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Maenner und andere Katastrophen - Roman

Maenner und andere Katastrophen - Roman

Titel: Maenner und andere Katastrophen - Roman
Autoren: Kerstin Gier
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alles möglich!
    Ich ließ Mo stehen und machte mich auf die Suche nach all meinen Lieben, denen ich von Herrn Radebrecht und meinen Marionetten erzählen wollte. Sie freuten sich für mich.
    »Ich bin ja so stolz auf euch, Kinder«, sagte Mama und leerte zum wiederholten Mal eine Fuhre Sand aus ihren Schuhen. »Trotzdem würde ich gern wissen, wie ihr das Zeug hier wieder rausbekommen wollt.«
    Burghart und Bille kamen, um sich zu verabschieden. Sie waren bei Burgharts Eltern zum Kaffee eingeladen.
    »Das war echt klasse«, sagte Burghart zu Rebecca. »Und deine Sachen sind spitze.«
    »Danke«, sagte Rebecca und lächelte an ihm vorbei. Burghart machte eine generöse Handbewegung. »Nein, im Ernst. Die sind nicht übel, die Sachen. Das kann ich beurteilen, ich versteh ein bisschen was von Mode.«
    »Das ist richtig«, rief Bille begeistert. »Mein Kleid hat er auch ausgesucht!«
    Rebecca betrachtete den gemusterten Lumpen eingehend und sagte nichts. Ich grinste Bille an. Sie lächelte glücklich zurück und schmiegte sich an Burgharts Schulter.
    Katja kam mit einem Glas Sekt zu uns.
    »Der Pressemann hat mich für morgen Abend zum Essen eingeladen«, berichtete sie. »Wie findet ihr das?«
    »Ich hab gehört, du und Jens, ihr seid nicht mehr zusammen?«, fragte Bille, statt eine Antwort zu geben.
    »Richtig«, bestätigte Katja.
    »Das tut mir leid für dich«, sagte Bille und schmiegte sich noch enger an Burghart.
    »Mir nicht«, sagte Katja fröhlich.
    »Also, ich fand das komisch, so ohne Mann«, sagte Bille. Sie schien die langen, langen Jahre vor Burghart völlig verdrängt zu haben.
    Katja lachte. »Ohne Mann - das kommt einem nur komisch vor, wenn man noch keinen gehabt hat«, sagte sie freundlich.
    »Aber wer zahlt denn jetzt deine Miete?«, fragte Bille immer noch in mitleidigem Tonfall.
    »Die muss ich selber zahlen«, gab Katja zu. »Aber der Pressemann sucht zufällig jemanden, der für ihn recherchiert, und zufälligerweise findet er, dass ich genau die richtige Person dafür bin.«
    Ich freute mich für sie. Was für ein Tag!
    »Was meinst du, was wir alles von der Steuer absetzen können?«, schrie Mo, der wie ein Geist wieder neben uns aufgetaucht war, mir begeistert ins Ohr. »Alle Fahrten zur Galerie und zum Bastelladen, die Telefongebühren, die Ausstattung einer Werkstatt und eines Büros, die Anschaffung von Fachliteratur ...«
    »Für ein Fremdwörterlexikon«, meinte ich boshaft und dachte an die merkwürdigen Namen, die er meinen Puppen gegeben hatte.
    Mo quasselte ununterbrochen weiter. »Wir brauchen einen professionellen Firmennamen, ein Logo und eine separate Telefonnummer. Bevor wir mit von Radebrecht einen Vertrag abschließen ...«
    »Ich bin sehr froh, dass ich dich habe«, unterbrach ich ihn gerührt. Es war noch gar nicht so lange her, da hatte ich kleine Jungs verhauen, die ihn vom Roller geschubst hatten, und heute verteidigte er mich gegen Galeristen und das Finanzamt. Ich streichelte liebevoll über seinen Haarschopf. »Danke, Mo.«
    »Keine Ursache«, sagte er freundlich. »Wir kriegen das schon hin. Also, bevor wir bei von Radebrecht abschließen, werden wir uns noch bei anderen erkundigen. Und wenn die uns mehr bieten, dann werden wir selbstverständlich mit dem meistbietenden abschließen. Meinst du übrigens, wir brauchen einen Anwalt?«
    Ich sah ihn besorgt an. War das Weiße in seinen Mundwinkeln vielleicht Schaum?
    »Doch, ich denke, ein Anwalt muss auf jeden Fall her«, beantwortete er sich seine Frage gleich selbst und fuhr fort, ohne Luft zu holen. »Ich werde mich um Pressekontakte und Promotionaktionen kümmern müssen, und auf jeden Fall eine Ausstellung in allernächster Zukunft organisieren, über die groß in der Zeitung berichtet werden wird. Die Kunstwelt wird kopfstehen, und wir können uns in drei, vier Jahren aus dem Geschäft zurückziehen und ein Haus auf Jamaika kaufen ...«
    Ich überlegte, ob ich mir allmählich nicht ernsthaft Sorgen um ihn machen musste.
    »Guck mal da drüben!«, rief Katja plötzlich und zeigte mit dem Finger zu Rebecca hinüber, die sich mit einem jungen Mann unterhielt. »Kommt der dir nicht bekannt vor?«
    Ich folgte ihrem Blick, und vergaß meinen Bruder auf der Stelle. Braune Locken, blaue Augen - da vorne stand der Mensch, der Zeuge meiner Niederlage bei Wanda mit der Wunderschere geworden und ungeschoren davongekommen war.
    »Hoffentlich erkennt er mich nicht wieder«, log ich mit brüchiger Stimme.
    »Wer dich in diesem
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