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Macabros 026: Elixier der Verdammnis

Macabros 026: Elixier der Verdammnis

Titel: Macabros 026: Elixier der Verdammnis
Autoren: Dan Shocker
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erreicht
haben.«
    Zwischen den Augen des Schauspielers entstand eine steile Falte.
»Dann könnte man sich ja nichts Sehnlicheres wünschen
– als den Tod?« fragte er irritiert, ihr einen kurzen Blick
zuwerfend.
    »Nein, auch diese Einstellung ist falsch. Von Verstorbenen
weiß ich, daß die Entwicklung in diesem Leben –
für die meisten ist es das erste – maßgebend ist
für die Reifung von Seele und Geist in der anderen Welt, in die
wir alle mal eingehen werden. Es gibt Unterschiede.«
    »Für die einen ist es die Hölle – für die
anderen der Himmel, wie?«
    »Ja, so ungefähr.«
    Bradley mußte sich im stillen eingestehen, daß Sheila
Martens eine ganz persönliche Art hatte, über diese Dinge
zu sprechen und daß es überzeugend klang. Er hätte
ihr stundenlang zuhören können. Ihr Gespräch aber
wurde unterbrochen, als sie das Ende des schmalen Pfades
erreichten.
    Das Medium sah das alte Fachwerkhaus mit den kleinen Fenstern, das
mit roten Lehmziegeln gedeckte Dach zwischen den engen Stäben
des mit verblühten Heckenrosen bewachsenen Tores zum ersten
Mal.
    Und ein eisiger Schauer überlief sie…
     
    *
     
    Bradley musterte sie von der Seite her. Er erblickte ihr bleiches
Gesicht, auf dem sich die zarte Haut wie unter plötzlicher
Kälteeinwirkung zusammenzog.
    Ihm entging dieses Frösteln nicht.
    »Ist etwas?« fragte er dumpf.
    Sie versuchte zu lächeln und war einen Moment lang abwesend.
»Nein, es ist nichts.«
    »Sie frieren?«
    Er sah, daß sie ein wenig die Schultern hob.
    »Ich fröstelte. Ganz plötzlich. Aber nun ist es
schon wieder vorbei.«
    Er stieg aus, näherte sich auf dem feuchten Weg dem Tor und
schloß es auf. Das Tor quietschte in den rostigen Angeln. In
der Mitte des wildromantischen Parks, der dem Innenhof eines
verwunschenen Schlosses alle Ehre gemacht hätte, befand sich ein
riesiges, rundes Blumenbeet, das überladen von verblühenden
Kelchen und vergehendem Grün war. Flammendes Laub färbte
den Rasen und die Wege, die zum Haus führten.
    Kein Laut weit und breit. Sheila vermißte selbst das
Säuseln des Windes, das sie die ganze Zeit über begleitete
und das Zwitschern der Vögel. Kein Ast knackte, nirgendwo
raschelte es. Es schien, als halte die Natur den Atem an.
    »Die Stille nach dem Lärm in der Stadt ist einfach
phantastisch. Hier hört man noch die Vögel zwitschern…
es ist herrlich hier«, bemerkte Bradley, als er sich hinter das
Steuer des Wagens klemmte.
    Das Medium sah den Fahrer schnell an. »Das Zwitschern?«
fragte sie leise.
    »Ja, hören Sie denn nicht? Moment, ich stelle den Motor
mal ab.« Das tat er. »Herrlich, nicht wahr? Es geht eben
doch nichts über unverfälschte Natur. Die drängt man
in unseren benzinverseuchten Städten immer weiter
zurück.«
    Sheila vernahm noch immer nichts. Aber das war oft so. Ihre
hypersensiblen Sinne sprachen auf Dinge an, die andere nicht
bemerkten, nicht mal ahnten.
    »Ja, es ist herrlich«, sagte sie, entgegen ihrer Meinung
und ihres Wissens.
    Hier war es gar nicht herrlich! Etwas lauerte hier, etwas war hier
geschehen. Sie vermochte nicht zu sagen, was es war. Noch
nicht…
     
    *
     
    Zwei weiße Marmorsäulen flankierten den ausgetretenen
Eingang. Wilder Wein und Efeu wuchsen über das alte Mauerwerk,
das einen erstaunlich guten Eindruck machte, ebenso wie das Holz.
    Es fiel Sheila Martens schwer, dieses Haus einer bestimmten
architektonischen Richtung zuzuordnen. Es hatte keinen bestimmten
Stil.
    Wer immer sich auch dieses Haus errichten ließ oder selbst
erbaute, legte nur Wert darauf, es einfach schön und seiner
wildromantischen Umgebung anzupassen. Und das war ihm gelungen. Es
gab Erker und sogar die Andeutung eines Turms, als hätte der
Erbauer ursprünglich die Absicht gehabt, ein kleines
Schloß zu bauen.
    Auf gleicher Höhe näherten sie sich der massiven
Eichentür. Nach zweimaligem Schließen sprang der Riegel
zurück.
    Die Tür quietschte nicht mal in den Angeln.
    Bradley trat einen Schritt vor, verbeugte sich leicht vor dem
jungen Medium und sagte: »Willkommen in meinem –
hoffentlich – zukünftigen Haus!«
    Die Andeutung eines Lächelns flog über Sheila
Martens’ Lippen. Sie sagte nichts, trat ein und blickte sich
um.
    Auf einer Kommode neben der Tür stand ein fünfarmiger
Kerzenständer. Dicke, bernsteinfarbene Leuchten standen darin.
Donovan Bradley flammte eine nach der anderen an.
    »Strom gibt es hier im Moment nicht«, sagte er
überflüssigerweise. »Aber das läßt sich
beheben. Ich
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