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Macho-Mamas

Titel: Macho-Mamas
Autoren: Michèle Binswanger , Nicole Althaus
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müssten als untervertretenes und vor allem als das sich kümmernde Geschlecht solidarisch sein.
    In männlich geprägten Arbeitsfeldern gibt es zudem den Mythos des «Nicht genug». Gemeint ist die Vorstellung, dass es nicht genügend Raum gibt für mehrere Frauen, dass nur eine gewinnen kann. Weil sie nicht überall im Berufsleben, aber in vielen Branchen noch immer «das andere Geschlecht» sind, also Sonderstatus haben, nehmen Frauen andere Frauen oft als potentielle Rivalinnen wahr.
    Die beiden Macho-Mamas hatten das Thema in Variationen durchgespielt. Nicht nur ihre Arbeit in Form ihrer Beiträge wurde öffentlich diskutiert, auch sie selbst wurden es. In den Blog-Kommentaren wurde darüber gestritten, wer von den beiden die besseren Texte schreibt, wer nur provoziert und wer besser argumentiert, wer intellektuell ist und wer bloß eitel. Und wer von den beiden besser aussieht.
    Wenn zwei Frauen in Konflikt geraten, deckt sich das Publikum mit Popcorn ein und versammelt sich am Ring, um dem Zickenkrieg beizuwohnen, die beiden anzufeuern und so die Dynamik noch zu verstärken. Eigentlich hätten die Mamas zur Businessregel Nummer eins greifen müssen: Stehen die Kommentare im Blog zwischen mir und dem, was ich erreichen will? Steht die andere Macho-Mama zwischen mir und dem, was ich erreichen will? Sie hätten nach einem doppelten Nein den Wettkampf ignorieren können.
    Aber das taten sie nicht. Stattdessen beobachteten beide genau, wer von ihnen wie beurteilt wurde. Und damit wandelte sich auch ihre gegenseitige Wahrnehmung. War die jeweils andere bislang einfach die Kollegin gewesen, erschien sie nun plötzlich als Gegenspielerin. Die Macho-Mamas kannten einander nicht gut, doch sie hatten auch über Privates gesprochen, über Partner und Familie, wie Frauen das eben tun. Aber sie waren nie zuvor in so direkter Konkurrenz zueinander gestanden.
    Als jener verhängnisvolle Anruf mit der Einladung in die Talkshow kam, kam auch der Reflex des Nicht-genug ins Spiel. Nur eine war ins Fernsehen eingeladen worden, und das bedeutete: Sie oder ich. Und da sie sich nicht einig waren, wer die Ehre verdient hatte, mussten sie einige Dinge zwischen sich klarstellen.
    Sie machten vieles richtig. Sie trugen den Streit nicht öffentlich aus. Sie klärten ihr Verhältnis als ein professionelles, und sie legten die Regeln im Umgang mit öffentlichen Auftritten fest. Und dann gaben sie sich die Hand. Genauso wie Frauen nicht selbstverständlich solidarisch zu ihren Geschlechtsgenossinnen sein müssen, ist auch nicht jede Meinungsverschiedenheit ein Zickenkrieg. Ja, Konkurrenz unter Frauen steht unter einem anderen Vorzeichen als Konkurrenz unter Männern oder zwischen Männern und Frauen. Aber sie kann fruchtbar sein. Man kann darin auch eine Kraft entdecken, die ein gemeinsames Projekt vorwärtstreiben kann.
     
    Die Visagistin legte Make-up auf, brachte die Frisuren der Mamas in Form, machte ein paar nette Bemerkungen über ihr Aussehen und entließ sie zum Vorgespräch mit dem Moderator. Nach dem Interview-Teil würde es Gelegenheit für ins Studio geschaltete Zuschauerfragen geben. Und das bereitete den Macho-Mamas Sorgen. Was, wenn die Anrufer ähnlich auf sie reagieren würden wie die Kommentatoren im Blog? Die öffentliche Wahrnehmung von Frauen, die sich mit Frauenthemen exponieren, ist nicht immer sehr freundlich. Und das ist sehr freundlich ausgedrückt. Frauen, die öffentlich eine Meinung kundtun, müssen mit Gegenwind rechnen. Frauen, die sich zu sogenannten Frauenfragen äußern, mit einem Orkan. Der Wind bläst immer aus derselben Richtung: Im Schutz der Anonymität des Internets werden solche Frauen wahlweise als frigide oder hässlich bezeichnet, als frustriert oder einfach als Emanzen, denen man es mal wieder richtig besorgen muss. Oder sie kriegen ihre Tage. Das kann dann im Originalton etwa heißen:
     
    Tauft den Mamablog mit dem ganzen pseudo-intellektuellen Geplapper doch bitte in «Achselhaare und Barfußdisko» oder «Blog der verbitterten Retro-Emanzen» um.
    Also die beiden Textwriterinnen – sind das auch Hausfrauen? Diese beiden dürften sich ruhig noch etwas ins Zeug legen und etwas aus sich machen. Michèle Binswanger und Nicole Althaus, jetzt wisst ihr, was ihr zu tun habt, bevor ihr über das eigene Geschlecht negativ schreibt. Ich kenne einige wirklich hübsche Hausfrauen in unserem Bekanntenkreis, die sich normal geben und sehr hübsch aussehen.
    Mütter sollten zur Kenntnis nehmen: es gibt
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