Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Titel: Maggie O´Dell 02 - Das Grauen
Autoren: Alex Kava
Vom Netzwerk:
Schweißränder unter den Armen verunzierten die einst makellose Uniform. Sein Herz schlug so heftig gegen den Brustkasten, dass er sich fragte, ob Benny es in der plötzlichen Stille hörte.
    Tief durchatmend, packte er den Türgriff fester, schwang die Tür auf, sprang zur Seite und gestattete Benny einen ungehinderten Blick ins dunkle Innere. Benny stand breitbeinig da, Arme vorgestreckt,die Waffe mit beiden Händen haltend, den Kopf leicht geneigt, jederzeit schussbereit.
    Nichts geschah. Die Tür schlug ein paar Mal gegen die Seitenwand des Transporters. Das Geräusch von Metall auf Metall klang wegen der Stille auf dem leeren Highway besonders laut. Die Augen leicht zusammengekniffen, starrten Del und Benny ins Dunkel, um die Eckbank zu erkennen, auf der gewöhnlich die Gefangenen saßen, an dicken, aus Wänden und Dach ragenden Riemen gefesselt.
    „Ach, du Schande!“ Del sah die Lederriemen durchschnitten von der Wand des Transporters baumeln.
    „Was, zum Geier ...?“ murmelte Benny, als er sich langsam dem offenen Transporter näherte.
    Ohne Vorwarnung flog eine große dunkle Gestalt auf Benny zu und stieß ihn samt Waffe zu Boden. Albert Stucky schlug ihm die Zähne ins Ohrläppchen wie ein tollwütiger Hund. Bennys Schrei paralysierte Del. Aufgelöst stand er da. Seine Gliedmaßen gehorchten ihm nicht. Sein Herz hämmerte, er konnte nicht atmen und nicht denken. Als er endlich den Dienstrevolver gezogen hatte, war Stucky schon wieder auf den Beinen und warf sich auf ihn. Im Kollidieren stieß er ihm etwas Scharfes, Glattes, Hartes in den Magen.
    Schmerz explodierte in Dels Körper. Seine Hände erschlafften, die Waffe glitt ihm aus der Hand.
    Er zwang sich, Albert Stucky anzusehen, und das Böse starrte zurück, kalt, schwarz, wie ein eigenständiges Wesen. Als er hinabschaute, sah er die große Hand immer noch den Dolch halten. Er blickte auf und sah Stucky lächelnd den Dolch tiefer rammen.
    Del sank auf die Knie. Sein Blick verschwamm, als das Bild des großen Fremden sich in Einzelteile auflöste. Er sah den Transporter und einen ausgestreckten Benny. Alles begann sich zu drehenund zu verschwimmen. Dann stürzte er hart zu Boden. Sein schweißnasser Rücken zischte beim Kontakt mit dem heißen Beton, der jedoch nicht so brannte wie seine Eingeweide. Ein Feuer breitete sich vom Magen ausgehend im Körper aus und erfasste jedes Organ. Auf dem Rücken liegend sah Del die Wolken über sich hinwegziehen, strahlendes Weiß vor tiefem Blau. Die Morgensonne blendete, und doch war alles so schön. Warum hatte er nicht früher bemerkt, wie schön der Himmel war?
    Hinter ihm zerriss ein einzelner Schuss die Stille. Del gelang ein schwaches Lächeln. Endlich. Er konnte ihn nicht sehen, doch der gute alte Benny, die Legende, hatte es wieder geschafft. Der Alkohol hatte ihn nur ein bisschen langsam gemacht.
    Del richtete sich leicht auf, um den Schaden an seinem Magen zu begutachten. Verblüfft blickte er auf eine blutverschmierte Jesusstatue. Der Dolch, der seine Eingeweide auf den verwaisten Highway tröpfeln ließ, war ein Kruzifix aus Mahagoni. Plötzlich spürte er keinen Schmerz mehr. Das musste ein gutes Zeichen sein, oder? Vielleicht wurde alles wieder gut.
    „He, Benny!“ rief er und legte den Kopf auf den Boden. Er konnte seinen Partner immer noch nicht sehen. „Mein Daddy wird das in seiner Predigt verwenden, wenn ich ihm erzähle, dass ich mit einem Kruzifix erdolcht wurde.“
    Ein langer dunkler Schatten schob sich vor den Himmel.
    Wieder blickte Del in diese leeren schwarzen Augen. Albert Stucky stand über ihm, groß, schlank, aufrecht, ein muskulöser Mann mit scharfen Zügen. Er erinnerte Del an einen Raubvogel, der mit angelegten Flügeln da hockt, den Kopf leicht zur Seite geneigt, abwartet, dass sein Opfer aufhört zu strampeln und sich in das Unvermeidliche ergibt. Plötzlich lächelte Stucky, als gefalle ihm, was er sah. Er hob Bennys Dienstwaffe und zielte auf Dels Kopf.
    „Du wirst deinem Daddy gar nichts erzählen“, versprach er mit tiefer, ruhiger Stimme, „eher dem heiligen Petrus.“ Metall krachte in Dels Schädel. Ein greller Blitz wirbelte in einem Ozean aus Blau, Gelb, Weiß und schließlich ... Schwarz.

1. KAPITEL
    Nordost Virginia,
(an der Grenze zu Washington, D.C.)
fünf Monate später - Freitag, 27. März
    Maggie O’Dell wand und drehte sich, um bequemer zu liegen. Ihre Haut war schweißnass, und die Rippen taten ihr weh. Die stickige, abgestandene Luft im Zimmer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher