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MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung

MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung

Titel: MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung
Autoren: Sue-Ellen Welfonder
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verzehrender Kummer begann ihn zu durchfluten, aber er wäre lieber tausend Mal verflucht worden, bevor er seinem schmerzlichen Bedauern einen Namen gegeben hätte. Oder jemandem diese furchtbare Leere eingestand, die jede seiner wachen Stunden verfinsterte und seine schlaflosen Nächte überschattete.
    Donall zog eine Augenbraue hoch, und seine stumme Kritik sagte mehr als Worte.
    Iain richtete sich zu seiner vollen Größe auf und zog nun ebenfalls eine Augenbraue hoch. Kämpferisch. »Du wagst zu behaupten, ich hätte kein Recht, dergleichen zu empfinden ?«
    »Ich sage, du hast das Recht darauf im selben Augenblick verwirkt, als dein unbeherrschtes Naturell dich dazu veranlasste, den Kerzenleuchter umzustoßen.«
    »Irgendein Tölpel muss das sperrige Ding verschoben haben«, versetzte Iain, in einem Ton, der Donall geradezu herausforderte, irgendetwas anderes zu behaupten.
    »Nein, du irrst dich«, gab der MacLean ihm die erhoffte Antwort. »Der Kerzenleuchter stand dort, wo er schon immer stand.«
    Iain blickte seinem Bruder in die Augen. »Aber das ist ja jetzt wohl kaum noch von Bedeutung.«
    »Meinst du?« Donall warf einen weiteren raschen Blick auf die aufgeregten Clanangehörigen, die noch immer versuchten, das Feuer zu löschen. »Für sie ist es das sehr wohl.«
    Und auch für mich!, stimmte Iain ihm im Stillen zu. So sehr, dass ich keinen Sinn mehr darin sehe, im Dunkeln zu leben und den Rest meiner Tage Schatten nachzujagen ... zu existieren wie jemand, dem man nur das Schlimmste wünscht.
    Oder - was ihm sogar noch weniger gefiel - bemitleidet zu werden.
    Während seine Laune sich mit jedem Herzschlag verschlechterte, trat er einen Schritt vor, und dann noch einen weiteren, bis sich die scharfe Spitze von Donalls Schwert in seinen Bauch zu bohren drohte. Dann straffte er die Schultern, blieb stolz und aufrecht vor seinem Bruder stehen und riskierte ein Lächeln, das erste seit längerer Zeit.
    Und zugleich sein letztes, wie er hoffte.
    Da er sich des prüfenden Blicks seines Bruders vollkommen bewusst war, bereitete Iain sich auf einen blitzschnellen Sprint ins Feuer vor. Nun, da sein Entschluss gefasst war, begann sich dieses ungewohnte Lächeln in ihm auszubreiten. Es erfüllte ihn zwar nicht mit Licht und Wärme, wie ein Lächeln es eigentlich hätte tun müssen, und es verbannte auch die Finsternis nicht aus seiner Seele, aber es durchflutete ihn mit einer beseligenden Erleichterung.
    Der beglückenden Gewissheit, dass sein Schmerz bald ein Ende finden würde.
    Er stieß einen tiefen Seufzer aus ... und blinzelte, um das ungewohnte Brennen hinter seinen Augenlidern zu verdrängen. »Du irrst dich, Bruder, denn ich weiß sehr wohl, was Furcht ist«, sagte er, und seine tiefe Stimme klang nun seltsam heiser und... gepresst. »Ich fürchte mich vor dem Leben, und - » er machte eine ungeduldige Handbewegung - »ich bin es auch allmählich ziemlich leid geworden.«
    Eine jähe Erkenntnis huschte über Donalls Gesicht. »Nein!«, schrie er und warf sein Schwert beiseite. Mit ausgestreckten Armen sprang er vor und bekam seinen Bruder im selben Augenblick zu fassen, als ein merkwürdiges Prickeln in Iains Nacken ihn veranlasste, herumzufahren.
    Seine Behändigkeit wurde belohnt mit dem etwas surrealistischen Anblick einer schönen, schwarzhaarigen Frau, die aufgeregt in seine Richtung stürzte. Kreischend, mit wild flackernden Augen hob sie einen großen Weinkrug hoch über den Kopf.
    Das Herabfahren dieses Krugs war das Letzte, was Iain sah, bevor ein betäubendes Dunkel einer völlig anderen Natur, als er gehofft hatte, ihn einhüllte und ihm die Sinne raubte.
     
    Viele Meilen weit entfernt, auf der anderen Seite Doons, fegten immer stärkere Windböen über die Hochmoore und Sümpfe der Insel, schlugen aber einen vorsichtigen Bogen um eine ganz spezielle Lichtung hoch über den Klippen und wagten es nicht, auch nur einen einzigen Grashalm innerhalb ihres verzauberten Kreises umzuknicken.
    Ein einsames, strohgedecktes Cottage stand dort, mit dicken, weiß getünchten Mauern, das von einer seltsam atemlosen Stille umgeben war. Es lag gefährlich nahe am Rand des Kliffs, hoch über der See, geschützt von Weißbirken und Ebereschen... und der Magie von Devorgilla, Doons einheimischer Zauberin und weiser alter Frau.
    Diese Magierin benutzte in ebendiesem Augenblick, obwohl Iain noch immer unruhig schlief, ihre Fälligkeiten dazu, sich etwas von der in ihm liegenden Dunkelheit zu borgen, um ihr eigenes
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