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Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Titel: Maggie O´Dell 02 - Das Grauen
Autoren: Alex Kava
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schenkte sich einen Becher Kaffee ein. Del langte hinauf und drückte den Knopf der Klimaanlage. Diesmal strömte kühle Luft in die Kabine, und Benny belohnte ihn mit einem seltenen Lächeln. Endlich hatte er doch etwas richtig gemacht. Del lehnte sich entspannt zurück.
    Sie hatten den Verkehr von Miami hinter sich gelassen und waren etwa eine halbe Stunde gefahren, als ein Poltern den hinteren Teil des Wagens erzittern ließ. Zuerst dachte Del, sie hätten einen Auspufftopf verloren, doch das Poltern hielt an. Es kam aus dem Wageninnern, nicht von unten.
    Benny schlug mit der Faust gegen die Stahlabtrennung hinter sich. „Ruhe dahinten, verdammt!“
    Er drehte sich um, um durch das schmale Glasrechteck zu sehen, das die Kabine vom Laderaum trennte. „Ich kann überhaupt nichts erkennen.“
    Das Geräusch wurde lauter und ließ ihre Sitze vibrieren. Für Del klang es, als würden die Metallseiten des Wagens mit einem Baseballschläger bearbeitet. Lächerlich. Ausgeschlossen, dass der Gefangene etwas besaß, das auch nur entfernt einem Baseballschläger glich. Jeder Schlag ließ Benny zusammenfahren, so dass er sich die Schläfen hielt. Del blickte ihn an und sah bei jedem Faustschlag, den Benny gegen die Abtrennung machte, die polynesische Tänzerin auf seinem Arm ihre Hüften schwingen.
    „He, hör auf damit!“ schrie Del und fügte dem Lärm von hinten, der ihm allmählich Kopfschmerzen bereitete, auch noch die Lautstärke der eigenen Stimme hinzu.
    Offensichtlich war der Gefangene nicht ganz gefesselt und rammte sich mit dem Körper gegen die Wände des Wagens. Abgesehen davon, dass der Krach sie verrückt machte, konnte der Gefangene sich ernsthaft verletzen. Del wollte nicht dafür verantwortlich gemacht werden, wenn sie einen blutenden Mann ablieferten. Er ging vom Gas, lenkte den Wagen auf den Seitenstreifen des zweispurigen Highways und hielt an.
    „Was zum Teufel machst du da?“ wollte Benny wissen.
    „Wir können das nicht für den Rest der Fahrt dulden. Die Jungs haben ihn offenbar nicht eng genug gefesselt.“
    „Warum sollten sie auch? Er hat doch Jesus gefunden.“
    Del schüttelte nur den Kopf. Während er ausstieg, überlegte er, was er mit einem Gefangenen machen sollte, der einen Arm oder ein Bein aus den Lederfesseln befreit hatte.
    „Immer langsam, Kleiner!“ schrie Benny hinter ihm her und kletterte aus der Beifahrerseite. „Ich kümmere mich um den Kerl.“
    Benny brauchte einen Moment, um um den Wagen herumzugehen. Als er auf Del zukam, bemerkte der seinen schwankenden Gang.
    „Du bist immer noch betrunken!“
    „Einen Scheiß bin ich!“
    Del griff in die Kabine, holte die Thermoskanne heraus und riss sie weg, als Benny danach greifen wollte. Er drehte die Kappe ab und roch sofort den Alkohol im Kaffee.
    „Du Scheißkerl!“ Die Wortwahl erstaunte Del mindestens so sehr wie Benny. Anstatt sich zu entschuldigen, warf er die Kanne jedoch fort und sah sie an einem nahen Zaunpfosten zerschellen.
    „Scheiße! Das war meine einzige Thermoskanne, Kleiner.“Benny sah aus, als wolle er in den überwucherten Graben steigen, um die Einzelteile aufzusammeln. Doch dann wandte er sich ab und stapfte auf die Rückseite des Transporters zu. „Sorgen wir dafür, dass dieser Arsch Ruhe gibt.“
    Das Schlagen ging weiter, lauter sogar, und der Transporter schwankte.
    „Glaubst du dich dem gewachsen?“ fragte Del voller Zorn. Da er sich von Benny verraten fühlte, leistete er sich Sarkasmus.
    „Ja, zum Teufel! Ich habe schon solche Ärsche zur Räson gebracht, als du noch an Mamas Brust genuckelt hast.“ Benny griff nach seiner Dienstwaffe und fummelte am Verschluss des Holsters herum, ehe er die Waffe freibekam.
    Del fragte sich, wie viel Alkohol Benny Zeeks im Blut hatte. Ob er noch sicher zielen konnte? War die Waffe überhaupt geladen? Bisher hatten Brice und Webber die ganz harten Kriminellen nach Glades oder Charlotte transportiert, während er und Benny die kleinen Diebe und Wirtschaftskriminellen in die andere Richtung zum Gericht von Miami eskortiert hatten. Del löste den Riemen an seinem Holster. Ihm zitterte die Hand, der Knauf seiner Waffe fühlte sich klobig und fremd an.
    Sobald er die Riegel an den Schlössern der schweren hinteren Türen zurückschob, hörte das Schlagen auf. Del sah Benny an, der mit gezogener Waffe neben ihm stand, und bemerkte sofort das leichte Zittern seiner Hand. Ihm wurde flau im Magen. Sein Rücken war so schweißnass wie seine Stirn.
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