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Macabros 067: Arson - Gefangen im Nichts

Macabros 067: Arson - Gefangen im Nichts

Titel: Macabros 067: Arson - Gefangen im Nichts
Autoren: Dan Shocker
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aussehend, schüttelte den Kopf. Nein! So ganz
gefiel ihm diese Theorie nicht. Es gab da einige Spitzfindigkeiten,
die paßten nicht so recht in das Bild.
    Selbst wenn Olin irgendeinen Grund hatte, von der Bildfläche
zu verschwinden – dann hätte er es doch nicht auf diese
Weise getan. Spätestens in dem Augenblick, da man die
Betonplatte anhob, um seine Leiche zu bergen, mußte ihm doch
klar sein, daß man seinen Plan durchschaute. Wo es keine Leiche
gab – gab es weder Mord noch einen tödlichen Unfall.
    Olin konnte sich an allen zehn Fingern ausrechnen, daß
spätestens in dem Moment die große Suche nach ihm
einsetzte, da man nichts von ihm fand.
    »Da ist etwas faul. Das riech’ ich förmlich«,
Elnar Bergstroem war bekannt dafür, daß er für
besondere Situationen ein besonderes Gespür hatte. In der
Abteilung, für die er tätig war, wußte man die
besonderen Fähigkeiten und das Einfühlungsvermögen
Bergstroems zu schätzen.
    Noch während den Umstehenden und Neugierigen von der Polizei
neue Fragen gestellt wurden, man auch noch mal die Aussagen der
Bauarbeiter eingehend überprüfte und sich nach der Person
Olins nun näher erkundigte als zuvor, tat Elnar Bergstroem
etwas, was keiner so recht verstand. Er suchte den Platz ab, auf dem
der graue Staub der Betonplatte noch war und man deutlich die
abgegrenzte Stelle sah, die die Fläche eingenommen hatte.
    Schließlich war auch von dem Punkt aus, wo man die ganze
Zeit über schon stand, eindeutig zu sehen, daß dort nichts
von Arnd Olin zu entdecken war.
    Schritt für Schritt suchte Bergstroem den fraglichen Boden
ab.
    Der Staatsanwalt an seiner Seite blickte ihn seltsam an. Doch er
sagte kein Wort.
    »Die Geschichte wird immer rätselhafter, wenn man
anfängt, über sie nachzudenken«, ließ der
große, blonde Mann sich vernehmen. »Da gibt es
fünfzig Menschen, die sehen, wie ein Mensch erschlagen wird
– aber den Erschlagenen findet niemand. Und in Luft
aufgelöst haben kann er sich nicht…«
    Er stockte plötzlich. Der Sonderbeauftragte der
Untersuchungskommission ging in die Hocke und griff nach dem
dünnen Stoffetzen, der da zwischen dem grauen Staub lag.
    »Haben Sie etwas gefunden?« fragte der Staatsanwalt. Er
trug einen beigen Übergangsmantel, dessen obere Knöpfe
nicht geschlossen waren. Die dunkelgemusterte Krawatte war deutlich
zu sehen.
    »Mir scheint so…«, entgegnete Bergstroem mit
belegter Stimme.
    Er blies den grauen Staub von dem vermeintlichen Stoffetzen.
    »Ein Stück Stoff? Ein Stück Papier?« machte
der Staatsanwalt sich erneut bemerkbar.
    »So sieht’s im ersten Moment aus«, sagte Bergstroem
erregt. »Aber wenn man genau hinsieht – dann erkennt man es
eigentlich ganz deutlich noch…«
    Er hielt das Etwas in der flachen Hand und auch der Staatsanwalt
konnte es nun sehen.
    Die Miene des Mannes wurde hart, und ein erschreckter Ausdruck
trat in sein Gesicht.
    Was Elnar Bergstroem da auf der Hand hielt, waren zwei blutleere,
papierdünn gepreßte Glieder. Der vierte und fünfte
Finger einer rechten Männerhand!
     
    *
     
    Er wickelte den Fund in ein weißes Papiertaschentuch und
ließ ihn in seiner Tasche verschwinden. Niemand gegenüber
erwähnten sie zunächst, was sie entdeckt hatten. Die
Tatsache, daß sie etwas gefunden hatten, verstärkte ihr
Bemühen, nun jeden Quadratzentimeter Bodens genau zu
untersuchen.
    Doch es fand sich nichts mehr.
    Arnd Olin, der siebenunddreißigjährige Bauarbeiter aus
Stockholm, blieb verschwunden als hätte – im wahrsten Sinn
des Wortes – der Erdboden ihn verschluckt.
    Alle Theorien, die unwillkürlich hatten aufkommen
müssen, besaßen nun keine Bedeutung mehr.
    Für Elnar Bergstroem stand fest, daß der Mann hier an
dieser Stelle von der Betonplatte erschlagen worden war.
    »Und daß wir seine Leiche nicht finden
können«, sagte er rauh, als er sich mit dem zweiten
Beauftragten und dem Staatsanwalt im Auto befand und niemand ihnen
zuhören konnte, »das hat eine besondere
Bedeutung…«
    »Und was für eine?« fragte ihn der Staatsanwalt.
»Haben Sie schon einen bestimmten Verdacht oder eine Vermutung,
Herr Bergstroem?«
    Das Gesicht des Gefragten blickte ernst. »Ein Verdacht ist
vielleicht zu viel gesagt. Aber eine Vermutung – ja, so
könnte man sagen. Haben Sie noch nie von Menschen gehört,
die durch irgendeinen Vorfall verschwinden, ohne daß es einen
Grund dafür gibt? Die Statistik weist aus, daß wir in
Schweden allein im letzten Jahr sechshundert
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