das Gefühl gehabt hatte, sie kämen in Frage, waren genau die, bei denen ihre Onkel die Auffassung vertraten, sie kämen unter keinen Umständen und Frage.
    Es hatte ja solche Nachteile, vier Onkel zu haben, die sie von Herzen liebten! Sie ihrerseits betete sie an, alle vier.
    Jason, jetzt fünfundvierzig, war schon im Alter von sechzehn das Familienoberhaupt geworden und für seine drei Brüder und seine einzige Schwester, Reggies Mutter, verantwortlich. Er nahm seine Verantwortung ernst - zeit-weilig sogar zu ernst.
    Edward war das genaue Gegenteil, gutgelaunt, fröhlich, leichtfertig, nachsichtig. Ein Jahr jünger als Jason, hatte er geheiratet, als er zweiundzwanzig gewesen war, lange vor dem ältesten Bruder. Er hatte mit Tante Charlotte fünf Kinder, drei Töchter und zwei Söhne. Vetter Travis war
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