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Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht

Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht
Autoren: V.A.
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sich. In der Zeit nach dem Schulabschluß bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr wanderte er ziellos umher und versuchte einen Platz zu finden, an den er paßte. 2322 schrieb er sich in die Armee ein, weil er annahm, daß dies die einzige Möglichkeit war, etwas Aufregendes zu erleben.
    »Draußen war alles wie eine große fleckenlose Welt aus Glas«, sagte er. »Alles war vorausberechnet, und nie geschah etwas. Keine Kriege, keine Revolutionen, keine großen Veränderungen. Seit dem afro-asiatischen Krieg verhinderten die Leute alles, was interessant ist.«
    »Hört sich schlecht an«, meinte ich.
    »Das war es auch. Ein Jahr nach dem anderen, immer das gleiche. Die Leute bewegten sich stets auf derselben Ebene weiter, niemals traurig, niemals glücklich, niemals aufgeregt.«
    »Na, jedenfalls scheint bei ihnen jetzt nicht mehr alles zum besten zu stehen«, sagte ich. »Sonst hätten sie uns nicht herausgeholt.«
    »Wahrscheinlich nicht. Außerdem sind es jetzt schon fast 200 Jahre her, seitdem ich reinkam. Allmächtiger! Wenn ich mir das vorstelle! Zweihundert Jahre. Alle, die ich kannte, sind tot. Meine Familie lange dahin. Ich fühle mich ziemlich verlassen.«
    »Jetzt sind wir deine Familie«, sagte ich. Ich erinnerte mich gut daran, wie ich mich gefühlt hatte, nachdem ich das erstemal aus dem Tiefschlaf erwacht war. Eben noch ein junger Mann von 20 – und plötzlich 23 Jahre jünger als meine alten Bekannten. Trotzdem – meine Freunde hatten wenigstens noch gelebt. Die Freunde LaBontes waren inzwischen zu Staub geworden.
    Die Trompete schmetterte zum Antreten, und wir verließen die Kantine, rannten zurück zum Exerzierplatz und formierten uns zusammen mit dem Rest der Kompanie. Das Regiment zog sich in einer langen Linie dahin, wie bei einer Parade. Ungefähr in der Mitte des Feldes war ein Podium aufgestellt worden. Darauf befanden sich Oberst Moss, der Kommandeur, zwei Generäle, wahrscheinlich von irgendwelchen Divisionen oder Korps, zwei oder drei Oberstleutnants und vier Zivilisten, in grauer, brauner und pastellfarbener Kleidung, die ich für die derzeit übliche Zivilkleidung ansah.
    Oberst Moss stellte uns einen Zivilisten, einen Herrn Karonopolis, als den Bürgermeister der nahe gelegenen Stadt Linkhorn vor. Aus Oberst Moss' ersten Worten spürte ich irgendeine Art der Spannung heraus. Er machte zur Einführung fast beleidigend wenig Worte, wobei er jede Silbe hervorstieß, als wäre sie schlecht gewürzt. Dann trat er sehr steif und soldatenhaft zurück und verharrte kerzengerade, als hätte er einen Besen verschluckt.
    Herr Karonopolis übernahm das Mikrofon.
    »Machen Sie's sich bequem, meine Herren«, sagte er. Natürlich bewegte sich niemand.
    »Im Namen der hiesigen und der Bundesregierung, wie auch der Zivilbevölkerung heiße ich Sie im Jahre 2516 herzlich willkommen. Wir vom 26. Jahrhundert glauben Sie zu kennen, obgleich Sie uns noch nicht kennen werden. Wir haben Ihre heldenhaften Taten der Vergangenheit in der Schule studiert.«
    Und so ging es weiter. Alles war sehr freundlich und nett, aber wir hatten die gleichen Dinge oder kleine Abweichungen davon jedesmal, wenn wir aus dem Tiefschlaf kamen, gehört. Er sagte nichts, was wir nicht schon wußten, bis er die Ereignisse zu beschreiben begann, die sich seit dem Beginn unseres Schlafes zugetragen hatten.
    Er erzählte von einer Welt mit sozialem, wissenschaftlichem und philosophischem Fortschritt, mit neuen kulturellen und intellektuellen Errungenschaften und internationaler Übereinstimmung. In der Welt, die er beschrieb, verlief alles glatt. Die Nationen lebten in Frieden miteinander, und den Einzelpersonen erging es ebenso. Es war eine Welt, die keine Armee benötigte, nicht einmal eine im Tiefschlaf.
    Seine ganze Rede war auf das gerichtet, was er als nächstes sagte, und doch war die Idee so schwer begreiflich, daß sie, als er sie endlich in klare Worte faßte, wie eine Bombe über uns hereinstürzte.
    Er sagte uns, daß wir entlassen und ins zivile Leben eingegliedert werden sollten.
    Ich glaube, er erwartete von uns, daß wir in Jubelrufe ausbrechen würden. Er war ein Zivilist und verstand nicht, was im Kopf eines Soldaten vor sich geht. Ein Murmeln pflanzte sich durch die Reihen ich war ein Teil davon. Ich hielt mir die Unmöglichkeit vor Augen, in eine zivile Welt zurückzukehren, eine fremde und unverständliche Welt, die um 300 Jahre weiter fortgeschritten war als die, die ich zuletzt gesehen hatte, zurückzukehren von Krieg
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