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Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Titel: Maggie O´Dell 01 - Das Boese
Autoren: Alex Kava
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dem Nachttisch - 22.36 Uhr.
    Er kannte jedes Knarren der Treppe und ging aus alter Gewohnheit im Dunkeln auf Zehenspitzen hinunter, obwohl seine Eltern seit über fünf Jahren nicht mehr in dem alten Farmhaus lebten.
    Das Pochen war jetzt lauter und drängender.
    „Warten Sie eine Minute!“ rief er ungeduldig und doch erleichtert über die Störung.
    Als Nick die Tür öffnete, erkannte er den Sohn von Hank Ashford, erinnerte sich jedoch nicht an seinen Namen. Der Junge war sechzehn oder siebzehn, Linebacker seines FootbaUteams und gebaut, als könnte er zwei bis drei gegnerische Spieler gleichzeitig wegdrücken. Doch wie der Junge heute Abend auf seiner Veranda stand, wirkte er jämmerlich, die Hände tief in den Taschen vergraben, der Blick wild, das Gesicht blass. Er fröstelte trotz der Schweißperlen auf seiner Stirn.
    „Sheriff Morrelli, Sie müssen kommen ... zur Old Church Road ... bitte, Sie müssen ...“
    „Wurde jemand verletzt?“ Die frische Nachtluft stach wie tausend Nadeln auf seiner Haut. Ein gutes Gefühl.
    „Nein, es ist nicht... er ist nicht verletzt ... o Gott, Sheriff, es ist so schrecklich!“ Der Junge blickte zu seinem Wagen. Nick bemerkte das Mädchen auf dem Vordersitz. Trotz der Blendung durch die Scheinwerfer sah er, dass es weinte.
    „Was ist los?“ wollte er wissen, wonach der Junge sprachlos die Arme vor der Brust verschränkte und das Gewicht einige Male von einem Bein auf das andere verlagerte.
    Was für ein blödes Spiel hatten sie diesmal ausgeheckt? Letzte Woche hatte sich eine Gruppe Jungs mit einigen von Jake Turners Geländewagen ein Wettrennen geliefert. Der Verlierer war in einen Graben voller Regenwasser gestürzt. Er hatte von Glück sagen können, dass er mit gebrochenen Rippen und der milden Strafe, zwei Footballspiele aussetzen zu müssen, davongekommen war.
    „Was zum Teufel ist diesmal passiert?“ brüllte Nick den zitternden Jungen an.
    „Wir haben ... unten an der Old Church Road ... im hohen Gras. O Gott, wir haben ... wir haben einen Körper gefunden.“
    „Einen Körper?“ Nick war nicht sicher, ob er ihm glauben durfte. „Du meinst, einen toten Körper?“ War der Junge betrunken? Oder vollgedröhnt?
    Der Junge nickte, Tränen in den Augen. Er wischte sich mit dem Ärmel seines Sweatshirts über das Gesicht, blickte von Nick zu seiner Freundin und wieder zu Nick.
    „Warte ‘ne Minute.“
    Nick ging ins Haus zurück und ließ die Fliegendrahttür zuschlagen. Wahrscheinlich hatten die sich das eingebildet. Oder es war ein vorgezogener Halloween-Streich. Die waren auf einer Party gewesen und jetzt wahrscheinlich beide voll. Er zog seine Stiefel an, ohne Socken, nahm das Hemd vom Sofa, wo er es vorhin hingeworfen hatte, und ärgerte sich, dass ihm beim Zuknöpfen die Finger zitterten.
    „Nick, was ist los?“
    Die Stimme vom oberen Treppenabsatz überraschte ihn. Er hatte Angie völlig vergessen. Gerade aus dem Bett gestiegen, umspielte das lange blonde Haar ihre Schultern. Das blaue Augenmake-up war aus dieser Entfernung kaum zu sehen. Sie trug eins seiner T-Shirts. Vor dem schwachen Licht aus dem Flur wirkte es durchsichtig. Als er jetzt zu ihr aufsah, konnte er nicht mehr nachvollziehen, warum er erleichtert gewesen war, von ihr wegzukommen.
    „Ich muss etwas überprüfen.“
    „Wurde jemand verletzt?“
    Das klang eher neugierig als besorgt. Lechzte sie nach ein bisschen Klatsch, damit sie die Gäste, die ihren Morgenkaffee in Wandas Diner tranken, unterhalten konnte?
    „Ich weiß es nicht.“
    „Hat jemand den kleinen Alverez gefunden?“
    Allmächtiger, daran hatte er überhaupt nicht gedacht. Der Junge wurde seit Sonntag vermisst. Er war verschwunden, einfach so, ehe er seine Runde als Zeitungsausträger begonnen hatte.
    „Nein, ich glaube nicht“ , erwiderte Nick. Sogar das FBI glaubte, dass der Junge von seinem Vater mitgenommen worden war, den sie immer noch suchten. Es war ein schlichter Fall von Sorgerechtsstreit. Und das hier war ein schlichter Fall von übermütigen, Streiche spielenden Teenagern.
    „Es dauert vielleicht eine Weile, aber du kannst gerne bleiben.“
    Er schnappte sich die Schlüssel seines Jeeps und fand den jungen Ashford auf den Verandastufen sitzend, die Hände vors Gesicht geschlagen.
    „Gehen wir.“ Sacht zog Nick ihn hoch. „Ihr zwei solltet bei mir einsteigen.“
    Nick wünschte, er hätte sich die Zeit genommen, Unterwäsche anzuziehen. Jedes Mal, wenn er die Kupplung trat und den Gang einlegte, kratzte
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