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Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland

Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland

Titel: Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland
Autoren: Dan Shocker
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»Versündigen Sie sich
nicht! Ich glaube – das nämlich war James’
Fehler…«
    Er blickte dem frisch gewachsten und chromblitzenden Ford nach,
wie er um die Straßenecke verschwand, und schwankte dann
langsam auf unsicheren Beinen nach Hause.
     
    *
     
    Andrew O’Hara war das, was man als einen gutaussehenden Mann
bezeichnen konnte.
    Markante, männliche Züge, ein energisches Kinn, ein
großartiges, weltgewandtes Benehmen waren ihm eigen.
    O’Hara stammte aus Glasgow. Er unterhielt dort ein Studio, in
dem er Werbefilme für die Leinwand und das Fernsehen drehte.
    O’Hara war ein Allroundgenie. Er schrieb die Sketche selbst,
war sein eigener Hauptdarsteller und Regisseur und war ständig
bemüht neue Gags zu erfinden. In ganz England waren seine
witzigen, intelligenten Sketche bekannt und wurden am liebsten
gesehen. In einer neuen Filmserie, die einmal in der Werbung
wöchentlich samstags über den Bildschirm flimmerte, trat
Andrew O’Hara mit einer mannsgroßen Zeichentrickfigur auf,
die er »Bully« nannte. »Bully« war Mittelding
zwischen Mensch und Rindvieh. Die Dialoge, die die beiden wechselten,
waren zum Schreien. Der neue Erfolg hatte es mit sich gebracht,
daß eine Produktionsfirma, die vierwöchentlich eine
Unterhaltungssendung für den Bildschirm produzierte, mit ihm
zusammenarbeiten wollte.
    O’Haras Stern ging auf. Vor einem Millionenpublikum
würden zwei in Arbeit befindliche Filme zur Hauptsendezeit
über den Bildschirm flimmern. Der Erfolg für den
Allroundman aus Glasgow war nicht nur ein moralischer, sondern auch
ein beachtlich finanzieller.
    Und da das Rad schon mal in Schwung gekommen war, drehte es sich
auch munter weiter.
    Ed Hopkins, der in den Staaten allgemein nur der
»verrückte Cowboy« genannt wurde, war ebenfalls auf
ihn aufmerksam geworden.
    Hopkins war als Darsteller unzähliger Westernfilme zu Erfolg
und Millionen gekommen. In einer Fernsehserie, die fünfhundert
Folgen mit Hopkins in der Hauptrolle brachte, war Ed Hopkins’
Name mit ehernen Lettern in die Geschichte der Westerndarsteller
eingegangen.
    Hopkins’ Jugendtraum war es stets gewesen, einmal in seinem
Leben so reich zu werden, daß er sich praktisch jeden Wunsch
erfüllen konnte.
    Von seinen ersten Honoraren kaufte er sich Kleider und
Antiquitäten und richtete eine Wohnung ein, wie er sie sich
immer gewünscht hatte. Dann kaufte er ein Haus, dann baute er
nach alten Vorlagen am Stadtrand von Los Angeles im
Prominentenviertel inmitten eines fünftausend Quadratmeter
großen, parkähnlichen Grundstücks ein Schloß im
Stil der Zeit Königin Elisabeths I.
    Auf dem Höhepunkt seiner Karriere wurde der Western-Star zum
Produzenten. Und hier war Hopkins nicht weniger erfolgreich wie als
Darsteller. Seine Filme, die die rauhe Wirklichkeit und Amerikas
wilde Zeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf Zelluloid bannten,
wurden von Kennern schon jetzt als Klassiker bezeichnet.
    Bei Ed Hopkins handelte es sich um eine Persönlichkeit, die
von einem unruhigen Geist beseelt war.
    Wenn der Star nicht ständig etwas Neues unternahm und
riskierte, dann war es nichts.
    Vor zwei Jahren kam Hopkins von Amerika nach Großbritannien.
Und hier, im Land der Burgen und Schlösser aus einer alten,
geschichtsträchtigen Zeit, meinte er, endlich sein Zuhause
gefunden zu haben. Er reiste durch das ganze Land, um irgendwo ein
Schloß oder eine Burg zu finden, die sich nach Ergänzungs-
und Wiederaufbauarbeiten zum Wohnen eignete. Die Tatsache, daß
man solche Burgen und Schlösser tatsächlich käuflich
erwerben konnte, brachte den »verrückten Cowboy« ganz
aus dem Häuschen.
    Er fand, was er suchte.
    Das Manon-Castle, tief im Herzen Schottlands, in den
Grampian-Mountains, entsprach seinen Vorstellungen. Und die Tatsache,
daß dieses schottische Schloß in einem
Gespensterführer eine führende Rolle einnahm, daß der
Legende nach hier in den vergangenen Jahrhunderten seltsame
Vorfälle und Geistererscheinungen registriert und beobachtet
werden konnten, schien einen nicht unbedeutenden Einfluß auf
Hopkins’ Entscheidung gehabt zu haben, hier zuzugreifen.
    Das war sein Jugendtraum – ein eigenes
Gespensterschloß!
    Viele Gäste aus den Staaten hatten inzwischen dort
übernachtet, Leute vom Film, von Fernsehen, von der Platte.
    Ed Hopkins gab immer nur Partys im kleinen Kreis. So wie heute
abend auch wieder. Und diesmal hatte O’Hara das Glück
gehabt, unter den geladenen Gästen zu sein. Und ausgerechnet er,
der vermutlich den
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