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Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 01. Das Geheimnis ihrer Liebe
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unschuldigen jungen Mädchen verloren.
    Er entschloß sich, heute nacht nicht mit Selena zu brechen, denn sie war ohnehin schon wegen des Balles verärgert, und die gesamte Wut, die er ihr zutraute, würde sich dann über ihn ergießen. Solche überschwenglichen Ge-fühle fand er widerwärtig, da er selbst von Natur aus übermäßig leidenschaftlich veranlagt war. Die Frauen konnten sich nicht mit ihm messen, wenn er wirklich in Wut geriet.
    Sie lösten sich immer in Tränen auf, und das ekelte ihn genauso. Nein, er wollte es ihr morgen abend sagen, wenn er sie auf dem Ball sah. Sie würde es nicht wagen, ihm in der Öffentlichkeit eine Szene zu machen.
    Selena hielt ihr Kristallglas mit dem Sherry gegen das Feuer und dachte, daß die bernsteinfarbene Flüssigkeit an Nicholas' Augen erinnerte. So schimmerten sie, wenn er in einer extremen Verfassung war - wie in jenen Tagen, als er begonnen hatte, Jagd auf sie zu machen. Aber sie nahmen diese honiggoldene Färbung auch an, wenn er sich über irgend etwas ärgerte oder freute. Wenn er gerade nichts Bestimmtes empfand, wenn er ruhig oder gleichgültig war, ähnelte das rötliche Braun seiner Augen frisch geputztem Kupfer. Beunruhigend wirkten diese Augen allerdings immer, denn selbst wenn sie dunkler wurden, strahlte immer noch ein inneres Licht darin.
    Diese verwirrenden Augen hoben sich von seiner dunklen Haut und seinen außergewöhnlich langen schwarzen Wimpern ab. Seine Haut hatte einen dunklen Goldton, von Natur her, und außerdem war er von der Sonne ge-bräunt, da er sich leidenschaftlich gern an der frischen Luft aufhielt. Das braune Haar mit den goldenen Spitzen bewahrte ihn davor, finster zu erscheinen. Seine Frisur war ein wenig zerzaust, wie es gerade der Mode entsprach, und da er von Natur aus welliges Haar besaß, wirkte es bei einer bestimmten Beleuchtung fast getönt.
    Eigentlich war es unverschämt von ihm, so gut auszuse-hen, daß schon bei seinem Anblick die Mädchenherzen schneller schlugen. Selena hatte es oft genug beobachtet.
    In seiner Gegenwart verwandelten sich junge Mädchen in kichernde Hohlköpfe. Ältere Frauen ließen ihm mit ihren Blicken
    deutliche
    Aufforderungen
    zukommen.
    Kein
    Wunder, daß er einem solche Schwierigkeiten bereitete. . .
    Zweifellos hatten ihm seit seiner Volljährigkeit, wenn nicht schon eher, hübsche Frauen zu Füßen gelegen. Und nicht nur sein Gesicht stellte eine unwiderstehliche Ver-lockung dar. Warum kann er nicht klein oder sogar pum-melig sein, fragte sie sich, oder irgendeinen anderen Makel haben, der seine verheerende Wirkung abschwächen würde? Aber nein, die derzeitige Mode der hautengen Hosen und der kurzen Jacketts wirkte an ihm, als wäre sie nur für ihn erschaffen worden. Nicholas Eden zwängten diese Jacketts nicht ein, und er hatte es auch nicht nötig, sich die Schultern zu polstern. Sein Körper war fantastisch
    - muskulös und doch schlank, großgewachsen und doch graziös in seinen Bewegungen, der Körper eines feurigen Athleten.
    Wenn es doch bloß nicht so gewesen wäre... Dann hätte Selenas Herz nicht gar so sehr gepocht, wenn er sie mit diesen sherryfarbenen Augen ansah. Sie wollte ihn mit aller Macht vor den Altar schleifen. Denn er war nicht nur der bestaussehende Mann, den sie kannte, sondern zudem der vierte Vicomte Eden von Montieth und zu allem Überfluß auch noch reich - dazu geschaffen, Befehle zu erteilen, und diesen Umstand betonte er auf anma-
    ßende Weise.
    Aber womit konnte sie ihn rumkriegen? Irgendwie mußte es ihr gelingen, denn sie erkannte mit qualvoller Deutlichkeit, daß er das Interesse an ihr verlor. Was konnte sie tun, um die Flamme wieder zu entfachen?
    Nackt durch den Hyde Park reiten? Bei einem dieser Schwarzen Sabbats mitmachen, über die so viel geflüstert wurde und von denen es hieß, sie wären nur Vorwände für Orgien? Sich noch skandalöser betragen als er? Sie konnte bei Whites oder bei Brooks eindringen - das würde ihn wirklich schockieren. In diesen Etablissements, die ganz den Männern vorbehalten waren, hatten Frauen keinen Zutritt. Oder vielleicht konnte sie auch anfangen, ihn zu ignorieren. Oder gar. . . Bei Gott, ja, ihn wegen eines anderen Mannes sitzenlassen! Das würde ihn umbringen!
    Er wäre unfähig, diesen Angriff auf seine Eitelkeit wegzu-stecken. Damit könnte sie seinen Zorn und seine Eifersucht wachrufen, und er würde sofort von ihr fordern, daß sie ihn heiratete!
    Bei diesem Gedanken wurde Selena ganz aufgeregt. Es mußte
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