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macht weiter

macht weiter

Titel: macht weiter
Autoren: Dorothy Gilman
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niemand sonst meine Lichtsignale sehen?« fragte sie.
Er schüttelte den Kopf. »Zimmer 113 liegt ziemlich hoch, genaugenommen im dritten Stockwerk, weil das Haus an den Hang gebaut ist. Im Untergeschoß sind die Massage-und Behandlungsräume, ebenerdig der Empfang und der Speisesaal. Darüber erst beginnen die Gästezimmer. Auf Ihr abend liches Signal werden am besagten Wagen die Scheinwerfer aufleuchten. Danach verschwindet er bergabwärts. Wenn alles in Ordnung ist, blinken Sie zweimal mit Ihrer Taschenlampe. Haben Sie jedoch eine dringende Meldung zu machen, dann blinken Sie viermal.«
»Was dann?«
»Dann bekommen Sie innerhalb der nächsten halben Stunde einen Anruf. Da dieser über die Telefonzentrale des Sanatoriums gehen muß, legen wir irgendeinen einfachen Code für Sie fest. Sie berichten über Ihr gesundheitliches Befinden, und wir wissen Bescheid.« Er schaltete den Projektor aus und trug ihn zum Koffer. »Ansonsten besteht Ihre Aufgabe darin, sich mit den Gästen anzufreunden, sich möglichst gründlich im Gebäude umzusehen. Aufpassen und die Ohren spitzen! Aber daß Sie mir keinen Sonnenaufga ng von der Felsenschlucht aus bewundern!«
»Bestimmt nicht«, versprach sie.
»Wir haben Ihren Flug nach Genf für übermorgen, Donnerstag, gebucht. Heute erhält das Sanatorium den Brief, in dem Ihre Anreise bestätigt wird, und morgen telegrafiere ich Ihre gena ue Ankunftszeit und veranlasse, daß Sie im Wagen vom Flugplatz abgeholt werden, wie sich das für die Schwiegermutter eines guten Anwalts gehört«, sagte er und lachte.
»Und wovon erhole ich mich?«
»Falls Ihr Ehrgeiz nicht nach Höherem strebt, wie wär's mit einer überstandenen Hongkonggrippe?«
»Einverstanden«, nickte sie. »Jetzt möchte ich nur noch wissen, wie ich diversen Leuten meine Abreise erklären soll. Zum Beispiel meinem Sohn in Chicago und meiner Tochter in Arizona. Und dem Gartenclub. Und meiner Nachbarin, Miß Hartshorne, dem Kunstverein...«
»Weiter«, drängte Carstairs.
»Der Union für Umweltschutz und...«, sie legte eine kurze Pause ein und sah Carstairs neugierig an, »... meinem Karatelehrer.«
»Darauf warte ich schon die ganze Zeit mit angehaltenem Atem«, sagte Carstairs. »Das wirft mich - noch immer - um.«
»Meine Karateschläge tun das auch«, erklärte sie ganz bescheiden.
»Sagen Sie einfach, daß Sie Ihre alte Freundin Adelaide Carstairs in Baltimore besuchen. Jeder Anruf für Adelaide wird automatisch in mein Büro gelegt.« Er grinste. »Ich überlasse es ganz Ihrer Fantasie, die liebe Adelaide nach Belieben aufzubauen.«
Er warf einen Blick auf die Uhr. »Allmächtiger, schon eins! Haben wir alles besprochen? Zu dumm, daß ich Bishop nicht bei mir habe. Muß eben selbst die Vorbereitungen für Ihren Abflug treffen.«
»Donnerstag?«
»Jawohl, achtzehn Uhr. Aber besser, Sie sind schon um vier auf dem Kennedy-Flughafen. Ich lasse Sie über den Lautsprecher ausrufen, damit man Sie nochmals instruiert. Außerdem bekommen Sie dann erst Ihren Flugschein und den für Sie bestimmten Code. Ich lasse Sie lieber nicht unter Ihrem eigenen Namen ausrufen. Haben Sie einen Vorschlag?«
»Jones, Johnson, Smith«, sagte sie rasch.
»Bleiben wir bei Johnson, Mrs. Virgil Johnson.« Er stand auf und streckte ihr die Hand hin. »Also dann, Mrs. Pollifax«, sagte er und lächelte, »dann wären wir wieder mal soweit.«
»Schön.« Auch sie stand auf und reichte ihm die Hand.
»Bon voyage. Essen Sie ruhig Ihr Brötchen vollends, und...« An der Tür blieb er nochmals stehen. »Und verdammt noch mal, enttäuschen Sie mich nicht, indem Sie sich den Schädel einschlagen lassen.«
Sie war richtig gerührt über so viel Mitgefühl.
    Mrs. Pollifax verwandelte Adelaide Carstairs in eine alte Schulfreundin, die vor kurzem ihren Mann verloren hatte.
    Du erinnerst Dich bestimmt noch, habe Dir viel von ihr erzählt, schrieb Mrs. Pollifax noch am gleichen Abend nach Arizona. Natürlich würde Jane sich nicht erinnern, aber da Kinder sich kaum für die Freunde ihrer Eltern interessieren, würde Jane höchstwahrscheinlich antworten, daß sie sich noch recht gut an diese Adelaide Carstairs erinnere. Ich fahre für ein bis zwei Wochen zu ihr, um sie zu trösten, fügte sie hinzu und gab für den Notfall auch die Adresse in Baltimore an.
    Am nächsten Vormittag machte sie Einkäufe. Seit längerer Zeit schon hatte Mrs. Pollifax ein schickes Kleid im Sinn, um nicht zu sagen: etwas ganz Ausgefallenes. Sie steuerte also die Boutique Psychodelique
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