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Magnolia Steel – Hexennebel

Magnolia Steel – Hexennebel

Titel: Magnolia Steel – Hexennebel
Autoren: Sabine Städing
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Diele stand, und hielt ihren Hexenfreundinnen die Schranktür auf. »Nach euch!«, sagte sie.
    Ein Mädchen nach dem anderen verschwand zwischen Besenstielen und dicken Jacken. Magnolia musste grinsen, als sie daran dachte, wie lange sie geglaubt hatte, ihre Tante würde es lieben, stundenlang in dem Schrank zu sitzen. Nicht im Traum war ihr eingefallen, dass der Schrank der Zugang zu einem geheimen Gang war, der das Zwergendorf Hackpüffel mit dem Haus ihrer Tante verband. Ein kalter Luftzug fuhr ihr ins Gesicht, und kurz darauf waren Jörna und Ronda verschwunden. Schnell griff Magnolia nach ihrem Besen Huckebein und sprang ebenfalls auf die inzwischen blank polierte hölzerne Rutsche. Blitzschnell sauste sie hinab in den geheimen Gang und landete Sekunden später neben ihren Freundinnen auf dem ausgetretenen unterirdischen Pfad.
    »Und jetzt Tempo!«, rief Jörna. »Sonst fährt die Gondel ohne uns ab.« Die Mädchen verfielen in einen schnellen Trab, und das, obwohl es neben ihnen schier endlos in die Tiefe ging und es nichts weiter gab als ein dünnes Hanfseil, an dem sie sich zur Not hätten festhalten können. Nachdem sie die morsche, frei schwingende Brücke passiert hatten, erreichten sie erneut das Ende einer hölzernen Rutsche. Magnolia setzte sich darauf, klopfte sich dreimal gegen den Kopf, und schon wurde sievon einer unsichtbaren Kraft die Rutsche hinaufgerissen. Schnell stieß sie die Tür im Stamm der mächtigen Rotbuche auf, die auf dem Marktplatz von Hackpüffel stand, und trat hinaus. Ronda und Jörna folgten ihr.
    Hier war das Wetter sogar noch schlechter als zu Hause. Es nieselte, und die Straßen in dem Zwergendorf sahen bei diesem Wetter genauso trostlos aus wie überall anders auch. Hinter den Fenstern der runden, strohgedeckten Häuser leuchteten die Lichter, und Magnolia konnte sich gut vorstellen, wie behaglich es sich vor dem knisternden Feuer mit einer Tasse heißer Schokolade saß.
    »Nicht für uns, meine Liebe. Auf uns wartet Runas zugige Hütte. Also los!« Jörna gab ihr einen gutmütigen Stoß, und Magnolia sah sie empört an. Sie konnte es nicht ausstehen, wenn man ihre Gedanken las.
    Die drei jungen Hexen setzten sich zum Schutz vor dem Regen ihre Hüte auf und eilten mit gesenkten Köpfen durch das Dorf. Glücklicherweise war es bis zum Eingang des Stollens, der zu dem unterirdischen See führte, nicht mehr weit. Schnell stiegen sie die feuchten Stufen hinab und erreichten gerade noch rechtzeitig die schwarze venezianische Gondel, die sie ans Meer bringen sollte. Beherzt sprangen die drei Junghexen an Bord. Milauro, der Gondoliere, schnaubte verächtlich. Bis heute war er Magnolia nicht geheuer, und unter keinen Umständen wäre sie allein zu ihm ins Boot gestiegen. Er war ein Unterirdischer, einer jener schaurigen Gesellen, deren Vorfahren einst von den Menschen verstoßen worden waren. Und die nun allein in den verlassenen Bergwerksstollen der Zwerge hausten. Unterirdische mieden das Tageslicht und trauten sich nur nachts hinauf auf die Erde. Es hieß, sie seien mit dem Teufel im Bunde.
    »Setzt euch«, knurrte Milauro und legte im selben Moment auch schon ab. Die Gondel setzte sich schaukelnd in Bewegung, und Magnolia landete unsanft auf Nemos Schoß.
    »Sitzt du wenigstens bequem?«, fragte er und verdrehte die Augen.
    »’tschuldigung«, murmelte Magnolia.
    Nemo von Zingst war ein ekelhafter Angeber. Sein Spott war gefürchtet, und niemand wagte es, sich ernsthaft mit ihm anzulegen.
    Lautlos glitt die schwarze Gondel durch die unterirdischen Wasserläufe in Richtung Meer, nur eine kleine Laterne an ihrem Bug sorgte für funzeliges, trübes Licht. Milauro brauchte sein ganzes Geschick, um die Gondel sicher durch die sich windenden Kanäle zu steuern, deren Strömung immer stärker wurde, je näher sie dem Meer kamen.
    Für Magnolia war das nichts Neues. Sie lehnte sich schweigend zurück und betrachtete unauffällig ihre Mitschüler. Ein seltsamer Haufen hatte sich hier zusammengefunden. Eher eine Zweckgemeinschaft als richtige Freunde. Kurz nach der Hexenweihe auf dem Blocksberg waren sie noch zu siebt gewesen. Aber Daphne, die Sumpfhexe, war wenig später mit ihrer Mutter nach Florida gezogen. Jetzt waren sie also nur noch zu sechst. Da war Ronda Regenguss, die ängstliche kleine Gebirgshexe, die sie zusammen mit Jörna von zu Hause abgeholt hatte. Dann Eugenie, das blasse schwarzhaarige Mädchen, das ihr gegenübersaß und sich einen Spaß daraus machte, sie aus stumpfen
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