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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster
Autoren: Karin Wahlberg
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gut zu Weihnachten, dachte sie. Die Kreation wurde lauwarm mit Schlagsahne und einem Schuss Calvados darin serviert. Diesen Kuchen würde sie bei Gelegenheit backen. Sie hatte immer noch den frischen und gleichzeitig süßen Geschmack der Feigen auf der Zunge.
    Susanne Lundwall war übrigens die Einzige gewesen, die ihrer Müdigkeit nachgegeben hatte und ein Stündchen auf dem Sofa eingenickt war. Das hatte nichts ausgemacht, denn es hatte eine herzliche, tolerante Stimmung geherrscht. Keine von ihnen befand sich zur Zeit in einer größeren Krise, die hätte erörtert werden müssen. Harriet schien sich nach einer Arbeit zu sehnen, aber wer wollte schon eine fünfundfünfzigjährige Pflegehelferin einstellen? Eva-Karin stand im Begriff, ihr Badezimmer neu zu kacheln, was immer das für einen Sinn machte, schließlich war das letzte Mal noch nicht lange her. Das Alter trieb einen zu ständigen Veränderungen, großen und kleinen Projekten, bevor die Erschöpfung zuschlug. Oder man fügte sich. Genoss das Leben, wie es war. So wie Alena Dvorska, die ihren Lebensrhythmus gefunden hatte und nicht das Geringste verändern wollte. Charlotte wünschte, dass sie sich ebenso hätte begnügen können und dass sie vom Wirbel der Veränderung nicht mitgerissen worden wäre. Obwohl es in ihrem Fall um etwas anderes als um Kacheln ging.
    Dann war auch noch von Harriets Enkeln die Rede gewesen.
    Charlotte hatte nun den Friedhof erreicht und blickte in die abgrundtiefe Dunkelheit. Nur die Waldkapelle war im kalten Licht der Fassadenbeleuchtung zu sehen.
    Ein alter amerikanischer Straßenkreuzer mit glänzenden, sahneweißen Heckflossen fuhr mit derart laut aufgedrehter Musik vorbei, dass der ganze Wagen zu vibrieren schien. Dann herrschte wieder Stille. Weiter vorne würde sie die Stengatan verlassen und den Pfad am Friedhof entlang zu ihrer eigenen Straße, dem Tärnvägen, einschlagen. Dort war es noch finsterer, aber sie war wirklich nicht schreckhaft.
    Nicht nur der Wein war ihr zu Kopf gestiegen. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis, wie eine Katze, die ihrem Schwanz hinterherjagt. Gedanken, die sich nicht verscheuchen ließen.
     
    Veronika Lundborg und Claes Claesson hatten den Abend bei den Lundins verbracht. Eigentlich war es Veronika zu anstrengend auszugehen. Aufgrund der schwangerschaftsbedingten hormonellen Umstellung ihres Körpers war sie bereits um sieben Uhr abends extrem müde. Sie wusste, dass sich das bald geben würde.
    Sie waren vorsichtig. Noch hatten sie niemanden eingeweiht, nicht einmal Mona und Janne Lundin. Vorsicht war auch angebracht, schließlich war sie sechsundvierzig. Aber sie hatten ihren Besuch bei den Lundins schon so oft verschoben, und zu guter Letzt hatte sie die Anstrengung eines Freitagabends fern ihrer Fernsehcouch auf sich genommen, obwohl sie sogar Bereitschaftsdienst hatte. Aber der diensthabende Arzt Daniel Skotte kam gut allein zurecht, und es gehörte schon viel dazu, dass er sich genötigt sah, sie anzufunken.
    Außerdem hatten sie diesen Herbst viele Fahrten nach Lund unternommen. Vor allem Veronika, die sich dafür extra hatte beurlauben lassen. Manchmal war sie fast eine ganze Woche in Lund geblieben.
    Eine schwere Zeit, die noch nicht gänzlich vorüber war. Tage und Nächte hatten sie an Cecilias Krankenbett in der neurochirurgischen Klinik in Lund und anschließend in der Reha-Klinik in Orup verbracht. Allmählich war eine Besserung eingetreten. Vielleicht würde alles wieder gut werden, aber das alles andere überschattende Gefühl der Ohnmacht war geblieben.
    Cecilia, Veronikas erwachsene Tochter. Obwohl sie jetzt nicht sonderlich erwachsen wirkte. An ihre Zukunft, Beruf, Freund, Familie, wagten sie gar nicht erst zu denken. Aber ihre Befürchtungen machten ihnen schwer zu schaffen.
    Den Weg über Växsjö nach Skåne kannte sie mittlerweile im Schlaf. Cecilia wurde in Orup gut betreut. Dabei handelte es sich jedoch mitnichten um eine Erholungskur. Mit harter Arbeit würde sie sich die Welt zurückerobern. Sie waren sehr dankbar für alles, was für Cecilia getan wurde. Sie wurde von allen Seiten ermuntert, von Cecilias Vater, von Claes und von allen Freunden. Aber Veronikas Wut schwelte, der unproduktive Wunsch nach Rache. Das Bedürfnis, jemandem ins Gesicht zu schlagen, jemanden zur Rede zu stellen. Aber sie würden nie erfahren, wer der Täter war, das wusste Veronika. Und sie wusste auch, dass ihre Rachlust abnehmen würde. Aber das dauerte.
    Sie waren vor allem
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