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Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Titel: Maggie O´Dell 02 - Das Grauen
Autoren: Alex Kava
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mit dem Rücken zu ihm. „Das wäre nie passiert, wenn wir eine Alarmanlage hätten.“
    „Die wir gar nicht brauchten, wenn du deinen Job aufgeben würdest.“
    Sie war dieses ewige Streitthema endgültig leid. Mit einem Wischtuch fegte sie das Kaffeemehl von der Arbeitsplatte. „Ich habe dich auch nie gebeten, dass du deinen Beruf als Anwalt an den Nagel hängen sollst, Greg.“
    „Das ist nicht dasselbe.“
    „Mein Beruf als FBI-Agentin bedeutet mir ebenso viel wie dir deiner.“
    „Mein Beruf bringt es nicht mit sich, dass ich aufgeschlitzt und fast umgebracht werde. Er veranlasst mich auch nicht, bewaffnet durch meine eigene Wohnung zu schleichen und fast meinen Partner zu erschießen.“ Mit heftigen Bewegungen verstaute er Handfeger und Kehrblech im Besenschrank.
    „Na ja, ab heute ist das dann wohl kein Thema mehr“, sagte sie ruhig.
    Er hielt inne, sah sie an, und seine grauen Augen wirkten einen Moment traurig, fast reuig. Dann wandte er den Blick ab und nahm das Wischtuch, das Maggie beiseite gelegt hatte. In langsamen, bewussten Bewegungen wischte er die Arbeitsplatte nach, alsgenüge sie selbst bei dieser kleinen Aufgabe nicht seinen Ansprüchen.
    „Also, wann kommen die Jungs von United?“ fragte er, als planten sie einen gemeinsamen Umzug.
    Sie sah auf die Wanduhr. „Um acht. Aber ich habe nicht United beauftragt.“
    „Maggie, bei Umzugsfirmen muss man vorsichtig sein. Die ziehen dir das letzte Hemd aus. Du solltest wissen ...“ Er verstummte, als fiele ihm gerade ein, dass es ihn nichts mehr anging. „Wie du willst.“ Er begann die Kaffeemaschine zu füllen und löffelte das Mehl präzise abgemessen ein. Dabei presste er die Lippen zusammen, um die Schelte zurückzuhalten, die ihm auf der Zunge lag.
    Maggie beobachtete ihn und prophezeite genau, was als Nächstes kam. Er würde den Behälter exakt bis zum Strich für drei Tassen füllen und sich hinabbeugen, um in Augenhöhe zu prüfen, ob die Linie auch genau getroffen war. Sie erkannte die übliche Routine und fragte sich, an welchem Punkt sie sich entfremdet hatten. Nach zehnjähriger Ehe gönnten sie einander nicht einmal mehr die Höflichkeit der Freundschaft. Stattdessen schien jede Unterhaltung zähneknirschend hervorgepresst zu werden.
    Maggie wandte sich ab und ging in den leeren Raum zurück. Sie wartete und hoffte, dass Greg ihr nicht folgte. Nicht diesmal. Sie würde den Tag nicht überstehen, wenn er weiterhin schimpfte und schmollte oder schlimmer noch, darauf verfiel, ihr eine Liebeserklärung zu machen. Die wirkte bei ihr wie Messerstiche, besonders mit dem Nachsatz: „Und wenn du mich lieben würdest, würdest du deinen Job aufgeben.“
    Sie kehrte zum Barschrank zurück, wo sie das Scotchglas abgestellt hatte. Die Sonne war kaum aufgegangen, und schon brauchte sie ihre tägliche Dosis an flüssigem Mutmacher. Ihre Mutter wärestolz auf sie. Endlich haben wir doch noch etwas gemeinsam, dachte sie ironisch.
    Sie trank und sah sich um. Wie konnte dieser Stapel Kartons die Summe ihres Lebens darstellen? Sie fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht und spürte die Erschöpfung wie einen ständigen Begleiter. Wie lange war es her, dass sie eine Nacht durchgeschlafen hatte? Wann hatte sie sich das letzte Mal sicher gefühlt? Sie hatte es satt, sich zu fühlen, als treibe sie unaufhaltsam auf den Absturz zu.
    Cunningham machte sich etwas vor, wenn er glaubte, sie beschützen zu können. Gegen ihre Albträume konnte er nichts tun, und gleichgültig, wohin er sie schickte, sie war nie außerhalb von Stuckys Reichweite. Sie wusste, dass Stucky sie irgendwann fand, auch wenn seit seiner Flucht bereits fünf Monate vergangen waren, ohne ein Zeichen von ihm. Vielleicht dauerte es noch einige Monate, aber er kam.

2. KAPITEL
    Tess McGowan wünschte, andere Schuhe angezogen zu haben. Diese drückten, und die Absätze waren zu hoch. Während sie den gewundenen Plattenweg entlangging und so tat, als beachte sie die Blicke der Männer nicht, konzentrierte sie sich mit jeder Faser darauf, nicht zu stürzen. Als sie in ihrem schwarzen Miata vorgefahren war, hatten die Möbelpacker aufgehört, den LKW auszuladen. Sofaenden verharrten auf halber Höhe, Handkarren blieben halb gekippt, und Kisten wurden ignoriert, während die schwitzenden Männer in blauen Uniformen innehielten, um sie zu beobachten.
    Sie hasste diese Aufmerksamkeit und wappnete sich innerlich vor einem anerkennenden Pfiff. Die andächtige Stille in diesem
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