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macht weiter

macht weiter

Titel: macht weiter
Autoren: Dorothy Gilman
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farbloses Leben geführt, ehe ich Sie
kennenlernte.«
»Nun, irgendwie müssen wir an die Kerle heran.«
»Wir müssen den richtigen Augenblick abwarten. Vielleicht
genügt schon eine unüberlegte Bewegung, eine Unachtsamkeit,
und wir können uns auf sie stürzen. Verflucht noch mal, ich will
einfach nicht widerstandslos aufgeben.« Er streckte ein Bein
aus, um mit dem Fuß an den Schürhaken heranzukommen, der
am Herd lehnte. Robin hatte kein Glück. Er fluchte.
»Daß sie uns die Fesseln abgenommen haben, ist immerhin
etwas«, sagte Mrs. Pollifax. »Was glauben Sie, wieviel Zeit wir
noch haben?«
»Sie haben ihn ja gehört: bis Sabry mit dem Hubschrauber da
ist. Also völlig hoffnungslos ist unsere Lage nicht. Wenn wir
irgendwie Zeit gewinnen, die Kerle überrumpeln können...« Zeit gewinnen. Mrs. Pollifax überlegte. Wie konnte man die
Sicherheit des Scheichs und seiner Leute erschüttern und sie zu
einem Aufschub ihrer Flucht bewegen? Wenn sie Andeutungen
machte, ohne zuviel zu verraten... Laut sagte sie: »Ich kann dem
Scheich ja erzählen, daß ich seinen Kofferinhalt im Sanatorium
gegen zwei Dosen eingemachter Pfirsiche vertauscht habe.« Robin warf ihr einen vernichtenden Blick zu. »Eine derart
naive Idee hätte ich Ihnen niemals zugetraut. Halten Sie ihn
denn für schwachsinnig?«
»Aber ich habe wirklich...« Sie schwieg, da der Scheich
zurückkam und sich zufrieden die Hände rieb. Während er sie
prüfend ansah, hörten sie es alle: das Surren eines
Hubschraubers. Fouad öffnete die Tür: »Sayyid!« sagte er
aufgeregt.
»Allah sei Dank, das ging rasch. Munir, pack die Sachen
zusammen. In einigen Minuten brechen wir auf. Erschieß sie
nicht. Das besorgt Sabry.«
Das Geräusch des Hubschraubers wurde lauter. Ein heftiger
Windstoß fegte durch die offene Tür und wirbelte die Asche im
Herd auf. Schlagartig brach der Lärm ab. Im nächsten
Augenblick hörte Mrs. Pollifax draußen Schritte. Ihr Herz
hämmerte zum Zerspringen. Als Sabry hereinkam, stand sie auf
und verkündete mit klarer, lauter Stimme: »Ich muß Ihnen etwas
sagen.«

20
    Der Scheich sah auf die Uhr. »Also gut, sprechen Sie, aber machen Sie es kurz.«
Sie hob den Kopf und sagte fest: »In Ihrem Koffer ist nichts weiter als Pfirsichkompott.«
»Wie bitte?« sagte der Scheich.
»Allmächtiger!« stöhnte Robin.
Sie ließ sich nicht beirren. »Kurz bevor Sie mich hierher brachten, habe ich die beiden Originaldosen entfernt und durch Pfirsichkonserven ersetzt. Die richtigen Dosen befinden sich im Sanatorium.«
Der Scheich schien belustigt. »Mit anderen Worten, wir sollten Sie lieber noch ein Weilchen am Leben lassen, wie? Und alle wieder zurück zum Sanatorium und dort wieder Verstecken spielen?«
»Das können Sie halten, wie Sie wollen«, entgegnete sie gelassen. »Aber wenn Sie uns jetzt töten, wird Ihnen das später sehr leid tun. Nicht aus Menschlichkeit, sondern aus rein egoistischen Gründen. Das wollte ich Ihnen nur gesagt haben. Sie werden dann nämlich nie erfahren, wo die beiden echten Dosen sind.«
»Damit haben Sie natürlich recht«, sagte er höflich, ohne sie aus den Augen zu lassen. »Munir«, fügte er energisch hinzu, »hol einen Dosenöffner.«
»Jetzt haben wir's«, murmelte Robin.
Mrs. Pollifax wartete. Munir ging hinaus und kam mit einem kleinen Dosenöffner zurück. »Gib ihn her«, befahl der Scheich.
»Sayyid!« protestierte Sabry.
Der Scheich winkte ab. »Nein, nein, Ibrahim, die Sache macht mir Spaß. Ich will sehen, wie weit sie geht.«
Munir reichte Mrs. Pollifax den Dosenöffner, und sie ging zum Tisch, auf dem der Koffer lag. Sie öffnete ihn, nahm langsam die Sandsäckchen und das Papier heraus. Zumindest hatte sie erreicht, daß sie jetzt in der Zimmermitte stand. Sie hoffte, daß auch Robin diesen Vorteil erkennen würde. Sie nahm eine Dose, stellte sie auf den Tisch, setzte den Dosenöffner an...
Blitzschnell legte sich eine Hand auf die ihre. Sie drehte sich um und sah den kalten Blick des Scheichs auf sich ruhen. »Das genügt!« sagte er schroff. »Sie sind eine ausgezeichnete Schauspielerin, und der Trick war nicht übel, aber meinen Sie im Ernst, daß ich Ihnen gestatten würde, den Inhalt dieser Dose zu beschädigen?«
»Aber es sind wirklich bloß eingemachte Pfirsiche. Wie soll ich Sie davon überzeugen, wenn ich die Dose nicht öffnen darf?«
    »Ibrahim«, sagte er ärgerlich und wandte sich ab. »Mach Schluß mit ihr, sie wird langweilig.«
     
    »Sie gemeiner Feigling!« schrie Robin und kam
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