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Macabros 113: Die Wahnsinnskugeln

Macabros 113: Die Wahnsinnskugeln

Titel: Macabros 113: Die Wahnsinnskugeln
Autoren: Dan Shocker
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überragte ihn um mindestens zwei Köpfe.
    Ein widerliches Lachen drang ihm entgegen.
    »Du begehst einen Fehler nach dem anderen«, sagte eine
unheimliche Stimme. »Warum wendest du dich an einen, der dir
sowieso nicht helfen kann und dessen Auftauchen nichts weiter war als
eine Fata Morgana… wende dich an mich! Ich kann dir helfen!
Deine Frau, dein Bruder, dein Sohn, Evont… ich weiß, wo
sie sind und wie du zu ihnen kommen kannst. Mich mußt du
fragen, nicht den anderen.«
    Evont stöhnte.
    Die Dunkelheit vor ihm wurde kompakter. Es war eine Gestalt,
groß und grausam anzusehen. Das Böse in diesen Tagen
überall Unsicherheit verbreitet, hatte Form und Gestalt
angenommen.
    Eine dämonische Welt hatte einen ihrer Bewohner
ausgespien.
     
    *
     
    Evont hob langsam das Schwert.
    Sein Gegenüber lachte. Das große, fleischige Gesicht
war rund, auf dem Schädel wuchs borstig abstehendes Haar, das
aussah wie die Wurzel eines Kohlkopfes. Die Augen waren schräg
angesetzt und glühten rot – Pupillen gab es keine. Der
riesige Mensch fletschte die Zähne. Das Gebiß war spitz,
unregelmäßig und scharfkantig.
    »Du ’ schneidest dir ins eigene Fleisch«,
dröhnte es aus der Kehle der unheimlichen, übergroßen
Gestalt, »wenn du dein Schwert einsetzt. Niemand außer mir
kann dir helfen. Wenn du die Menschen, mit denen du zusammen warst,
wiedersehen möchtest – dann tu, was ich von dir
verlange.«
    »Wer bist du?« wisperte Evont. Auf seinem Gesicht lag
ein ungläubiger Ausdruck.
    Teuflisches Lachen, das bei ihm eine Gänsehaut erzeugte,
drang ihm entgegen.
    »Welchen Namen willst du hören?«
    »Deinen wahren…«
    »Ich habe viele wahre Namen, denn ich habe schon viele Male
gelebt. Der Name, unter dem mich die meisten kennen, ist
Menat…«
     
    *
     
    Der Polizeiwagen rumpelte über die schlecht asphaltierte
Straße.
    Der Kastenwagen hatte hinten zur Linken wie zur Rechten jeweils
zwei winzige, vergitterte Fenster. Durch das fiel hin und wieder ein
schwacher Lichtschein, wenn ein Fahrzeug entgegenkam oder
überholte.
    Der Lichtstreifen huschte dann über das Gesicht der blassen,
ernst wirkenden Frau, die neben einem uniformierten Beamten auf der
harten Holzbank saß.
    Die Frau war Pamela Kilian.
    Der Staatsanwalt hatte ihre Einweisung in eine geschlossene
Anstalt für psychisch Kranke verfügt.
    Pamela Kilian war für das, was sie getan hatte, nicht
verantwortlich zu machen. Sie hatte ein Landhaus in die Luft
gesprengt und dabei zwei Menschen getötet.
    »Wie weit sind wir noch vom Ziel entfernt?« fragte sie
abwesend. Sie trug Handschellen.
    »Noch eine Viertelstunde«, antwortete der Beamte an
ihrer Seite.
    Pamela atmete tief durch. Sie reckte sich und streckte die Beine.
In dem engen Wagen schmerzten die Glieder.
    »Eine Viertelstunde… Zeit für eine ’
Zigarettenlänge…« Sie wandte dem Mann an ihrer Seite
das Gesicht zu und lächelte. »Würden Sie mir eine
anzünden?«
    Sie legte die Beine übereinander. Der Rock rutschte über
die Knie und gab den Blick auf wohlgeformte Schenkel frei.
    Der junge Mann an ihrer Seite bemühte sich, wegzusehen.
    »Es ist nicht erlaubt, Gefangenen eine Zigarette zu
reichen… nicht in Ihrem Fall…«, sagte er leise.
    »Weil – ich verrückt bin, nicht wahr?« fragte
sie lauernd.
    Keine Antwort erfolgte.
    Sie befeuchtete ihre Lippen und legte den Kopf in den Nacken.
»Glauben Sie auch, daß ich nicht ganz richtig ticke? Sehe
ich wirklich aus – wie eine Verrückte?«
    Er blickte sie an. »Nein, so sehen Sie nicht
aus…«
    »Aber Sie halten mich trotzdem für
verrückt?«
    »Wir haben einen Auftrag, Miss Kilian, den müssen wir
erledigen.«
    »Auftrag ist Auftrag für Sie, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Sie würden also auch jemand in diese Anstalt bringen,
nur weil Sie einen Auftrag dazu haben, stimmt’s? Der Gedanke,
daß auch mal ein Irrtum vorliegen könnte, ist Ihnen noch
nie gekommen? Es könnte doch auch sein, daß ich
völlig normal bin. So normal wie Sie. Sie würden mich
trotzdem in diese Anstalt bringen?«
    »Unser Auftrag ließe uns keine andere Wahl, Miss
Kilian… Wir haben eine Zwangseinweisung. Es tut mir sehr leid,
daß Ihnen das widerfahren ist. Wenn es sich um einen Irrtum
handelt, wird sich der sehr schnell aufklären...«
    Sie lachte leise. »Wie ahnungslos Sie sind! Sie wissen
selbst, wie das ist, wenn man dort eingeliefert wird. Die Tore
schließen sich hinter einem – und man ist vergessen.
Psychische Anstalten haben etwas Endgültiges. Aus eigener
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