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macht weiter

macht weiter

Titel: macht weiter
Autoren: Dorothy Gilman
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Andächtig besah sie das mit dunklem Samt ausgeschlagene Kästchen, in dem ein Smaragdanhänger, eine schwere Brillantnadel und zwei Kolliers aus funkelnden Rubinen lagen.
    »Leider durch und durch unecht. Aber verdammt teure Imitationen. Sehen sie nicht fabelhaft aus? Falls nämlich jemand auf die dumme Idee kommen und mal nachsehe n sollte, ob das nicht am Ende ein Geigerzähler ist, braucht er die Kassette nur zu öffnen, und schon liegt die ganze Pracht vor ihm.« Er zeigte ihr noch etwas. »Sehen Sie diesen winzigen Knopf am Scharnier? Wenn Sie fest drauf drücken, öffnet sich noch ein Verschluß, und Sie können das ganze Fach herausheben.« Er tat es. Ein Gerät mit zwei Knöpfen und einer Skala kam zum Vorschein. Nachdem Bishop einen der Knöpfe gedreht hatte, hörten sie ein leises Summen. »Das ist normal«, erklärte er. »Es beweist, daß das Ding eingeschaltet ist. Natürlich schlägt die Nadel der Skala erst aus, wenn sie etwas Interessantes wittert. Machen Sie sich damit vertraut. Ich suche inzwischen Ihre Flugkarte.«
    Mrs. Pollifax schloß, öffnete und schloß das Geheimfach der Schmuckkassette. »Funktioniert«, sagte sie.
    »Gut. Jetzt nehme ich Ihnen das hübsche Spielzeug eine Weile weg. Sie bekommen es im Flugzeug wieder, wenn die zollfreien Sachen ausgegeben werden. Jeder Passagier wird nämlich genau visitiert, und es wäre doch peinlich, wenn man von Ihnen gewisse Erklärungen verlangte. So, und hier sind die Tickets. Tickets, Schmuckkassette, Taschenlampe, Batterien. Alles vollzählig.«
    »Und Veilchen«, fügte sie hinzu. »Das war wirklich sehr aufmerksam von Ihnen. Ich liebe nämlich Veilchen.«
»Das sehe ich.« Schmunzelnd musterte er ihren Hut, der wie eine mit Veilchen und Gänseblümchen bewachsene Badekappe aussah. »So etwas nennt sich Cloche, wie?«
»Bishop, Sie verblüffen mich!«
»Ganz meinerseits. Ach ja, noch etwas. Der Kellner Marcel.« Er entnahm seiner Brieftasche ein kleines Foto, auf dem ein dunkelhaariger Mann mit starken Backenknochen und einem ernsten Gesicht zu sehen war. »Etwa einssiebzig groß. Breitschultrig. Sie werden viele Kellner sehen und wissen wollen, welcher von ihnen Marcel ist. Aber sprechen Sie ihn nicht an. Überlassen Sie es ihm. Im günstigsten Moment wird er sich vorstellen.«
»Geht in Ordnung.« Mrs. Pollifax sah sich das Foto nochmals an und nickte.
»Das war's. Gehen wir lieber, ehe es zum Gedrängel kommt am Abflugschalter.« Er öffnete die Tür, doch dann drückte er sie nochmals zu und sagte streng: »Passen Sie gut auf sich auf, versprechen Sie mir's. Keine Eskapaden! Bleiben Sie artig und schön brav dem bewußten Ding auf der Spur.«
»Wenn ich's finde, werde ich mir sehr artig vorkommen.«
Er seufzte. »Ich kann Ihnen nicht genug einschärfen, daß hinter diesem Fall ein internationaler Verbrecher stehen muß, der keinerlei Skrupel kennt. Sie sollen kein Kavaliersdelikt aufklären. Die Reise geht mitten hinein in den umbarmherzigen Verbrecherdschungel.«
Mrs. Pollifax stellte ihren Koffer ab und sah ihn an. »Was haben Sie denn, Bishop?«
»Merkt man es mir so deutlich an?« fragte er. »Hol's der Teufel, Carstairs wollte Sie nicht schrecken, aber ich finde, Sie müssen es wissen.«
»Was denn?«
»Heute mittag ist der Autopsiebefund eingetroffen. Fraser war schon tot, ehe er abgestürzt ist.«
»Ach.«
»Ja. Die tödliche Verletzung kann unmöglich vom Sturz selbst stammen.«
»Verstehe«, sagte sie ruhig. »Dann war es also kein Unfall, sondern Mord.«
»Ja.«
»Danke, daß Sie es mir gesagt haben, Bishop. Ich will mir's merken. Lassen Sie mich jetzt gehen?«
»Ungern«, sagte er und öffnete ihr die Tür. »Äußerst ungern.«

3
    Im Flugzeug zog sich Mrs. Pollifax auf die Toilette zurück und las den Code. Er erschien ihr sehr komisch.
Alles in Ordnung - ICH RUHE MICH AUS
Ich bin besorgt - ICH HABE HUSTEN
Ich glaube, ich bin in Gefahr - ICH DÜRFTE FIEBER HABEN
Unter diesen einfachen Sätzen standen die folgenden CodeNamen:
Marcel - COUSIN MATTHEW
Plutonium - ONKEL BILL
Polizei - PETER
Carstairs - ADELAIDE
Nach mehreren Besuchen im Waschraum verbrannte sie den Code in einem Aschenbecher und kehrte an ihren Platz zurück, um sich einen Western anzusehen. Eine Atlantiküberquerung mit Kino war für sie etwas Neues.
Lange vor Ende des Films war der Nachthimmel in ein Silbergrau übergegangen, und langsam flog man dem neuen Tag entgegen. In New York war es jetzt erst Mitternacht, aber in Europa dämmerte bereits der Morgen. Mrs.
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