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Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )

Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )

Titel: Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )
Autoren: Benjamin Wagner
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anstarrte, öffnete sie an der Tischkante und begann zu trinken.
    Nachdem ich mehr als den halben Abend mit meiner strapaziösen Freundin verbracht, oder, um es anders zu sagen, ihn einfach ‚weggeworfen' hatte, war ein kaltes Bier eine willkommene Abwechslung.
    Nachdem ich vorsorglich eine weitere Bierflasche mitgenommen hatte, um nachher nicht noch mal aufstehen zu müssen, ließ ich mich im Wohnzimmer auf die Couch fallen. Ich lehnte mich ein Stück zur Seite, um die Kommode zu erreichen, aus der ich ein Feuerzeug und eine halb volle Schachtel Zigaretten fischte. Ich zündete mir eine an und von da an zog ich abwechselnd an der Zigarette und nahm einen Schluck Bier.
    Nicht, dass meine Mutter nichts dagegen gehabt hätte, aber da sie selber fünfzig Zigaretten am Tag rauchte und gerne mal halb volle Schachteln und randvolle Aschenbecher im Haus rumliegen ließ und die geweißten Wohnzimmerwände ohne Probleme als gelb bezeichnet werden könnten, fiel es nicht auf, wenn ich ab und zu mal eine rauchte.
    Und der Anzahl der vollen und leeren Bierflaschen schenkte meine Mutter ebenfalls keine Beachtung. Ich wusste nicht, ob es daran liegt, dass mein Vater, der meine Mutter vor acht Jahren wegen einer anderen Frau verließ, ein starker Biertrinker war, oder daran, dass sie selber nur Rotwein und harte Sachen trinkt.
       
     
    So saß ich also da und nachdem ich das Fernsehprogramm mit ‚Läuft nichts' abgehakt hatte, fing ich an - wie ich es manchmal tat - über den Sinn meines Lebens zu philosophieren. Ich dachte über meine Freundin nach, wie wir zusammen gekommen waren und wie sich unser Verhältnis immer weiter verändert hatte.
    Wir kannten uns schon seit der fünften Klasse, anfangs fanden wir uns gegenseitig einfach nur ‚doof' - so wie damals alle Jungs die Mädchen und umgekehrt.
    Aber als wir dann älter wurden, haben wir uns immer mehr gemocht.
    Erst hatten wir uns nur angefreundet, haben öfter zusammen etwas unternommen und seit der Klassenfahrt im neunten Schuljahr waren wir ein Paar. Ich habe sie am Anfang wirklich gern gehabt und ich mochte es, mit ihr zusammen zu sein. Aber mit der Zeit hat sich das geändert. Der Sex mit ihr war immer noch o.k., aber auch darauf hatte ich selten richtig Bock.
    Täglich dachte ich daran, Schluss zu machen. Warum ich das noch nicht gemacht hatte, durfte man mich nicht fragen.

Kapitel 2
     
     
    Am Montag sahen wir uns in der Schule wieder.
    Wir gingen beide in dieselbe Klasse, in die zehnte. Lara war eine der Schlechtesten in der Klasse und so hegte ich insgeheim Hoffnungen, dass sie uns am Ende des Schuljahres verlassen würde.
    Sie und Abitur - absurdere Vorstellungen hatte ich selten.
       
     
    „Huhu! Hier bin ich“, rief sie mir vom Eingang her quer über den Schulhof zu, als ich am Morgen eine Minute vor acht am Außentor ankam. Als ob ich sie gesucht hätte.
    „Schön für dich!“, rief ich auf halber Strecke zurück. Bloß weil ich auf sie zuging, hieß das noch lange nicht, dass ich was von ihr wollte. Ich musste nun mal irgendwie ins Gebäude reinkommen.
    Zehn Meter bevor ich bei ihr und ihren ausgebreiteten Armen, die bei mir plötzlich die Assoziation ‚Tintenfisch' aufkommen ließen, ankam, zwang mich jemand abrupt, stehen zu bleiben.
    Ein Junge, der es offenbar um ein Wesentliches eiliger hatte als ich, ins Schulgebäude zu kommen, kreuzte rennend meinen Weg.
    „Sorry!“, rief er zurück und drehte sich kurz um. Er war vielleicht ein halben Kopf kleiner als ich.
    Ich wusste nicht warum, doch meine Augen verfolgten ihn. Ich sah ihn mir genau an, bis er hinter der Eingangstür verschwunden war.
    Obwohl es erst Frühling war, hatte er eine frische, sommerliche Gesichtsfarbe mit einigen winzigen Sommersprossen um die Nase, so als sei er viel an der Sonne gewesen. Ich bemerkte seine hellblauen Augen und goldblonden Haare, die er sich lässig in die Stirn gekämmt hatte. Irgendwie wirkte er sehr sympathisch auf mich. Ich hatte ihn zwar schon hin und wieder mal auf dem Schulhof gesehen, aber so aufgefallen war er mir noch nie, dass ich sogar seine Augenfarbe registrierte.
    Ich sah ihm noch kurz hinterher, als er ins Schulgebäude lief und ging dann auf meine Freundin zu.
       
     
    „Kommst du heute noch, oder muss ich dich bei der Gerling entschuldigen?“
    Laras Art mich zu ermahnen, gefiel mir fast nie.
    Die Gerling war unsere Deutsch- und Klassenlehrerin. Sie gehörte zu den Lehrern, mit denen man klarkommen konnte, wenn man ein paar
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