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macht weiter

macht weiter

Titel: macht weiter
Autoren: Dorothy Gilman
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mich ist es richtig verkehrt gelaufen. Oder verkehrt genau richtig.« Sie runzelte die Stirn. »Wieso fühle ich mich so komisch, Bishop?«
    »Man hat eben eine Kugel aus Ihrem Arm entfernt«, erklärte er. »Weil Sie so schrecklich geblutet haben, hat der Direktor Ihnen eine leichte Narkose verpaßt und die Kugel gleich rausgeholt. Hier gibt es nämlich kein Operationszimmer.«
    »Ach«, sagte sie. Seine Erklärung schien ihr höchst merkwürdig, bis sie entdeckte, daß ihr Arm dick verbunden und geschient war.
    »Es ist immer noch Montag, bloß sieben Uhr abends«, versicherte er ihr. »Interpol war den ganzen Tag hier, hat die Bruchstücke Ihrer Geschichte zusammengetragen und sich die ernstesten Sorgen um Sie gemacht. Auf Zimmer 150 haben die Leute eine Frau gefunden, die an einen Stuhl gefesselt war, und im Schrank von 153 haben sie Marcels Leiche entdeckt. Sie scheinen ein sehr turbulentes Wochenende verlebt zu haben, wie?«
    »Ja«, sagte sie. Das alles schien in weiter Ferne zu liegen. Plötzlich aber sah sie die Ereignisse der letzten Stunden wieder ganz nahe. Sie versuchte sich aufzusetzen. »Der Scheich?«
    Bishop schüttelte den Kopf. »Ist entwischt. Er hat Genf heute mittag mit seiner Privatmaschine verlassen.«
»Aber der Putsch?«
»Dürfte niedergeschlagen sein. Aber hier ist Schönbeck.« Bishop stand auf. »Er kann Ihnen Näheres sagen. Mrs. Pollifax, es ist höchste Zeit, daß Sie endlich Henry Schönbeck von der Interpol kennenlernen.«
Monsieur Schönbeck kam näher. Er war ein bißchen schüchtern, ein bißchen bürokratisch, aber sein Blick war warmherzig. »Madame, ich stehe tief in Ihrer Schuld«, sagte er und sah sie forschend an, als er ihre rechte Hand ergriff. Behutsam legte er sie auf die Decke zurück. »Es tut mir leid, Sie erst jetzt kennenzulernen, Madame.«
»Sind Sie der Mann, dem ich Lichtsignale gegeben habe?« fragte sie.
»Nein, nein, das war Gervard.« Mit leisem Lächeln fuhr er fort: »Wir wollten Ihnen übers Wochenende Zeit lassen, sich im Sanatorium einzuleben. Für heute hatten wir einen Besuch bei Ihnen geplant, um einen intensiveren Kontakt herzustellen. Nun ja. Ich komme soeben von der Hütte. Mister Burke-Jones und Hafez haben mich begleitet. Unterwegs haben sie mir einiges erzählt. Vielleicht wird es Sie trösten zu erfahren, daß die drei Leute des Scheichs in diesem Augenblick ein hiesiges Gefängnis betreten.«
    »Das tröstet mich«, gab sie zu. »Aber wie ich höre, ist der Scheich mit den Pfirsichen im Koffer abgeflogen.«
    »Wie bitte?« fragte Schönbeck.
»Mit den Pfirsichen.«
Schönbeck und Bishop sahen einander an. »Sicher das
    Chloroform«, meinte Bishop.
Schönbeck nickte. »Das benebelt.« Begütigend sagte er: »Sie brauchen nicht länger zu schwindeln, Madame. Ich weiß, Sie wollten dem Scheich einreden, daß er das Plutonium nicht hat. Aber jetzt sind Sie ja nicht mehr in Gefahr!«
    Mrs. Pollifax seufzte. »Ich gebe ja zu, daß Pfirsiche lächerlich sind, Monsieur Schönbeck, aber ich versichere Ihnen, daß ich die Wahrheit gesagt habe. Das Plutonium hat das Sanatorium nie verlassen. Es ist hier.«
    »Donnerwetter!« sagte Bishop ungläubig.
    »Im Sanatorium?« fragte Schönbeck. »Aber dann ist die französische Lieferung, das Plutonium aus Frankreich, gar nicht mehr im Besitz des Scheichs? Wenn Sie mir genau sagen wollen, wo es sich befindet, Madame...«
    Mrs. Pollifax überhörte die Frage. Statt dessen lächelte sie ihm zu. »Was halten Sie von Robin, Monsieur Schönbeck?«
»Oh, er war eine Überraschung für mich.«
    »Falls Sie Burke-Jones meinen, ist das nicht der Bursche, den Sie alle für Frasers Mörder hielten?« fragte Bishop.
    Schönbeck machte ein unglückliches Gesicht. »Das stimmt leider. Von allen Sanatoriumsgästen war er der einzige Undurchsichtige. Inzwischen hat sich herausgestellt, daß dieser Mann ein Juwelendieb ist.«
    »Ja, und zwar ein ausgezeichneter«, ergänzte Mrs. Pollifax sachlich. »Ich bin sehr froh, daß er es selbst gestanden hat, aber Sie müssen einsehen, daß er sich seine Karriere mit dieser Aufrichtigkeit restlos verdorben hat.« Sie sah Schönbeck streng an. »Möchten Sie in diesem Zusammenhang nicht etwas unternehmen, Monsieur Schönbeck?«
    Er lächelte diskret. »Allerdings, Madame. Ich staune nur, daß Sie das erraten haben.«
»Mir kam der Gedanke schon vor einigen Tagen. Vielleicht haben Sie meine Gedanken gelesen, Monsieur Schönbeck?«
»Mon Dieu, hoffentlich nicht!«
»Er versteht es
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