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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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das?« Matteos »mhmm« konnte alles bedeuten, Magdalena sagte lieber nichts mehr, sondern schaute aus dem Fenster auf die Bucht, die rechts unter ihnen zu sehen war.

    Â 
    Die Straße wurde eben, nach hundert Metern begann die schmutzig gelbe Mauer des Nachtclubs. Matteo lenkte den Wagen in die Parkbucht, machte den Motor aus und zog mit einem Ruck die Handbremse an.
    Â»Willkommen hier oben bei uns im POLO !«, sagte er leise. Steifbeinig stieg sie aus. Der Motorroller stand nun an die Mauer gelehnt, wie Magdalena hatte auch er tiefe Schürfwunden davongetragen. Sie suchten alles ab, gingen am Straßenrand entlang, durchkämmten die abfallende Böschung und spähten in die Kronen der Bäume, die sich unter ihnen zu einem dichten grünen Teppich verbanden, doch ihre Tasche blieb unauffindbar.
    Â»Warum muss die auch unbedingt grün sein?«, stöhnte Nina.
    Â»Um genau zu sein: ein dunkles Flaschengrün«, sagte Magdalena.
    Â»Ich habe eine Idee!« Begeistert klatschte Nina in die Hände. »Wir telefonieren dich einfach an, dann hören wir es klingeln!« Sie ließ sich von Magdalena die Nummer diktieren, dann gingen sie beide auf Zehenspitzen an der Mauer entlang und lauschten mit vorgereckten Köpfen: nichts.
    Â»Ach«, Magdalena griff sich an die Stirn und entdeckte dabei die Beule wieder, die von dem Zusammenprall mit Giorgios Helm stammte, »das geht ja gar nicht, der Akku ist leer!« Nina streckte ihr ihr eigenes Handy entgegen. »Möchtest du jemanden anrufen?« Magdalena schüttelte den Kopf, sie wusste Stefans Nummer nicht auswendig.
    Â»Ich muss die Tasche wiederhaben, ohne das Foto kann ich nicht gehen!«
    Durch die Bäume drang kaum Licht auf den Boden. Magdalena starrte verzweifelt hinab - die staubig riechende Finsternis würde ihre Tasche nie freiwillig wieder hergeben. Natürlich hatte sie zu Hause Kopien von dem Foto, in ihrem Computer
hatte sie es immer weiter vergrößert und vergeblich nach Details im Hintergrund durchleuchtet, aber das sagte sie nicht. Sie war plötzlich überzeugt, sie würde ihn niemals finden, wenn sie das Foto dort unten zwischen den Bäumen verloren gab. Sie suchten weiter.
    Â»Ich steig’ runter!« Matteo ließ sich in das Dickicht herab. Er krallte sich an den Büschen und Bäumen fest, doch Sekunden später brach einer der Äste mit lautem Knacken, und er rutschte auf der vertrockneten Laubschicht einige Meter tiefer außer Sichtweite. Sie hörten ihn fluchen. Dann Stille. Kurze Zeit später kam er das steile Gefälle auf allen vieren wieder hochgeklettert. Schwer atmend zog er sich über die Mauer.
    Â»Unmöglich. Wenn sie da runtergekugelt ist, werden wir sie kaum finden, jedenfalls nicht mehr heute. Das ist nicht unbedingt hell da drin, und draußen wird es auch bald dunkel.« Das Deutsch von Matteo war noch komischer als Ninas, eine Weile klang es ganz normal, bis er eins seiner lustigen Worte benutzte, das nicht passte. Matteo zeigte zum Himmel, wie um zu beweisen, dass die Sonne bereits hinter dem Berg verschwunden war.
    Â»Das heißt also, die Tasche ist weg, für immer.«
    Nina streichelte beruhigend Magdalenas Arm.
    Â»Nein, nein! Wir finden sie!« Matteo zupfte an seinem T-Shirt und rieb an einem moosigen Fleck herum.
    Â»Was ist da schon drin? Geld, EC-Karte, Handy, Ausweis? Kann man alles ersetzen.«
    Magdalena schüttelte den Kopf und ließ sich mit abgespreiztem Bein langsam auf der Mauer neben der Mohnblume nieder.»In der Tasche ist das einzige Foto von meiner Mutter, das hier auf Elba aufgenommen wurde! Unten im Restaurant Alla mezza Fortuna , vor dem Napoleon-Wandbild.«
    Â»Ah«, sagte Matteo, »qui Napoleone il grande non ha mai mangiato.«
    Â»Genau das!«
    Â»Touristenkram«, brummte Matteo.
    Â»Nun lass sie halt erzählen! Matteo, du bist echt lästig heute«, rief Nina.
    Â»Stimmt, Touristenkram«, sagte Magdalena. »Aber doch ganz lustig, weil überall sonst auf der Insel angeschlagen steht, hier hat er gesessen, diesen Brunnen hat er gebaut, diese Bäume gepflanzt. Die Leute lieben das, sie haben sich gegenseitig vor dem Schild fotografiert.«
    Â»Du warst also schon oft auf Elba«, stellte Nina fest.
    Â»Nein, heute das erste Mal, für einen Tag.«
    Elba an einem Tag, Palermo an einem Tag, ganz Italien an einem Tag, je schneller, desto besser. Es hatte außer dem
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