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Lying: Gibt es gute Lügen? (German Edition)

Lying: Gibt es gute Lügen? (German Edition)

Titel: Lying: Gibt es gute Lügen? (German Edition)
Autoren: Sam Harris
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Social Psychology
20, Nr. 1–2 (2001): S. 214–230; T. Cole, »Lying to the One You Love: The Use of Deception in Romantic Relationships«,
Journal of Social and Personal Relationships
18, Nr. 1 (2001): S. 107–129.
    7 Die praktische Ethik unterscheidet gleichermaßen zwischen negativer und positiver Unterlassung: Ersteres bezieht sich auf Handlungen, die es tunlichst zu vermeiden gilt, während wir Zweiteres auf jeden Fall tun sollten. Die Diskrepanz zwischen diesen beiden Kategorien ist beeindruckend: Wir sind durchaus in der Lage, eine unbegrenzte Anzahl negativer Unterlassungen zu leisten, und zwar ohne jeglichen Aufwand von Energie und anderen Ressourcen – ich kann davon absehen, jemanden zu töten, etwas zu stehlen oder etwas in einem Anfall von Vandalismus zu zerstören, ohne dass ich mich aus meinem Sessel bequemen muss. Positive Unterlassungen fordern, dass ich etwas aktiv tue – zum Beispiel Spenden für eine bestimmte Wohlfahrtsorganisation sammeln. Und ganz gleich, wofür ich mich auch entscheide, es steht in direkter Konkurrenz damit, wie ich ansonsten meine Zeit genutzt oder worauf ich mich konzentriert hätte.
    Ein weiterer wesentlicher Unterschied zwischen negativen und positiven Unterlassungen liegt darin, dass es bei negativen eindeutig ist, wenn man sich daran gehalten hat, bei positiven dagegen diesbezügliche Unsicherheiten auftreten können. Ich kann mit absoluter Sicherheit sagen, dass ich heute keinen Mord begangen habe. Doch in puncto soziales Engagement können meine Zweifel mich zu folgenden Fragen leiten:
Habe ich genug Geld gespendet?, Habe ich dierichtige Organisation unterstützt?, Habe ich den richtigen Weg gewählt?, Ist der Zweck der richtige?
... und so weiter.
    Nicht zu lügen, ist eine negative Unterlassung, die keinerlei Mühe kostet. Die
ganze
Wahrheit zu sagen, ist dagegen eine positive Unterlassung – die Kommunikation sehr anstrengend machen kann.
    8 K. A. Broomfield, E. J. Robinson und W. P. Robinson, »Children’s Understanding about White Lies«,
British Journal of Developmental Psychology
20, Nr. 1 (2002): S. 47–65.
    9 Bok (1999) vertritt dieselbe Ansicht.
    10 B. J. Sagarin, K. Rhoads und R. B. Cialdini, »Deceiver’s Distrust: Denigration as a Consequence of Undiscovered Deception«,
Personality and Social Psychology Bulletin
24, Nr. 11 (1998): S. 1167–1176.
    11 http://healthland.time.com/2011/01/06/study-linking-vaccines-to-autism-is-fraudulent/
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