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Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland

Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland

Titel: Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland
Autoren: Dan Shocker
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zusammengetragen war,
wußte offenbar nur ein Eingeweihter, wie James Muligan dies
gewesen war, etwas anzufangen.
    Nun verabschiedete McCasey sich. Mrs. Fently bat ihn,
wiederzukommen. »Wenn Sie mal den Wunsch haben, im Haus Ihres
alten Freundes unser Gast zu sein, dann sind Sie uns jederzeit
herzlich willkommen.«
    »Danke, vielen Dank…«
    Er folgte ihr zur Tür.
    »Mein Mann wird sich sicher freuen, wenn Sie mal
wiederkommen. Es ist schade, daß Sie ihn nicht
kennenlernten.«
    »Das läßt sich nachholen. Gute Nacht!«
    »Gute Nacht!« Mrs. Fently blickte ihm nach, wie er die
grobgepflasterte Straße überquerte. Dann drückte sie
die Tür ins Schloß und drehte den Schlüssel von innen
wieder herum.
    McCasey war von seltsamen, nicht genau zu beschreibenden
Gefühlen erfüllt. Das Denken fiel ihm ebenso schwer wie das
Laufen.
    Er schlich an den Hauswänden entlang, und es kam ihm so vor,
als hätte der Besuch im Haus seines alten Freundes etwas
aufgerührt, was er lange verschüttet glaubte.
Mißtrauen und Ratlosigkeit erfüllten ihn wie damals, als
er hinter Muligans Sarg gegangen war, als er es nicht gewagt hatte,
von der prophetischen Andeutung seines alten Freundes zu sprechen,
der Todesahnungen gehabt hatte. Aber schließlich gab Muligan
sich mit seltsamen Büchern ab, und da konnte es schon vorkommen,
daß ein solcher Mensch sich auch mit diesem Gedankengut
schließlich identifizierte.
    Er schreckte zusammen, als er das Motorengeräusch hinter sich
vernahm, als die grellen Scheinwerfer ihn voll trafen.
Unwillkürlich preßte er sich dichter an die Hauswand, weil
er fürchtete, von dem anrollenden Fahrzeug angefahren zu
werden.
    Das Auto hielt unmittelbar neben ihm.
    McCasey wandte den Blick.
    In dem Fahrzeug saßen zwei Menschen, ein Mann und eine Frau.
Die Frau kurbelte das Seitenfenster herunter.
    »Guten Abend, sagen Sie bitte, können Sie uns den Weg
zum Manon-Castle nennen?«
    Die Frau hatte kurzgeschnittenes, fast weißes Haar. Aber sie
war sehr jung. McCasey hatte noch nie etwas davon gehört,
daß es eine Haarfarbe gab, die man als Platinblond bezeichnen
konnte.
    »Ja, natürlich kann ich das«, knurrte McCasey.
    »Ist es noch weit bis dahin? Wir haben uns fürchterlich
verfranst. Wir kommen aus Glasgow. Ursprünglich sollten wir um
acht Uhr auf dem Castle eintreffen. Jetzt ist es schon zwanzig
nach.«
    »Fahren Sie bis an die Kreuzung vor, dann rechts«,
deutete McCasey noch vorn. »Dann immer geradeaus. Achten Sie auf
die Feldwege! An den Einmündungen müssen Sie vorüber.
Die vierte ist es dann. Der Weg führt tiefer in die Grampians
hinein. Gemütlich zu fahren ist das allerdings nicht.
Früher gab es Hinweisschilder hier in der Gegend. Aber eines
Tages waren sie verschwunden. Und seitdem der amerikanische
Filmfritze in dem Castle wohnt, sind auch die Schilder draußen
auf der Landstraße verschwunden. Dieser Yankee will offenbar
ungestört am Ende der Welt wohnen.«
    »Zu dem Yankee wollen wir«, lachte die Blonde. Sie
machte einen frischen und fröhlichen Eindruck, und McCasey
fragte sich unwillkürlich, ab Hariett in ihren besten Zeiten
jemals auch nur einen Bruchteil dieser Frische und Fröhlichkeit
besessen hatte.
    Das Ergebnis war mager. Da war es kein Wunder, daß er zum
Trinker geworden war. Alles hatte schließlich seine Ursache.
Bei diesem aparten Wesen vergaß man, seine Sorgen im Alkohol zu
ertränken.
    »Es ist nicht mehr weit«, ging McCasey auf die erste
Frage der fremden Frau ein. Er warf dabei einen Blick auf den Mann am
Steuer, der nervös mit seinen Fingern auf dem Lenkrad trommelte.
Der Fahrer trug einen dunklen Abendanzug und eine dezent gemusterte
Krawatte. Der Mann strahlte wie seine Begleiterin den Hauch vornehmer
Eleganz aus.
    »In spätestens zehn Minuten sind Sie dort. – Ist
wohl ein großes Fest auf Manon-Castle, wie? Habt Ihr auch den
Earl eingeladen?«
    »Welchen Earl?« fragte die Platinblonde.
    »Philipe, Earl of Manon-Castle«, krächzte McCasey.
»Angeblich spukt er immer noch im Gemäuer herum. Hat mein
Freund Muligan jedenfalls gesagt.«
    Die Blonde und der Mann am Steuer lachten.
    »Vielen Dank für die Auskunft«, sagt die Frau.
»Wir werden aufpassen, ob wir den Earl sehen.«
    »Wenn wir ihm begegnen, richten wir ihm schöne
Grüße von Ihnen aus, einverstanden?« warf der Mann
hinter dem Steuer ein. In der Dunkelheit blitzten seine weißen
Zähne wie Perlen.
    »Mit Geistern soll man nicht spaßen«, knurrte
McCasey, als der Wagen anrollte.
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