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Make it count - Gefühlsgewitter (German Edition)

Make it count - Gefühlsgewitter (German Edition)

Titel: Make it count - Gefühlsgewitter (German Edition)
Autoren: Ally Taylor
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lässt. „Brauchst du etwas? Hast du vielleicht Hunger?“
     „Ich will allein sein.“
    Sie nickt. „Natürlich.“ Als sie die Tür erreicht, dreht sie sich noch einmal um. „Wir haben dich an der Oceanside High angemeldet... Das ist eine wirklich gute Schule...“ Sie atmet tief ein. „Du findest alle Unterlagen im Schreibtisch.“ Ich nicke. „Wenn du möchtest, begleite ich dich morgen.“
    „Nein, danke, das schaffe ich auch allein.“
    „Daran habe ich keinen Zweifel...“, antwortet sie und schluckt. „Das Angebot steht. Nur falls du es dir anders überlegst...“

3. Kapitel 
    Mein Brustkorb ist zu eng, als wäre er der einer anderen. Ein dünner Schweißfilm spannt sich um meinen Körper wie eine schimmernde zweite Haut. Mein flaches Atmen begleitet mich bei jedem Schritt. Mein hämmernder Herzschlag betäubt mir die Ohren. Aber ich funktioniere. Meine Beine sind wie ein gut erzogener Hund. Sie folgen Mrs. Miller zu meinem Spind, ohne dass mein Hirn etwas davon mitbekommt. Fremde Flure und fremde Gesichter, die mich interessiert mustern wie ein seltenes Tier im Zoo. Ich bin das Klischee. Die Neue. Wie in einem dieser schlechten High-School-Filme. Diese Erkenntnis lässt mich hart schlucken.
    „Also, Katie...“ Mrs. Miller bleibt stehen. „Das hier ist deiner... die Kombination ist 5654... gib sie nicht weiter.“ Ich nicke und versuche zu lächeln, was mir nicht so recht gelingt. Meine Mundwinkel sind wohl nicht so gut abgerichtet wie meine Beine. „Katie, ich weiß, du kennst mich nicht...“ Sie durchschaut mich mit ihrem Blick. „Aber wenn du mal jemanden zum Reden brauchst... meine Tür steht immer offen.“ Ich habe solche Sätze in den letzten Wochen dauernd gehört. Jeden Tag hat mir jemand angeboten, mit mir zu reden. So als würde das Darüberreden meinen Dad wieder zum Leben erwecken. Meistens sind es Worthülsen. Aus Höflichkeit. Weil man eben nicht weiß, was man sonst sagen soll. Ich tue trotzdem, was man von mir erwartet. Ich bedanke mich.
     
    Als ich eine halbe Stunde später das Sekretariat verlasse, ertönt die Glocke und wie auf Befehl spucken die unzähligen Klassenzimmer Horden von Schülern in die bis eben noch leergefegten Flure. Ich halte den Blick gesenkt, meine Augen verschmelzen mit dem dunkelgrauen PVC-Boden. Ich sehe Füße verpackt in Turnschuhen und Highheels und ein Meer aus Waden. Manche in Jeans, manche glatt rasiert. Lautes Lachen, Gesprächsfetzen, gute Laune. Ihr Freudentaumel versucht mich einzunehmen, doch er zerbricht an der Taubheit. Ich habe fast meinen Spind erreicht, als mich jemand fest zur Seite schubst. Ich stolpere, verliere das Gleichgewicht und falle aus dem Weg. Es passiert alles so plötzlich, dass mein betäubter Körper nicht schnell genug reagiert. Ich strecke die Arme aus und kneife die Augen fest zusammen, als würde das den Aufprall dämpfen. Ich warte auf die offene Spind-Tür in meinem Gesicht, auf den metallenen Geschmack von Blut, auf schallendes Lachen und die mitleidigen Augenpaare, die ich so sehr zu meiden versucht habe. Stattdessen spüre ich etwas Starkes, das mich auffängt, mich unvermittelt festhält. Sich schützend um mich legt. Zwei große Hände, die mich langsam aufrichten. Ein frischer Duft tanzt mir in die Nase und berührt mich wie eine Armee von Händen, die mich innerlich streichelt. Ich blinzle und schlucke. Spüre wieder Boden unter den Füßen. Der Schreck sitzt mir in den Knochen und lähmt meine Zunge. Ich blicke suchend nach oben, will mich bedanken, irgendetwas sagen. Aber dieses Gesicht nimmt mir die Stimme und lässt mich sprachlos zurück. Es trifft mich wie ein Schlag, der mich unvermittelt zu Boden wirft. Ich spüre nur die Wärme seiner Hände, begleitet von meinem rasenden Herzschlag, der wie ein wildes Tier in mir tobt. Den Schweiß, der fluchtartig meine Poren verlässt und sich auf meiner Haut ausbreitet. Meine Augen, die versuchen seinen Anblick in sich aufzusaugen. Die ihn abtasten. Die sein markantes, nachdenkliches Gesicht in mein Hirn fräsen, wie ein Gemälde, in dem ich mich auflösen will. Die rasende Geschwindigkeit kapituliert vor diesem Moment. Alles wird langsam. Die Zeit verlässt mich. Ich versinke in diesen Augen. Dunkelblau mit einem grünen Schleier. Wie Nordlichter am klaren Nachthimmel, gesprenkelt mit silbernen Funken, wie winzige Sterne, die am Firmament tanzen. Ich ertrinke in der Tiefe dieser Augen. Spüre die Farbe in mein Gesicht steigen, als mein Blick auf seine vollen
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