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Magnolia Steel – Hexennebel

Magnolia Steel – Hexennebel

Titel: Magnolia Steel – Hexennebel
Autoren: Sabine Städing
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roten Augen anzustarren. Sie war eine Banshee, eine Todesfee, und mindestens genauso eingebildet wie Nemo. Menschen, denen sie sich zeigte und die sie zu lange anblickte, mussten sterben, und Eugenie ließ keine Gelegenheit aus, ihren Todesblick auszuprobieren. Einen alten Küster hatte es bereits das Leben gekostet! Magnolia erwiderte gleichgültig ihren Blick. In ihren Adern flossen selbst ein paar Tropfen Bansheeblut, und Eugenies Blick verursachte bei ihr nicht mehr als das Gefühl, etwas Sand im Auge zu haben. Mit einem kleinen Lächeln wandte sich die Banshee von ihr ab und versuchte ihr Glück bei Jörna.
    »Hör damit auf, Bääänschiii! Oder ich versenge dir deine rabenschwarzen Haare«, zischte die.
    Magnolia grinste. Jörna war ihre beste Freundin und eine echte Kaminhexe. Mit ihren leuchtend roten Locken und den blitzenden grünen Augen konnte sie überhaupt nichts anderes sein. Zusammenhatten sie ein paar unglaubliche Abenteuer bestanden. Magnolias Blick wanderte weiter zu Konrad Korona. Er war der Kleinste von ihnen, sogar noch kleiner als Ronda, aber das störte ihn nicht. Konrad war zwar schon vierzehn, aber noch ein richtiges Kind. Er wuchs bei seiner Großmutter auf und ließ sich von ihr ganz sicher auch noch füttern.
    »Guck gefälligst woanders hin!«, quietschte Nemo. Er meinte Eugenie, und wäre er nicht so ekelig arrogant gewesen, hätte er Magnolia vermutlich leidgetan. Seine Hormone spielten auch mit sechzehn noch verrückt. Mal plagten ihn Heerscharen von Pickeln, dann waren Schweißausbrüche das Problem, und seine Stimme wusste auch nicht so recht, ob sie nun piepsen oder brummen sollte.
    »Achtung!« Es gab einen Ruck und ein scheußlich knirschendes Geräusch. »Verdammt!« Milauro hatte alle Hände voll damit zu tun, die Gondel zu stabilisieren, denn um ein Haar hätten sie die Abzweigung zum stillen Wasser verpasst und wären schnurstracks aufs Meer hinausgespült worden. Jetzt legten sie an dem unterirdischen Bootssteg an, und Milauro sprang heraus, um sich den Schaden an der Gondel anzusehen. Schnell machten Magnolia und die anderen, dass sie davonkamen. Sie hatten keine Lust, ihn wütend zu erleben.
    »Bis heute Abend«, rief Konrad unverdrossen. Er erntete jedoch nur einen eiskalten Blick und seine Mitschüler zogen ihn energisch weiter.
    Am Strand stiegen die Hexen und Jungmagier auf ihre Besen, riefen: »Nach oben hinaus und nirgends an!« Und schon stiegen sie senkrecht in die Luft.
    »Auf die Rickmoor Hallig, nach Bollwark«, flüsterten sie ihren Besen zu, und ab ging die Post. Der Wind hatte um ein paar Stärken zugelegt, und sie mussten sich gut festhalten, um nicht seitlich herunterzurutschen. Eine Weile flogen sie schweigend nebeneinander her, dann sah Magnolia sich um. Natürlich! Eugenie war weit hinter ihnen zurückgeblieben. Sie hatte wahnsinnige Höhenangst, und die Flüge über das Meer waren für sie die reine Hölle.
    »Wartet!«, rief Magnolia gegen den Wind.
    Die anderen Hexen und Magier zügelten ihre Besen und sahen sich um. »Jetzt komm schon, Eugenie!«
    »Geht es vielleicht auch schneller? Ich habe keine Lust, wegen dir in einen Gummibaum verwandelt zu werden«, schimpfte Nemo.
    Magnolia gab ihm recht. Ihre Lehrerin Runa hasste Verspätungen und reagierte darauf ausgesprochen empfindlich. Wegen einer bummeligen Viertelstunde hatten sie neulich als Topfpflanzen am Unterricht teilnehmen müssen. Es war erbärmlich gewesen, wie sie da so sinnlos auf der Fensterbank und in den Zimmerecken herumgestanden hatten. Außerdem war Magnolia zu einem »fleißigen Lieschen« mutiert. Und das passte ja nun überhaupt nicht zusammen. Unbehaglich sahen sich die Hexen und Magier an. »Beeil dich, Eugenie!«
    Etwas grün um die Nase holte die Banshee auf, und wenig später lag unter ihnen im schäumenden grauen Meer Runas Hallig. Die Salzwiesen standen bereits unter Wasser, aber das war zu dieser Jahreszeit nichts Besonderes. Sie landeten auf der Warft, der zweihundert Jahre alten Bauernkate und brauchten nicht einmal anzuklopfen. Denn die Watthexe hatte bereits ungeduldig gewartet und öffnete ihnen prompt die Tür. Runas ganze hagere Gestalt drückte ihren Unmut darüber aus, dass sie schon wieder auf den letzten Drücker hereinwehten. Die Augen in ihrem walnussartigen Gesicht schienen sie bei lebendigem Leib zu durchbohren.
    »Fünf vor vier. Das war knapp!«, schimpfte sie und deutete mit dem Kopf auf die große Standuhr, die in ihrer niedrigen dunklen Diele
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