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MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung

MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung

Titel: MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung
Autoren: Sue-Ellen Welfonder
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vorbeizuschauen - verlieh der Notwendigkeit, sich mit dem Gewand einer Postulantin bekleidet durch das Land zu stehlen, noch zusätzliches Gewicht.
    »Männliche Gier ist mir nicht fremd«, erklärte sie, und wieder durchzuckte sie ein kalter Schauder, den sie bis in ihre Zehen spürte.
    »Vielleicht nicht«, räumte ihre Freundin ein, die den verschlissenen schwarzen Umhang immer noch nicht herausrücken wollte. »Aber Ihr habt ein sehr behütetes Leben geführt, Mylady. Ihr habt noch nie ...«
    »Gelebt«, schloss Madeline für sie. Sie blinzelte, denn plötzlich schien die Farbe in Nellas gemütlichem Häuschen vor ihren Augen zu verblassen, und der gepflasterte Boden schien unter ihren Füßen zu beben und zu schwanken.
    Aber sie ignorierte das Schwindelgefühl, das sie ergriffen hatte, und deutete mit dem Kopf in die Richtung der Gräuel, deren Anblick schlicht und einfach über ihre Kräfte ging. »Meine liebe Nella, verstehst du denn nicht, dass es für mich schier unmöglich sein wird, hier zu leben, solange der Schurke, der diese Abscheulichkeiten begangen hat, auf dieser Erde weilt?«
    Heftiger Widerspruch erschien in Nellas sorgenvollen Augen. »Wollt Ihr denn nicht einmal von den Gefahren hören?«
    »Ich kenne die Gefahren... und auch ihre Konsequenzen.«
    Madeline straffte die Schultern. Wäre sie sich der Gefahren nicht schon längst bewusst, hätte die grenzenlose Besorgnis ihrer Freundin, die sie siedend heiß und nachhaltig durchflutete, ihr die Berechtigung von Nellas Unruhe verdeutlicht.
    Und den Fluch, der Madeline seit ihrer Geburt begleitete: die Fähigkeit, die Emotionen anderer zu spüren.
    Nicht immer, und nie absichtlich, aber oft genug. Und immer ungebeten, stiegen sie aus irgendeinem unbekannten Winkel ihrer Seele auf, um sich mit den Sorgen und Wünschen anderer zu verketten, und das so schnell, wie ein jäher Nebel ein ganzes Highland-Tal bedecken konnte.
    Ein zweifelhaftes Talent, das ihr die wahren Motive jedes Mannes aufgezeigt hatte, der je um ihre Hand angehalten hatte, in Wahrheit aber nichts anderes als den überall bekannten
    Reichtum ihres Vaters und die strategisch gute Lage seiner Ländereien vor Augen gehabt hatte.
    Madeline presste die Lippen zusammen, schluckte die in ihrer Kehle aufsteigende Verbitterung hinunter und richtete den Blick auf den Pilgerumhang auf Nellas blitzblank geschrubbtem Tisch.
    »Ein Mann müsste schon blind sein, um Eure Schönheit und Euren Stand nicht zu erkennen«, erklärte ihre Freundin, die ihrem Blick gefolgt war. »Euch so derb zu kleiden dürfte da kaum einen Unterschied machen?«
    »Ich kleide mich nicht derb«, berichtigte Madeline, »sondern als Postulantin.«
    Nella schnaubte. »Ich sehe schon ... die temperamentvolle, stolze Lady von Abercairn will den Schleier nehmen.«
    »Wenn ich getan habe, was ich tun muss, wird mir gar nichts anderes übrig bleiben, als Gottes Gnade zu erbitten, indem ich mein Leben in Seine Dienste stelle.«
    »Du meine Güte, Mylady, wenn Ihr tatsächlich Euer Leben in Abgeschiedenheit verbringen wollt, dann können wir auch au f direktem Weg zum nächsten Kloster reisen«, schlug Nella vor und legte ihren Kopf zur Seite. »Dann braucht Ihr nicht von einem Heiligtum zum nächsten zu laufen, um Silberbein zu suchen. Die Götter selbst werden ihn vernichten.«
    Silberbein.
    Sir Bernhard Logie.
    Unter welchem dieser beiden Namen auch immer, die bloße Erwähnung von Madelines Nemesis griff mit grausamer Hand durch die abendliche Stille, um ihr ihre Hoffnungen und Träume zu entreißen und sie auf den verkohlten Scheiterhaufen zu vernichten, die seine Männer vor Abercairns stolzen Mauern errichtet hatten.
    Den mit den Zinnen versehenen Mauern einer Festung, die nur deshalb eingenommen werden konnte, weil der schlimmste
    Feind ihres Vaters zu einem unsäglich barbarischen Mittel gegriffen hatte - dem Verbrennen unschuldiger Menschen.
    Ein Leben für jede Weigerung, die Burgtore zu öffnen.
    Und obgleich die Forderung umgehend erfüllt und die Zugbrücke unverzüglich hinuntergelassen worden war, fand trotz allem ein unschuldiger Hirtenjunge ein grausames Ende auf dem Scheiterhaufen, und die schändliche Tat wurde so lange wiederholt, bis drei von Abercairns wehrlosesten Bewohnern nicht mehr lebten.
    Als Silberbeins Männer Madelines stolzen, unbeugsamen Vater zu den Scheiterhaufen führten, war sie geflohen und hatte sich vor dem Unbeschreiblichen zu Nellas Kate geflüchtet.
    Ihrem einzigen Zufluchtsort in einer
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