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Lustig, lustig, tralalalala

Lustig, lustig, tralalalala

Titel: Lustig, lustig, tralalalala
Autoren: Mia Morgowski
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zufrieden. «Alles nur eine Frage der richtigen Einstellung! Frohe Weihnachten allerseits!»
    Langsam setzt sich der Schlitten in Bewegung. Das Gefährt ächzt, die Tiere wirken ein wenig unkoordiniert. Im fahlen Mondlicht sieht man, wie der Esel über einen der Pinguine stolpert. Er rappelt sich aber sofort wieder hoch. Schlingernd und knarrend zuckelt der Schlitten des Weihnachtsmannes durch den Abendhimmel.
    Hoffentlich sehen das jetzt keine Kinder, denke ich.
     
    Hans Rath,
Jahrgang 1965, studierte Philosophie, Germanistik und Psychologie in Bonn. Er lebt in Berlin, wo er sein Geld unter anderem als Drehbuchautor verdient. Mit seinem Romanerstling «Man tut, was man kann» hat er die Bestsellerliste im Sturm erobert. Die Fortsetzung «Da muss man durch» erschien im Sommer 2010.

Martina Brandl
Bärendienst
    U m das gleich klarzustellen: Ich liebe Weihnachten! Meine grüne Plastikzweiglichterkette hängt bis Ende Februar im Fenster, und ab November fange ich an, Stanniolpapier für Lametta zu sammeln und mich auf Geschenke zu freuen. Was ich dagegen überhaupt nicht ausstehen kann, sind Plüschtiere. Diese Geschichte handelt von beidem. Und wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass ich selbst durch meine Geschenkesucht meinen besten Freund Karl wahrscheinlich zu der peinlichen und verachtenswerten Tat getrieben habe, von der ich hier erzählen will.
     
    Es war der 11.   November, als Karl mich besuchte und, noch während er seine Jacke aufhängte, sagte: «Wenn man bei dir zur Tür hereinkommt, riecht man förmlich, dass bald Weihnachten ist. Wie machst du das nur immer?»
    «Ich hab eine Gans im Ofen», antwortete ich trocken und ging schon vor in die Küche.
    «Wie? Willst du schon mal probekochen?», fragte er, als ich den Vogel begoss und er mir von hinten über die Schulter schnupperte.
    «Das ist eine Martinsgans», sagte ich mit der Bratenspritze imAnschlag und schloss die Ofentür, «die mache ich jedes Jahr am Martinstag, das ist Tradition.»
    Er ging zum Kühlschrank und holte sich ein Bier. «Seit wann bist du denn so katholisch?», fragte er, während er nach dem Öffner suchte.
    «Ich war schon immer katholisch», gab ich zurück, ohne ihn anzusehen, «und der Öffner lag schon immer im Obstkorb. Außerdem ist St.   Martin mein Lieblingsheiliger. Der verschenkt Mäntel.»
    «Erstens», belehrte er mich, «war das nur einer, um genau zu sein: ein halber Mantel, und zweitens ist das ein sehr merkwürdiger Ort, um einen Flaschenöffner aufzubewahren.»
    «Ich finde, Menschen, die ungefragt in meine Küche latschen und den Kühlschrank als eine Art Selbstbedienungstheke sehen, haben überhaupt kein Recht, meine Ordnung zu kritisieren», sagte ich, nahm ihm lächelnd das Bier aus der Hand und pumpte ein paar große Schlucke davon in meine von der Ofenhitze trockene Kehle, «vielleicht lege ich die Dinge ja nur deshalb an ungewöhnliche Orte, damit du sie nicht findest. Hast du daran schon mal gedacht?»
    Er holte sich eine neue Flasche aus dem Kühlschrank. «Solang du nicht so weit gehst, umzuziehen, damit ich dich nicht mehr besuche.»
    «Pfffhh», machte ich, «das könnte ich auch einfacher haben. Ich bräuchte bloß kein Bier mehr zu kaufen.»
    «Da ist was dran», gab er zu, und wir stießen darauf an, als wäre das ein feierlicher Trinkspruch gewesen.
    «Und?», fragte er mit einem Blick auf die Gans und ihre silberne Abdeckung, «wirst du die Alufolie hinterher abwaschen und in Streifen schneiden?»
    «Du kannst dich gerne über meine Weihnachtsbräuche lustigmachen, aber das ist immer noch besser, als sich an Heiligabend mit Pflaumenwein zu betrinken. Und wenn du wüsstest, wie hoch der Energieverbrauch bei der Herstellung von Aluminium ist und wie viel Fläche   …»
    «Oh, bitte keinen Regenwaldvortrag!»
    «Dann will ich kein Wort mehr über mein Recycling hören.»
    «Du hast ja recht», lenkte er ein. «Ich versteh nur eins nicht: Wenn Aluminium so schlimm ist, wieso verwendest du es überhaupt? Wieso nimmst du zum Abdecken nicht einfach einen Deckel?»
    «Wie soll ich denn daraus Lametta schneiden?», fragte ich zurück. Karl gab auf, und ich erinnerte ihn noch einmal an die Highlights seiner asiatischen Weihnachtserfahrung vom Vorjahr. Mangels Anwesenheitspflicht bei der Familie und aufgrund wachsenden Desinteresses an kultischen Handlungen hatte Karl in den letzten Jahren einiges ausprobiert: Anfangs gab er dem 24.   Dezember noch einen feierlichen Anstrich und ging nachmittags
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