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mach's mir: atemlos (German Edition)

mach's mir: atemlos (German Edition)

Titel: mach's mir: atemlos (German Edition)
Autoren: Lilli Wolfram
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Missgeschick mit dem fehlenden Nahrungsvorrat bestimmt nicht passiert. Er war ein echter „Mounty“ gewesen, wie er sich selbst genannt hatte. Seine Leidenschaft war das Klettern gewesen und so war es wohl nicht verwunderlich, dass er dabei sein Leben gelassen hatte.
     
    Mary seufzte. Wie schön sie es all die Jahre gehabt hatten, meist waren sie in der Hütte nackt herumgelaufen, hatten sich zärtlich berührt, geleckt und den Körper des anderen bis in den hintersten Winkel nach empfindlichen Lustzonen erforscht. Bis zu diesem unheilvollen Tag im Frühling vor fünf Jahren. Im Sommer waren sie früh morgens im See schwimmen gewesen, hatten sich dicht nebeneinander auf den Steg gelegt und sich von der Sonne trocknen lassen, waren Hand in Hand in die Berge hinauf gestiegen, um Beeren zu sammeln und sich an der unberührten Natur zu erfreuen. Abends, wenn sie von ihren Wandertouren zurückgekehrt waren, hatten sie sich splitternackt vor dem Feuer auf den Bärenfellen langsam und hingebungsvoll geliebt. Bill hatte die zärtlichsten Worte in ihr Ohr geflüstert und sie kraftvoll und sicher mit seinen starken, sonnengebräunten Armen gehalten. Nie wäre Mary auf die Idee gekommen, dass dieses Glück einmal enden könnte. Und nun saß sie hier: hungrig nach Zärtlichkeit und rohem Holzfällersex, in die Indianerdecke eingehüllt. Sie hörte das Knarren der Fichten, das Eis auf dem See klirren, und sie spürte, wie sich die Nacht schwarz und kalt um ihre Hütte legte. Wehmütig begann sie, sich zart zwischen den Schenkeln streicheln. Ihre Finger glitten in sie hinein. Aber der Hunger nach etwas Dickerem, Längerem, Härteren war so groß. Ob sie sich eine der Bienenwachskerzen aus der Küche holen sollte? Oder zwei? Doch gerade diese einsamen Orgasmen erfüllten Mary verlässlich mit noch größerer Sehnsucht nach Bill.
     
    Mitten in der Nacht schreckte Mary von einem Klopfen an der Tür auf. Vor den Fenstern war es stockdunkel. Sie musste eingeschlafen sein. Oder hatte sie sich das Klopfen nur eingebildet? Sie lauschte mit angehaltenem Atem. Tatsächlich! Da war es wieder! Das Klopfen. Nackt, auf allen Vieren kroch sie leise hinüber zu ihrem Gewehr, das neben dem Bett lehnte, entsicherte es und kroch dann weiter zur Tür: „Wer ist da?“
     
    „Jack!“
     
    „Was für ein ‚Jack‘“?“
     
    „Ein dummer Tourist, der sich nicht an den Rat vom Hotelpersonal gehalten hat, und den Wanderweg verlassen hat.“
     
    Mary seufzte. Na toll! Im Frühjahr und Sommer passierte das öfter mal, das sich Touristen im National Park verliefen und irgendwann vor ihrer Hütte standen, mit wund gelaufenen Füßen, halb verdurstet und leicht panisch. Sie warf sich die Indianerdecke um, schob den Eisenriegel zurück und zog die Tür einen Spalt breit auf. Keinen halben Meter von ihr entfernt stand ein ziemlich großer Mann, der in der Dunkelheit eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Bären hatte, was vermutlich an seinem riesigen Parka lag. Eilig nahm er seine Kapuze ab, damit Mary sein Gesicht sehen konnte. Sie lächelte, wobei ihr die Decke so verrutschte, dass sie eine Brust freilegte, deren Nippel in der Kälte sofort hart wurde. Zu ihrer Überraschung sah der Mann ziemlich nett aus. Nun lächelte auch er, wobei er am ganzen Körper zitterte: „Entschuldigen Sie die Störung. Ich bin seit heute Vormittag unterwegs und war eigentlich sicher, dass ich die Nacht nicht überleben würde, da sah ich von der anderen Seite des Sees hier Licht brennen und bin hierher losgelaufen.“
     
    Mary zog die Tür noch ein Stück weiter auf, damit der Mann hereinkommen und sie die Tür schnell wieder schließen konnte und nicht die ganze Wärme nach draußen abzog. Sie war voller Bewunderung: „Von da drüben sind Sie einmal rum gelaufen? Da müssen Sie ja ein ganz schönes Tempo drauf gehabt haben. Und das bei dem Schnee!“
     
    Mary sah amüsiert an ihm hinunter. Seine Jeans waren komplett durchnässt und irgendwie schien sich der kräftige Mann kaum mehr bewegen zu können. So steif gefroren war er. Dieser Jack bibberte und zitterte. Seine Wangen waren stark gerötet, und doch hatte er etwas unglaublich Männliches, fast Unbesiegbares an sich. In gewisser Weise erinnerte er Mary an ihren Bill. Auch er hätte es hinbekommen, um den halben See zu rennen, was wirklich keine leichte Übung war.
     
    Mary half dem Fremden mit der warmen Stimme den schweren, durchweichten Parka auszuziehen, wobei ihr immer wieder die Decke wegrutschte.
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