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macht weiter

macht weiter

Titel: macht weiter
Autoren: Dorothy Gilman
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Zelt geworden.
»Wenn Sie uns schon bewirten, um damit Stimmung für ein
angeregtes Plauderstündchen zu schaffen, dann müssen Sie uns
auch die Fesseln abnehmen lassen«, sagte Robin frostig. Der Scheich lächelte liebenswürdig. »Natürlich. Sobald Munir
mit den häuslichen Pflichten fertig ist.« Augenzwinkernd sagte
er zu Mrs. Pollifax: »Aber vergessen Sie bitte nicht, daß Fouad
mit dem Revolver an der Tür steht.«
»Um von Ihren großartigen Plänen zu sprechen«, sagte Mrs.
Pollifax und sah den Scheich unerschrocken an. »Sie sind für
Marcels Tod verantwortlich und für den Tod eines gewissen
Fraser, und jetzt werden Sie auch uns ermorden. Und trotzdem
nennen Sie sich ein Werkzeug Allahs?«
Er zuckte die Achseln. »Im Krieg sterben viele Menschen,
Männer, Frauen, Kinder, Soldaten und Unbeteiligte. Aber ich
staune, daß Sie über Fraser unterrichtet sind. Wieso?« Robin wurde neugierig. »Sie sprechen doch nicht etwa von
dem Engländer, der vorige Woche einen Unfall im Sanatorium
hatte? Ist er ermordet worden?« fragte er den Scheich. »Und
hatten Sie etwas mit seinem Tod zu tun?«
Der Scheich lächelte. »Mein lieber Mister Burke-Jones, der
Mann war ein britischer Agent. Zu seinem Pech hat er viele
Jahre im Nahen Osten gearbeitet. Er war mit Ibrahim bekannt.
Solange Ibrahim untätig in der Sonne lag, um sich
auszukurieren, war es ungefährlich, daß beide im gleichen Haus
wohnten. Die Ankunft der Familie Parviz hätte jedoch eine
Krise ausgelöst. Fraser hätte sofort Verdacht geschöpft. Also
mußte er aus dem Weg geräumt werden.«
Robin überlegte. Dann sagte er kühl: »Zufällig bin auch ich
britischer Agent, müssen Sie wissen, und da Mrs. Pollifax nicht das geringste mit der ganzen Angelegenheit zu tun hat, verlange
ich ihre sofortige Freilassung.«
Der Scheich sagte, noch ehe Mrs. Pollifax Einspruch erheben
konnte: »Ich glaube Ihnen nicht, Burke-Jones, und natürlich
lasse ich sie nicht frei. Immerhin war sie es, die in Ibrahims
Zimmer eingedrungen ist. Sie weiß zuviel. Und jetzt Schluß mit
dem Unsinn.« Munir schenkte Kaffee ein. »Haben Sie schon
mal Herisa gekostet? Das ist ein Gewürzkaffee. Ich glaube, er
wird Ihnen schmecken. Munir, du kannst ihnen jetzt die Fesseln
abnehmen.«
Ein zweites Tablett mit Kuchen und Datteln wurde gebracht.
Mrs. Pollifax hätte am liebsten laut gelacht. Ein Perserteppich,
Mokkatassen, ›Gewürzkaffee‹, Räucherstäbchen und ein
Scheich - das war zuviel. Sie unterdrückte ihren Lachreiz und
hatte plötzlich Tränen in den Augen. »Sie reisen originell«,
preßte sie mühsam hervor.
»Mit Geld läßt sich alles kaufen.«
»Selbst Armeen und Menschenleben?« fragte sie spitz. Sie
streckte Munir die Hände hin. Vorsichtig schnitt er die Fesseln
durch. Sie rieb sich die schmerzenden Gelenke. Aber zumindest
konnte sie jetzt essen, und dafür war sie dankbar.
Der Scheich hatte seine Tasse genommen und sagte: »Nichts
weiter als ein Mittel zum Zweck, Mrs. Pollifax. Eine
ungezügelte Menge erreicht nichts, aber ein einziger Mann kann
wahre Wunder vollbringen. Ich werde der Welt den Frieden
bringen, der ganzen Welt.«
»Könnten Sie es nur«, sagte sie. »Aber unblutig?«
»Wir haben ein Sprichwort, das besagt, zuerst muß das Innere
der Moschee erbaut sein, dann erst die Fassade. Nein, nicht
unblutig, weil die Menschen Kinder sind und streiten müssen.« »Das hätte ich mir denken können«, seufzte Mrs. Pollifax. »Aber es wird ein kurzes Blutvergießen sein. Ich habe in der Wüste meine eigene Armee stehen, die schon seit einiger Zeit heimlich gedrillt wird. Darüber hinaus habe ich gewisse, hm, andere Mittel erworben. Ich habe Wissenschaftler, ein Laboratorium und ein Waffenarsenal in der Wüste. Was mir jetzt noch fehlt, ist ein Land, eine Ausgangsbasis, aber es ist erstaunlich, wie leicht alles zu haben ist. In dieser materialistischen Welt verkaufen die Menschen ihre Seelen für
ein paar lumpige Dollars. Mit Geld läßt sich jeder kaufen.« »König Jarroud offenbar nicht«, widersprach Mrs. Pollifax. »Der ist bereits auf Minen gebettet. Und das war noch
bedeutend amüsanter. General Parviz wird mir keine
Schwierigkeiten machen, der Weg zum Thron ist frei.« Er
strahlte. »Ich habe eine Vision gehabt. Mir ist Mohammed im
Traum erschienen und hat mir verkündet, daß die Zeit reif ist
und daß ich Sayyid bin. Die Moslems haben lange Zeit
gewartet«, fuhr er fort. Der Feuerschein betonte sein Profil und
den fanatischen Blick. »Zuerst hofften sie auf Nasser,
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